Wachstum: Wann geht es wieder bergauf?

Die Wirtschaft in den Kernmärkten dürfte in der zweiten Jahreshälfte 2023 weitgehend stagnieren, bevor das Wachstum im Verlaufe von 2024 wieder etwas anziehen wird. In dem angebrochenen Zeitalter der „Great Transformation“ wird sich das Bild in den kommenden Jahren insgesamt wieder aufhellen. Union Investment | 23.07.2023 11:00 Uhr
© Foto von Lisa Fotios auf pexels.com
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Das Wichtigste für Sie in Kürze

  • Straffere Geldpolitik entfaltet zunehmend ihre Wirkung 
  • Eine Rezession steht nicht bevor – Stagnation bis Jahresende
  • Langfristig wird das Wachstum durch physischen Investitionsboom unterstützt 
  • Great Transformation: Ausgewogene Allokation zwischen Value und Growth sinnvoll

Der kurzfristige Konjunkturausblick für die Kernmärkte ist verhalten. Eine Stagnation des Wirtschaftswachstums bis Ende des Jahres, sowohl in den USA als auch in Europa, ist unser Basisszenario. Doch nicht zuletzt dank des einsetzenden Investitionsbooms – vor allem in den USA – dürfte das Wachstum im kommenden Jahr wieder angekurbelt werden.

Notenbanken nähern sich dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus

Die Geldpolitik der Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank ist infolge des wohl aggressivsten Straffungszyklus seit Jahrzehnten inzwischen klar restriktiv. Ein Großteil dieser Straffung ist aufgrund der Wirkungsverzögerung der Geldpolitik noch gar nicht in der Realwirtschaft angekommen. Zusammen mit der langsam sinkenden Inflation spricht dies für ein baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus. Die US-Notenbank hob, nach einer Pause auf ihrer Juni-Sitzung, im Juli die Zinsen ein weiteres Mal um 25 Basispunkte auf ein Zielband für die Fed Funds Rate von 5,25 bis 5,5 Prozent an. Damit dürfte der Zinsgipfel in den USA erreicht sein. Im Euroraum dürfte die EZB ihren Einlagensatz auf vier Prozent anheben, wobei hier die Aufwärtsrisiken leicht überwiegen. Nach einem Zinsschritt um 25 Basispunkte im Juli erwarten wir einen letzten Schritt im September. 

Stagnation auf beiden Seiten des Atlantiks 

Bis Jahresende dürfte die Wirtschaft sowohl in den USA als auch im Euroraum weitestgehend stagnieren und das Wachstum erst Richtung Ende 2024 zurückkehren. Im Euroraum verbessern zwar starke Lohnzuwächse und die nachlassende Inflation die Entwicklung der Realeinkommen, aber der Beschäftigungsaufbau kommt ins Stocken. Weil Verbraucher angesichts der hohen Zinsen vom Erwerb langlebiger Güter absehen, tritt der private Konsum – trotz der sich verbessernden Einkommenssituation – auf der Stelle. Unternehmen meiden große Vorhaben. Der Süden des Euroraums profitiert aber weiterhin von Investitionen, die durch den Aufbaufonds (NGEU) finanziert werden.

Konjunktur

Wirtschaftliche Stagnation im 2. Halbjahr – moderate Belebung 2024

Die US-Wirtschaft erweist sich hingegen bis zuletzt als resilient. Das reale Bruttoinlandsprodukt legte im ersten Quartal um annualisiert zwei Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Auch im zweiten Quartal dürfte die Wirtschaft mit einem Plus von 1,2 Prozent ordentlich gewachsen sein. Nach wie vor gehen wir davon aus, dass die US-Wirtschaft im zweiten Halbjahr stagnieren wird. Der Konsum steht angesichts der erwarteten weiteren Abkühlung am Arbeitsmarkt vor einer deutlichen Abschwächung. Stabilisierend auf das Wachstum wirkt die wieder anziehende Investitionsdynamik, sowohl im Wohnungsbau als insbesondere auch im Gewerbebau. Bei letzterem zeigt sich sehr deutlich, dass die massiven staatlichen Investitionsanreize aus dem vergangenen Jahr allmählich Früchte tragen. Ein Vorbote für die kommenden Jahre. 

Investitionsboom bringt langfristig mehr Wachstum 

Denn im angebrochenen Zeitalter der „Great Transformation“ erfährt die Wirtschaft einen physischen Investitionsboom, der das Wachstum nicht nur vorübergehend erhöhen wird. Umfangreiche Investitionen in den grünen Wandel und die Digitalisierung werden die Verbreitung von neuen Technologien beschleunigen und zu erhöhtem Wachstum führen. In den USA hat dieser Boom schon begonnen. In den vergangenen beiden Jahren hat die Regierung Biden umfangreiche Investitionspakete in Höhe von 1.300 Milliarden US-Dollar verabschiedet. Ziel dieser Pakete ist, die Lieferketten von strategisch wichtigen Zukunftstechnologien zunehmend im eigenen Land anzusiedeln.

