Studie: Union Investment nimmt Corporate Governance im DAX und MDAX unter die Lupe

Union Investment | 19.04.2024 10:08 Uhr
Vanda Rothacker, Senior ESG-Strategin mit Schwerpunkt Corporate Governance bei Union Investment undCarola Schroeder, die das Portfoliomanagement von Union Investment leitet / © e-fundresearch.com / Union Investment
Vanda Rothacker, Senior ESG-Strategin mit Schwerpunkt Corporate Governance bei Union Investment undCarola Schroeder, die das Portfoliomanagement von Union Investment leitet / © e-fundresearch.com / Union Investment

  • Unternehmen sollen Ranking nicht als Kritik, sondern als Ansporn verstehen   
  • Union Investment will nachhaltige Transformation aktiv begleiten
  • Notenschnitt von 2,7 im DAX und 3,3 im MDAX
  • Verbesserungsbedarf bei Ämterhäufung, Unabhängigkeit und Transparenz

Gute Unternehmensführung (Corporate Governance) ist entscheidend für nachhaltigen Unternehmenserfolg. Deshalb hat Union Investment mit dem Stimmrechtsberater IVOX Glass Lewis ein Corporate-Governance-Ranking entwickelt, das jetzt zum sechsten Mal für den DAX und zum vierten Mal für den MDAX vorliegt. „Das Ranking möchte für die Wichtigkeit des Themas sensibilisieren und Defizite offenlegen“, sagt Carola Schroeder, die das Portfoliomanagement von Union Investment leitet. „Die Unternehmen sollen das Ranking nicht als Kritik, sondern als Ansporn verstehen. Dann wird der Kapitalmarkt zum Motor für gute Unternehmensführung, wovon Unternehmen und Aktionäre gleichermaßen profitieren“, erläutert Schroeder. Sie plädiert dafür, das Thema Corporate Governance nicht isoliert zu betrachten, sondern in einem breiteren ESG-Kontext zu sehen: „Nachhaltigkeit ist fundamental geworden. Wir wollen als Treuhänder die Transformation der Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit aktiv begleiten.“

Der Notenschnitt liegt im DAX bei 2,7 (Vorjahr: 2,2) und im MDAX bei 3,3 (Vorjahr: 3,2) und hat sich damit im Vergleich zur letzten Erhebung des Rankings verschlechtert. „Wir haben das Ranking überarbeitet und die Latte bei den Anforderungen höher gelegt“, ordnet Vanda Rothacker, Senior ESG-Strategin mit Schwerpunkt Corporate Governance bei Union Investment, die Ergebnisse ein. „Wir konzentrieren uns auf Kriterien, bei denen wir noch Verbesserungspotenzial sehen. Der strengere Blick basiert aber nicht auf neuen, utopischen Vorgaben, denn einige Unternehmen haben sich auch in dem geänderten Rahmen verbessert“, sagt Rothacker. „Dauerbrenner im Blick auf Governance-Defizite bleiben leider die Themen Unabhängigkeit und Ämterhäufung.“ Die Analyse legt insgesamt einen stärkeren Fokus auf ESG-Transparenz. „Das ist uns wichtig, denn wir wollen die Verzahnung von Umwelt- und Sozialkomponenten mit der Governance herausstellen. E und S funktionieren nur, wenn sie in die Governance integriert sind“, betont Rothacker. Spitzenreiter im DAX mit Note 2+ sind Mercedes-Benz und Deutsche Börse, Schlusslichter sind Sartorius und Porsche AG mit Note 4 sowie die Porsche Automobil Holding SE mit Note 5+.

Im MDAX führen Thyssenkrupp und GEA Group das Feld mit Note 2 an, während hier gleich drei Unternehmen die für eine ausreichende Leistung nötige Mindestpunktzahl von 50 Punkten nicht erreichen: Bechtle, Nemetschek und CTS Eventim. Mit Blick auf die großen Notenunterschiede im MDAX bemängelt Rothacker: „Wenn man im Ranking weiter nach unten schaut, wird es düster. Hier haben die Unternehmen noch sehr viele Hausaufgaben zu machen, speziell beim Thema Transparenz.“

Das Ranking basiert auf 73 bewerteten Fragen zu sieben Themenfeldern, die für Union Investment bei der Bewertung der Corporate Governance von Unternehmen relevant sind: 1. Kapital, 2. Vorstand, 3. Aufsichtsrat, 4. Vorstandsvergütung, 5. Aufsichtsratsvergütung, 6. Abschlussprüfung und 7. Transparenz.

Die erhobenen Datenpunkte werden auf einer Bewertungsskala von 0 bis 3 gewichtet. Maximal können 100 Punkte erreicht werden. Die Gesamtpunktzahl wird in ein Schulnotensystem übersetzt: Für eine ausreichende Leistung (Note 4) müssen mindestens 50 Punkte erreicht werden. Das Ranking ist im Sinne bestmöglicher Objektivität und Vergleichbarkeit rein quantitativ angelegt und beruht auf breiter Datengrundlage. Bewertungsbasis bei allen Unternehmen sind die öffentlich verfügbaren Daten per Januar 2024.

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