Kreml attackiert Ukraine: Ausmaß der Eskalation (noch) nicht absehbar

Ein Union Investment Kurzkommentar zur eskalierenden Lage in der Ukraine. Union Investment | 24.02.2022 13:41 Uhr
© Photo by Artem Kniaz on Unsplash
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In der Nacht zum Donnerstag, 24. Februar 2022, hat sich die sicherheitspolitische Lage in Osteuropa deutlich verschärft. Der russische Präsident Wladimir Putin gab in einer Rede bekannt, eine militärische Aktion auf die Donbass-Region befohlen zu haben. Darüber hinaus soll landesweit die militärische Infrastruktur der Ukraine zerstört werden, auch wenn das Land nach Aussage Putins wohl nicht vollständig besetzt werden dürfte. Die ukrainische Regierung wie auch die westlichen Staaten haben den Entschluss Moskaus scharf kritisiert. Sowohl die USA als auch die EU haben politische, wirtschaftliche und diplomatische Gegenmaßnahmen angekündigt, nachdem bereits in den Tagen zuvor Sanktionen verhängt worden waren. So hatte die deutsche Bundesregierung z.B. den Stopp des Genehmigungsverfahrens der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2 verkündet.

Umfang der russischen Invasion bislang unklar

Aktuell hat es den Anschein, als richte sich die russische Invasion in erster Linie auf den östlichen Teil der Ukraine. Unter dem Begriff „Donbass“ werden die beiden Verwaltungsbezirke Luhansk und Donezk gefasst, die bislang nur zum Teil zum Territorium der von Separatisten gesteuerten „Volksrepubliken“ gehörten. Die sog. „Kontaktlinie“ verlief also mitten durch diese beiden Regierungsbezirke. Putin hatte bereits Anfang der Woche deutlich gemacht, dass er die Gebietsansprüche der Separatisten auf die gesamte Region anerkennt. Insofern darf man annehmen, dass die russische Armee zumindest auf die Eroberung dieser Landstriche abzielt. Wie weit der Vorstoß darüber hinaus gehen soll, ist aktuell noch unklar.

Westliche Gegenmaßnahmen angekündigt, aber noch nicht spezifiziert

Das gilt auch für die zu erwartenden Gegenreaktionen der westlichen Staatengemeinschaft. Wir rechnen zumindest mit der Einführung der „Foreign Direct Policy Rule“, also einem US-Exportverbot von Hightech-Produkten in die Russische Föderation (wie die USA sie z.B. schon auf Huawei anwenden). Auch die Suspendierung Russlands vom SWIFT-Finanzdatennetzwerk wäre eine mögliche, allerdings sehr weitreichende Sanktion. Der Ausschluss vom internationalen Zahlungssystem hätte schwerwiegende Folgen auf die russische Volkswirtschaft und dürfte das Land empfindlich treffen. Daher dürfte der Kreml einen solchen Schritt wohl nicht unbeantwortet lassen und seinerseits mit Maßnahmen gegen den Westen reagieren. Der Ausschluss von SWIFT könnte daher in einer Spirale von Aktion und Reaktion münden und den Konflikt zwischen Russland und dem Westen auf eine neue Stufe heben. Ob es daher dazu kommt, ist aktuell fraglich – aber nicht ausgeschlossen. Hierbei handelt es sich letztlich um den Knackpunkt für die Frage, wieweit der Konflikt mit Bezug auf die internationale Staatengemeinschaft eskaliert.

Für eher unwahrscheinlich halten wir westliche Energiesanktionen, da die volkswirtschaftlichen Kosten aus Sicht der europäischen Regierungen (insbesondere in Berlin) sehr hoch wären. Auch Moskau wird unserer Einschätzung nach aus Eigennutz von entsprechenden Schritten absehen, solange es sich nicht dazu gezwungen sieht.

Unklare Lage mahnt zur Vorsicht

Die aktuelle Lage ist also mit hoher Unsicherheit behaftet. Weder sind die russischen Ziele noch die westlichen Gegenmaßnahmen klar. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten systemischer Risiken oder einer weiteren, möglicherweise sogar unbeabsichtigten militärischen Eskalationen eher gering, aber angesichts der unübersichtlichen Situation auch nicht völlig ausgeschlossen. Langfristig zeichnet sich jedenfalls eine Verhärtung und Verfestigung des Konflikts zwischen Russland und dem Westen ab, sowohl auf wirtschaftlicher wie auch auf sicherheitspolitischer Ebene.

UIC setzt Kurs der Risikoreduktion durch temporäre Neutralisierung der Aktienquote fort

Angesichts dieser verschärften Lage hat das Union Investment Committee (UIC) heute den Kurs der vergangenen Wochen fortgesetzt und reduziert das Risiko im Musterportfolio über eine Neutralisierung der Aktienquote. Ausschlaggebend ist dabei nicht eine grundsätzliche Neubewertung der fundamentalen Aussichten zu Konjunktur und/oder Kapitalmärkten. Nach wie vor schätzt das Gremium die Wachstumsaussichten als gut und die Ertragslage der Unternehmen als sehr robust ein. Grund sind vielmehr die skizzierten kurzfristige Risiken. Mit der heutigen Entscheidung trägt das UIC diesen Unwägbarkeiten Rechnung und stellt sich für den Moment abwartender auf. Die frei gewordenen Mittel fließen dabei in die Kasse und sind somit für Investitionen nach einer Klärung der Lage verfügbar.

Stand aller Informationen, Erläuterungen und Darstellungen:
24. Februar 2022, soweit nicht anders angegeben.

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