Die Great Transformation wird durch massive staatliche und private Investitionen in Zukunftstechnologien geprägt sein. - Sandra Ebner, Volkswirtin bei Union Investment

Die Ausgangssituation für beschleunigten technologischen Fortschritt ist zudem so gut wie lange nicht. Aktuell treffen drei Entwicklungen zusammen, die einen besonders fruchtbaren Boden bereiten. Erstens: Zahlreiche neue Automatisierungstechnologien (KI) sind vorhanden und warten nur auf die Verbreitung. Zweitens: Die finanziellen Mittel für Investitionen sind ausreichend vorhanden. Die Unternehmen verfügen über gesunde Bilanzen und der Staat unterstützt mit umfangreichen finanziellen Anreizen. Drittens: Seitens der Unternehmen ist der Handlungsdruck groß. Erstmals seit langem sehen sich Unternehmen mit nachhaltigem Lohndruck konfrontiert. Dieser Dreiklang bereitet eine gute Grundlage für ein langfristig beschleunigtes Wachstum.

Staatlichen Anreizen folgen Taten 

Dass die staatlichen Anreize Wirkung zeigen, lässt sich mittlerweile auch mit handfesten Daten belegen. Die Investitionen in den Bau neuer Fabriken sind in den vergangenen Quartalen sprunghaft angestiegen. Eine Entwicklung, die sich noch länger fortsetzen wird. Darauf lassen zumindest die angekündigten Investitionsvorhaben der Unternehmen schließen. Die Agenda „Investieren in Amerika“ von Präsident Biden mobilisiert bereits rekordverdächtige 503 Milliarden US-Dollar an Investitionen aus dem privaten Sektor in Industrien des 21. Jahrhunderts. So kommt die Produktion nach Jahrzehnten der Verlagerung ins Ausland wieder zurück nach Amerika und schafft gleichzeitig neue, gut bezahlte Arbeitsplätze. 

Davon werden auch europäische Unternehmen profitieren. Sie können in diesem Umfeld ihre Stärken wieder gezielt ausspielen. Schließlich erleben wir hier gerade die Wiederauferstehung der „Old Economy“. Das sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die neue „Old Economy“ eng mit dem Technologiesektor verbunden sein wird. Automatisierung und damit auch Künstliche Intelligenz werden eine wichtige Rolle spielen. Beispielsweise könnte die Sprachsteuerung, basierend auf den neusten Fortschritten im Bereich der generativen Künstlichen Intelligenz, den Einsatz von Robotern, auch in der Industrie, enorm erleichtern. 

USA: Investitionen in Anlagenbau

Investitionsboom bringt mehr Wachstum

Mit der Blend-Strategie von aktuellen und zukünftigen Trends profitieren 

Um von den aktuellen Entwicklungen zu profitieren, eignet sich die Blend-Strategie (Mischung aus Wachstums- und Subtanzaktien): Die Neuordnung der Lieferketten und der Großmachtwettbewerb zwischen China und den USA sowie die Notwendigkeit zum grünen Umbau der Wirtschaft unterstützt langfristig Unternehmen der „Old Economy“, wie Industrieunternehmen sowie Unternehmen aus der Energiebranche, insbesondere auch aus dem Bereich Erneuerbare Energien. Unternehmen aus diesen Bereichen können von der umfangreichen Investitionstätigkeit profitieren. Als Folge haben Unternehmen, die früher wenig margenträchtig waren, nun zunehmend Preissetzungsmacht. Damit ist der Weg für eine steigende Profitabilität – zumindest temporär – gegeben und die Unternehmensgewinne bleiben in der Breite gut unterstützt. Allerdings wird dieser physische Investitionsboom auch durch eine starke Technologie-Komponente gekennzeichnet sein. Schließlich werden Fabriken und Infrastruktur immer „smarter“. Aktuell ist es beispielsweise das Thema Künstliche Intelligenz, das Growth-Aktien (Technologietitel) Aufwind gibt. Mit der Blend-Strategie ist es möglich, sich längerfristig auf die Auswirkungen der „Great Transformation“ auszurichten: Es lassen sich sowohl die Chancen des physischen Investitionsbooms nutzen als auch jene rund um das Thema Künstliche Intelligenz. Denn beide Themen werden in diesem neuen Umfeld eng miteinander verwoben sein.

Die Great Transformation

Die Great Transformation geht von einem strukturell höheren Wirtschaftswachstum getrieben von den USA und einer höheren Volatilität der realwirtschaftlichen Entwicklung aus. Damit sind wieder mehr und ausgeprägtere Konjunkturzyklen mit „normalen“ Rezessionen zu erwarten. Boomphasen werden schneller zu Lohn- und Preisdruck führen, worauf Notenbanken wieder vermehrt mit restriktiver Geldpolitik reagieren werden. Expansionsphasen werden künftig wieder häufiger durch klassische Wachstumsrezessionen unterbrochen. Dank der höheren „Reiseflughöhe“ der Notenbanken wird in den darauffolgenden Rezessionen aber nicht mehr regelmäßig die Notwendigkeit für unkonventionelle Maßnahmen bestehen. In Summe bedeutet dies mehr Wachstums- und Inflationsvolatilität.

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