Im dritten Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent gestiegen. Wie das statistisches Bundesamt berichtete, trugen dazu vor allem der öffentliche Sektor und der private Verbrauch bei.
Zwar konnte die deutsche Volkswirtschaft im dritten Quartal positiv überraschen. Der leichte Anstieg folgt aber auf einen abwärtsrevidierten Rückgang von 0,3 Prozent im zweiten Quartal. Es bleibt unter dem Strich bei einer bestenfalls Stagnation über die zwei vergangenen Quartale. Die deutsche Wirtschaft kommt immer noch nicht so recht vom Fleck.
Die wirtschaftliche Lage kann nicht schöngeredet werden. Die Produktivität der deutschen Wirtschaft sinkt weiter und die Wachstumsdynamik wird absehbar schwach bleiben. Es fehlt an vielem, vor allem aber an Investitionen. Und zwar nicht nur von Unternehmen, sondern auch von öffentlicher Seite. Es geht um den gewaltigen Investitionsstau bei der öffentlichen Infrastruktur, der sich in Deutschland gebildet hat. Und es geht darum, dass sich die deutsche Wirtschaft nicht nur vorübergehend in einem völlig veränderten geopolitischen Umfeld bewegen muss. Stattdessen verliert man sich im Klein-Klein zaghafter Konjunkturpolitik. Dabei gibt es seit kurzem eine Vorlage, an der sich die Politik orientieren könnte. Der frühere EZB-Präsident Mario Draghi hat jüngst in einem detaillierten Report einen Handlungsplan für die EU entworfen.
Was bleibt ohne den großen Wurf der Politik? Der Wirtschaft können einerseits die steigenden Löhne helfen, andererseits die hohen Ersparnisse, die ausgegeben werden könnten. Doch das Gefühl der Krise dämpft die Konsumlaune. Etwas Rückenwind dürfte die Wirtschaft aus Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank erhalten. Für die Zukunft der deutschen Wirtschaft sind wir verhalten optimistisch und erwarten eine Verbesserung hin zu positiven Wachstumsraten für die kommenden Quartale. Nach einem Jahr mit bestenfalls einer Stagnation dürfte 2025 insgesamt wieder ein Plus von unter einem Prozent beim Bruttoinlandsprodukt möglich sein.
Von Michael Herzum, Leiter Economics und Macro Strategy bei Union Investment