Am 12. Dezember wird die Europäische Zentralbank (EZB) zum vierten Mal in diesem Jahr die Leitzinsen senken. Wir erwarten eine Senkung um 25 Basispunkte, denn eine abgestimmte Kommunikation seitens der EZB-Ratsmitglieder für einen größeren Senkungsschritt gab es nicht. Ein größerer Schritt würde den Markt überraschen, was nicht zum Selbstverständnis der EZB passt.
Was die weitere geldpolitische Entwicklung betrifft, wird sich die Zentralbank bei der Sitzung alle Optionen offenhalten. Nur eines ist klar: Die nächsten Zinsschritte werden nach unten zeigen. Wie stark die nächste Zinssenkung ausfällt, ist ungewiss. Die von Donald Trump und seiner Politik ausgehende Verunsicherung trübt die Wachstumsaussichten Europas. Außerdem liegen die aktuellen Leitzinsen noch in einem Bereich, der das Wachstum dämpft. Ein größerer Schritt um 50 Basispunkte lässt sich daher nicht ausschließen.
Entscheidend wird sein, ob die zuletzt schwächer als erwartet ausgefallenen Konjunkturindikatoren und Inflationsdaten wieder nach oben zeigen. Aktuell besteht für die EZB keine Eile, mit größeren Zinssenkungen aufzuwarten. Es ist gut, dass sich die EZB die Möglichkeit offen hält, der Wirtschaft bei Bedarf stärker unter die Arme greifen zu können. Sollte sich das Wachstum stärker abschwächen und droht die Inflation deutlicher unter die Zielmarke von zwei Prozent zu rutschen, dürfte ein Senkungsschritt über 50 Basispunkte im ersten Quartal 2025 folgen.
Von Michael Herzum, Leiter Economics und Macro Strategy bei Union Investment
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