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Mit einer Zinserhöhung um 75 Basispunkte nimmt die EZB nun den größten Zinsschritt in ihrer Geschichte vor. Nur in der Finanzkrise 2008 gab es etwas vergleichbares, allerdings in die Gegenrichtung. Das zeigt den Ernst der Lage. Gleichzeitig geben die Währungshüter auch den Sparern ein deutliches Signal: Die Nullzinspolitik ist zu Ende! In den nächsten zwei Sitzungen bis zum Jahresende dürfte die EZB die Zinsen dann um weitere 50 beziehungsweise 25 Basispunkte anheben.
Der heutige Rekord-Zinsschritt dürfte ein Zugeständnis an die Falken im EZB-Rat sein, damit diese nicht auf ein baldiges Ende der Refinanzierungen fälliger Anleihen aus dem APP-Wertpapierkaufprogramm drängen. Denn ein Bilanzabbau würde die Anleihen aus Euro-Peripherieländern in einer angespannten Marktlage belasten und käme darum ungelegen.
Die Aussichten für die Geldpolitik im Euroraum bleiben schwierig. Trotz des großen Zinsschrittes hat sich die Notenbank nicht sonderlich viel Spielraum verschafft. An den Märkten ist der heutige Schritt zwar bereits weitgehend eingepreist worden und hat darum vorerst kaum zu Reaktionen geführt. Zu groß sind aber die Inflationsrisiken, die von den Energiepreisen ausgehen. Die Kapitalmärkte könnten daher über den Winter hindurch weiter von Spekulationen getrieben sein, dass die Notenbank doch noch stärker an der Zinsschraube dreht als bisher eingepreist ist. Entsprechend volatil bleibt es an den Börsen.
Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt und Leiter Research & Investment Strategy sowie Mitglied des Union Investment Committee
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