Es geht steil abwärts mit der Inflation. Im September ist die Teuerung in Deutschland erstmals seit März 2022 wieder unter die Marke von 5 Prozent gerutscht. Laut Statistischem Bundesamt legten die Preise im Jahresvergleich um 4,5 Prozent zu, nach 6,1 Prozent im Vormonat.
Die sinkende Inflation ist das Resultat aus der schwachen Konjunkturentwicklung und dem höheren gesamtwirtschaftlichen Angebot. Insgesamt hat der Teuerungsdruck bei den meisten Gütern und Dienstleistungen deutlich nachgelassen. Hinzu kommt im Jahresvergleich die inflationssenkende Wirkung durch das Auslaufen des 9-Euro-Tickets im August 2022. Dies führte zu einem Anstieg der Preise im September letzten Jahres und somit zu einer aktuell höheren Vergleichsbasis.
In den kommenden Monaten dürfte die Inflation schwankungsanfällig bleiben. Für Oktober und November erwarten wir einen deutlichen Abwärtstrend in Richtung drei Prozent. Der tatsächliche Preisrückgang dürfte allerdings etwas überzeichnet sein, weil im Vergleichszeitraum die Energiepreise stark gestiegen waren. Im Dezember ist noch einmal ein Anstieg in Richtung von fünf Prozent denkbar. Die Ursache für diesen Anstieg liegt vor allem in der Energiepreisbremse der Bundesregierung, die im Vorjahreszeitraum die Energiepreise gedrückt hatte.
Für das nächste Jahr erwarten wir einen weiter sinkenden Preisdruck. Allerdings wird es nicht mehr so schnell abwärts gehen wie in diesem Jahr. Dafür sorgt unter anderem der nach wie vor knappe Arbeitsmarkt und der Fachkräftemangel, der die Preisrückgänge im personalintensiven Dienstleistungsgewerbe bremst.
Von Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt bei Union Investment