Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal 2024 leicht zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorquartal sank es um 0,1 Prozent, nachdem im ersten Quartal noch ein leichtes Wachstum zu Buche stand. Auch im Jahresvergleich zeigt sich unverändert ein Minus. Die deutsche Wirtschaft kommt nicht vom Fleck.
Erneut erwies sich die Industrie als Bremsklotz. Zwischenzeitlich hatte es zwar die Hoffnung auf eine baldige Besserung der Lage gegeben, diese wurde jedoch durch einen Rücksetzer im Mai enttäuscht. Die Produktion lief nach wie vor schleppend und die Aufträge gingen zuletzt wieder zurück.
Auch schwache Investitionen verhinderten eine Erholung. Dies betraf insbesondere das Baugewerbe. Hier drückten vor allem die hohen Finanzierungskosten die Nachfrage. Der kurze Aufschwung im ersten Quartal aufgrund der milden Witterung ist schon wieder vorbei. Einzig der Konsum, insbesondere im Bereich der Dienstleistungen dürfte positiv zum Wachstum beigetragen haben. Denn die Voraussetzungen hierfür sind durch steigende Realeinkommen aufgrund von soliden nominalen Lohnzuwächsen bei rückläufiger Inflation gut.
Die steigenden Einkommen sind einer der Gründe, weshalb im weiteren Verlauf des Jahres ein Anziehen des Wachstums möglich ist. Hinzu kommt, dass die sinkenden Zinsen zu einer langsamen Entspannung bei den Finanzierungsbedingungen führen. Das dürfte dann auch für eine Belebung bei Unternehmensinvestitionen und im Bausektor sorgen. Doch die Erholung bleibt kraftlos. Das zeigte auch der jüngste ifo-Index, der mit einem Rückgang überraschte. Für das Gesamtjahr 2024 ist beim deutschen Wirtschaftswachstum kaum mehr als ein marginales Plus von 0,1 Prozent im Vergleich mit 2023 drin. Mit Blick auf die anderen europäischen Länder liegt Deutschland damit auf einem der hinteren Plätze.
Von Michael Herzum, Leiter Economics und Macro Strategy bei Union Investment