1. Entwickeln sich Familienunternehmen besser als andere Unternehmen?
Der Datenbank Carmignac Family 500 zufolge hätte sich der Wert einer Anlage in einem Familienunternehmen im Januar 2004 18 Jahre später praktisch verdreifacht, was einem jährlichen Wachstum von 10,2% entspricht. Der Wert der gleichen Anlage in einem anderen Unternehmen wäre auf das 2,5-fache gestiegen, bei einem jährlichen Wachstum um durchschnittlich 7,9%.
Zu den Gründen für die bessere Wertentwicklung unter Leitung einer einzigen Familie zählen insbesondere:
· ein geringerer Verschuldungsgrad Das Verhältnis Nettoverschuldung/Ebitda zeigt, dass Familienunternehmen über mehr liquide Mittel verfügten als ihre Schulden betrugen (-0,07), gegenüber 0,9 (d. h. ungefähr ein Jahr für die Rückzahlung) bei anderen Unternehmen.
· eine höhere Rentabilität Die Eigenkapitalrendite („Return on Equity“ oder ROE) von Familienunternehmen belief sich im Oktober 2022 auf 15,1%, die Rendite auf das investierte Kapital („Return on Invested Capital“ oder ROIC) auf 10%. Zur selben Zeit belief sich die ROE anderer Unternehmen auf 13% und ihre ROIC auf 8,4%. Daran zeigt sich, dass Familienunternehmen von ihren Führungskräften besser geleitet werden;
· eine langfristige Strategie in Verbindung mit einer stärkeren Risikoaversion Im Bestreben, ihre Gewinne zu steigern und nachhaltige Vorteile für ihr Unternehmen zu generieren, entwickeln die Leiter von Familienunternehmen eine langfristige Vision. Hinzu kommen eine größere Risikoaversion und eine starke Beteiligung der Gründer sowie der Aspekt des Vermögenserhalts, weil man das Unternehmen an die nachfolgenden Generationen weitergeben möchte.
2. Welche leitende Generation ist die beste?
Man sagt, „die erste Generation baut auf, die zweite Generation entwickelt und die dritte Generation verschleudert das Familienerbe“. Ist das tatsächlich so?
Der Vergleich der Entwicklung der Aktienkurse mehrerer Familienunternehmen im selben Zeitraum (Januar 2004 – Oktober 2022) ergab, dass die Rendite der beobachteten Titel entsprechend der Anzahl der Generationen, in denen das Unternehmen geleitet wird, geringer ausfällt. So war die Rendite der Aktien von Unternehmen unter Leitung der ersten Generation nach 18 Jahren praktisch doppelt so hoch wie bei Aktien von Unternehmen unter Leitung der fünften Generation.
Dieser Unterschied ist vor allem auf die notwendigen Reinvestitionen zur Anpassung und Weiterentwicklung der Unternehmenstätigkeit mit zunehmendem Alter des Unternehmens zurückzuführen. Außerdem achten die Führungskräfte von Mehrgenerationen-Familienunternehmen bei Anlagen sehr genau auf das Rendite-Risikoverhältnis. Dadurch sind sie gezwungen, regelmäßig über den richtigen Kapitaleinsatz auf lange Sicht nachzudenken, um den wesentlichen Bedürfnissen des Unternehmens nachzukommen – das so genannte „geduldige Kapital“ – das sich nachteilig auf den Ertrag des Unternehmens auswirken könnte.