Es geht einfach nicht voran mit der deutschen Wirtschaft. Der Einkaufsmanagerindex für Deutschland ist im November im Vergleich zum Vormonat auf 47,3 Punkte gesunken. Damit liegt der wichtige Frühindikator noch deutlicher unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Die leichte Erholung vom Vormonat ist Makulatur.
Zwar hat sich die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe auf niedrigem Niveau leicht aufgehellt. Allerdings fiel nun auch der Indikator für den Dienstleistungssektor unter die Wachstumsschwelle.
Die Umfrage unter den Einkaufsmanagern ist die erste bedeutsame Befragung von Unternehmen nach der US-Wahl. Nach dem Sieg von Donald Trump darf man sich nicht wundern, dass die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe von einem ohnehin niedrigen Niveau noch weiter gesunken ist. Die drohenden Importzölle der neuen US-Regierung trüben die Stimmung der exportlastigen Industrieunternehmen. Zudem haben die wirtschaftlichen Stützungsmaßnahmen in China die Erwartungen bislang eher enttäuscht.
Die Ankündigung von Neuwahlen in Deutschland sollte bei den Unternehmen zwar die Hoffnung auf eine weniger restriktive Fiskalpolitik und mehr öffentliche Investitionen geweckt haben. Das reichte aber nicht für eine Stimmungsaufhellung.
Die deutsche Industrie wird auf absehbare Zeit nicht zum Wirtschaftswachstum beitragen. De facto tritt die hiesige Wirtschaft seit zwei Jahren auf der Stelle. Zinssenkungen allein werden die Unternehmen kaum zu Investitionen motivieren. Die sich abzeichnende Wirtschaftspolitik von höheren Zöllen durch die neue US-Regierung ist ein Belastungsfaktur für den Industriestandort Deutschland. Die Unsicherheit in der Industrie ist deshalb einfach zu groß. Auch im kommenden Jahr wird kaum mehr als eine Stagnation unterm Strich stehen.
Von Michael Herzum, Leiter Economics und Macro Strategy bei Union Investment