Netto-Null: Das Ende der fossilen Brennstoffe?

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat eine Roadmap zur Umsetzung des Netto-Null-Emissionsziels 2050 veröffentlicht, die zeigt, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, wenn wir die Ziele des Pariser Abkommens erreichen wollen. Die Studie bestätigt, dass die Vorstellung, fossile Brennstoffe schlicht ab- und erneuerbare Energiequellen zuzuschalten, viel zu kurz gedacht ist. Carmignac | 06.07.2021 11:00 Uhr
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Öl- und Gasunternehmen sind zwar in hohem Maße Teil des Problems, doch um das Netto-Null-Emissionsziel erreichen zu können, müssen sie auch Teil der Lösung sein. Die Bemühungen entlang der gesamten Lieferkette von der Gewinnung fossiler Brennstoffe bis hin zu den sauberen Alternativen an der Zapfsäule können einen Unterschied machen und müssen durch aktive Verantwortungsübernahme anerkannt, überwacht und gefördert werden.

WAS BEDEUTET NETTO-NULL?

Das Erreichen von Netto-Null bedeutet, dass die globalen Netto-Treibhausgasemissionen gleich Null sein sollten. Mit anderen Worten: Die Menge an Kohlenstoffdioxid, die durch den Menschen in die Atmosphäre gelangen, muss wieder in den Boden zurückgeholt werden. Das Pariser Abkommen hat zwei Hauptziele bis 2050 festgelegt: Netto-Null-Emissionen und die Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Nach heutigem Stand ist die Temperatur laut den Vereinten Nationen im Jahr 2020 bereits um 1 Grad Celsius im letzten Jahrhundert gestiegen.

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat eine „Roadmap zur Umsetzung des Netto-Null-Emissionsziels 2050“ veröffentlicht, die zeigt, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, wenn wir die Ziele des Pariser Abkommens erreichen wollen. Die Studie veranschaulicht, dass wir unter Berücksichtigung aller Klimaverpflichtungen der Länder weltweit noch lange nicht bei Null sind. Einige Länder haben sich zu Netto-Null-Zusagen verpflichtet, ohne klare Wege aufzuzeigen, wie sie dieses Ziel erreichen wollen.

WARUM IST ES WEIT KOMPLEXER, ALS EINIGE VORGEBEN?

Die einfache Antwort ist, dass das gesamte Energiesystem sehr komplex ist. Es betrifft viele Akteure der ganzen globalen Wertschöpfungskette. Außerdem muss die Energiewende inklusiv sein, um nicht durch die Lösung eines Problems ein weiteres zu schaffen. Der IEA-Bericht hat eine Roadmap zusammengestellt, die möglicherweise zu weiteren Einschränkungen führen wird, mit sicherlich einigen sehr schlagzeilenträchtigen Punkten. Zum Beispiel: keine neuen Verkäufe von Heizkesseln für fossile Brennstoffe nach 2025, keine neuen Kohleminen oder Erweiterungen ab 2021, keine neuen Autoverkäufe mit Verbrennungsmotoren ab 2035, keine neuen Öl- und Gasfelder, die zur Erschließung genehmigt werden, usw.

Diese Schlagzeilen mögen für den einen oder anderen ein leicht zu bejubelnder Sieg gegen die fossile Brennstoffindustrie sein, sind aber in der Realität sehr schwer, weltweit einheitlich umzusetzen. Es ist tatsächlich äußerst ermutigend und vielversprechend, die IEA-Empfehlungen bezüglich der steigenden Notwendigkeit zu sehen, erneuerbare Energien aus Wind und Sonne zu installieren, und zwar um mehr als 1000 GW pro Jahr in diesem Jahrzehnt bis 2030, ausgehend von einem Niveau von 220 GW, die 2020 angeschlossen wurden, was bereits ein Rekordjahr war.

Die Studie bestätigt die Idee, dass das Abschalten von fossilen Brennstoffen und das Zuschalten von erneuerbaren Energiequellen, zumindest zu kurz greift.

WARUM SIND NEUE TECHNOLOGIEN SO WICHTIG?

Die IEA empfiehlt außerdem, dass wir systematisch vorgehen müssen, um zu Netto-Null zu gelangen. Das bedeutet, dass im Laufe dieses Jahrzehnts der Schwerpunkt auf einer signifikanten Installation bestehender Prozesse liegen wird. Gleichzeitig ist es jedoch wichtig, in F&E für Technologien zu investieren, die wir noch entwickeln müssen. Nach 2030 werden neue Verfahren entscheidend sein, und anders ausgedrückt, sie sind die unabdingbare Grundvoraussetzung, wenn wir das Netto-Null-Ziel erreichen wollen. Zum Beispiel: Energiespeicherung im Versorgungsmaßstab, Wasserstoff als Energiequelle, direkte Luftabscheidung und -speicherung, um nur einige zu nennen.

Betrachtet man das Energiesystem global, so werden Öl und Gas bis 2050 eine große Rolle spielen – selbstverständlich eine sehr unterschiedliche Rolle. Denn es sollten keine neuen Felder zusätzlich zu den bisher schon genehmigten hinzukommen. Für die Ölförderung wird erwartet, dass die Nachfrage bis 2050 im Vergleich zu 2020 um 75 % sinkt. Dadurch wird die Nutzung des nicht verbrennenden Teils zur Versorgung von Teilindustrien wie der Petrochemie eingeschränkt, bis es eine alternative Lösung gibt. Auch die Schifffahrt ist aufgrund der Lebensdauer von Schiffen mit infrastrukturellen Herausforderungen konfrontiert. Was die Gasproduktion betrifft, so prognostiziert die IEA, dass sie Mitte der 2020er-Jahre ihren Höhepunkt erreicht und bis 2050 um etwa 55 % gegenüber 2020 sinkt.

UND DIE KONSEQUENZEN?

Würde man heute die Öl- und Gasversorgung abschalten, löste das ganz erhebliche soziale Probleme aus, die die breite Öffentlichkeit aktuell übersieht und ignoriert. Schätzungsweise 40 Mio. Personen weltweit sind direkt in der Öl- und Gasindustrie beschäftigt, und viele Regionen innerhalb der Schwellenländer leben und sind ausschließlich von der Öl- und Gasindustrie abhängig.

Um Netto-Null bis 2050 zu erreichen, müssen sich alle Geschäftsbereiche, Regierungsstellen und das Verbraucherverhalten ändern. Einen Sektor als schlecht oder schmutzig zu bezeichnen, zeugt anscheinend von Naivität und Falschinformationen. Daher ist unser bevorzugter Ansatz, eine Übergangslösung zu finden, die zu einem besseren Ergebnis führt, das alle einschließt.

Mineralöl- und Gasunternehmen haben viel zu bieten, wenn sie anerkennen, dass sich ihr Geschäftsmodell zur Unterstützung der Energiewende weiterentwickeln muss. Anders ausgedrückt: Sie sind ein großer Teil des Problems, aber sie müssen auch Teil der Lösung sein, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Wir sehen bereits, dass sich einige europäische Ölkonzerne für diese Umstellung engagieren. Manchen mag das nicht schnell genug gehen, denn sie wollen, dass sich diese Unternehmen komplett von ihrem Öl- und Gasgeschäft trennen. Ihre Bemühungen entlang der gesamten Lieferkette von der Gewinnung fossiler Brennstoffe bis hin zu den sauberen Alternativen an der Zapfsäule können jedoch einen Unterschied machen und müssen anerkannt, überwacht und durch aktive Stewardship gefördert werden.

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