Brief von Edouard Carmignac: Aus Trumps absurder Handelspolitik ergeben sich neue Chancen

Angesichts der Verwerfungen, die Trumps rigide Handelspolitik auslösen, greift Edouard Carmignac, Vorsitzender und Chief Investment Officer (CIO) des von ihm 1989 gegründeten Unternehmens Carmignac, zur Feder. In einem Brief stellt er die Absurdität der US-Wirtschaftspolitik an den Pranger und verweist auf attraktive Chancen, die sich aus der entstehenden neuen Weltordnung ergeben. Carmignac | 11.04.2025 09:42 Uhr
Edouard Carmignac, Vorsitzender und Chief Investment Officer (CIO) von Carmignac / © e-fundresearch.com / Carmignac
Edouard Carmignac, Vorsitzender und Chief Investment Officer (CIO) von Carmignac / © e-fundresearch.com / Carmignac

Liebe Investoren,

Was für ein Umbruch! Donald Trump, der mit dem Versprechen eines stärkeren Wachstums, einer niedrigeren Inflation durch Investitionsanreize, einem Abbau von Regulierungen und einer Kürzung der öffentlichen Ausgaben wiedergewählt wurde, ruft nun einen totalen Handelskrieg aus. Sollten die vorgeschlagenen Zollerhöhungen umgesetzt werden, könnte die US-Wirtschaft in eine Rezession abgleiten. Die Zölle würden eine Abgabe von fast 2 Prozent auf das verfügbare Einkommen der amerikanischen Verbraucher bedeuten, während die Inflation 5 Prozent erreichen könnte.

Diese plötzlichen und aufeinanderfolgenden Kehrtwenden haben offensichtlich alle Märkte auf den Kopf gestellt. Abgesehen von den legitimen Absicherungen, die als Reaktion auf die neuen Unsicherheiten getroffen wurden, halten wir es für unerlässlich, unsere Anlagestrategie an die neue geopolitische und wirtschaftliche Ordnung anzupassen.

Seit dem Ende des Ersten Weltkriegs sind die Vereinigten Staaten der Garant für die Sicherheit und die Werte des Westens. Welches Ansehen genießt Washington noch in Europa, Japan oder Taiwan, wenn es den Sieg über die Ukraine scheinbar an Herrn Putin verschenkt? Natürlich könnte man behaupten, dass die amerikanischen Verbündeten nicht ausreichend zu den Kosten ihrer eigenen Verteidigung beigetragen haben, aber könnte man nicht auch argumentieren, dass sie dies bereits getan haben, indem sie in erster Linie in den Vereinigten Staaten hergestellte Waffen erworben und die Schulden der USA großzügig finanziert haben? Diese Käufe von Staatsanleihen und Aktien haben die Vereinigten Staaten in den letzten Jahren in die Lage versetzt, über ihre Verhältnisse zu leben, wobei das wachsende Handelsdefizit zu geringeren Kosten von internationalen Investoren finanziert wurde. Ein Zollkrieg wird das Handelsdefizit der USA mit Sicherheit verringern, allerdings um den Preis wesentlich höherer Verbraucherpreise und eines höheren Haushaltsdefizits, das durch das schwächere Wachstum verursacht wird.

Eine solch absurde Politik ist untragbar. Es ist höchstwahrscheinlich, dass sich der gesunde Menschenverstand - den Herr Trump während seiner Wahlkampagne immer wieder betont hat - durchsetzen wird. Aber wann? Ab welchem Niveau werden die Märkte und der Rückgang der Wirtschaftstätigkeit abschreckend genug sein, um eine sinnvolle Anpassung seiner Politik zu bewirken? Bis dahin ist Vorsicht geboten, zumal eine Abschwächung des Dollars kaum vermeidbar scheint. Wir bevorzugen weiterhin Technologiewerte mit Fokus auf Künstliche Intelligenz, haben jedoch unser Gesamtengagement in den USA reduziert, da wir mit einem unvermeidlichen Kapitalabfluss aus den USA rechnen, deren Marktkapitalisierung zu Beginn des Jahres fast 70 Prozent des Wertes der weltweiten Aktienmärkte ausmachte.

Natürlich hat das Misstrauen gegenüber dem größten Markt des Globus weitreichende Folgen für den Rest der Welt. Dennoch zeichnen sich einige vielversprechende Möglichkeiten ab. Die erwartete Ankündigung, dass die Vereinigten Staaten ihre Unterstützung für die europäische Verteidigung zurückziehen werden, zwingt uns dazu, unser Schicksal wieder selbst in die Hand zu nehmen. Deutschland wird seine Rolle als Motor des europäischen Wachstums wieder aufnehmen, da es sich darauf vorbereitet, sein öffentliches Defizit auf 4-5 Prozent zu erhöhen, verglichen mit einem Durchschnitt von 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in den letzten 75 Jahren. Diese erneuten Investitionen werden sich zwar auf die nächsten drei Jahre verteilen, aber sie kommen den europäischen Partnern zugute, die über einen viel geringeren Haushaltsspielraum verfügen. Sie erhalten einen privilegierten Zugang (ohne Zölle!) zur größten Volkswirtschaft der Union, deren Wachstumsrate vom Stagnationsniveau der letzten zwei Jahre auf nahezu 2 Prozent ansteigen wird.

Darüber hinaus werden die Aussichten für Schwellenländer attraktiver, da wir von einem schwächeren Dollar und niedrigeren Realzinsen als Folge des langsameren US-Wachstums ausgehen. Wir bevorzugen Lateinamerika, das von den drohenden US-Zöllen weitgehend verschont geblieben ist und dessen eklatante Unterbewertung von Vermögenswerten durch den ‚Javier-Milei-Schub‘ korrigiert werden dürfte. Der Erfolg von Javier Milei führt dazu, dass die Länder der Region allmählich zu einer wachstumsfreundlicheren Regierungsform übergehen. Unter den vielversprechendsten Volkswirtschaften ist Indien besonders zu erwähnen. Mit einer stabilen Regierung, die Privatinvestitionen begünstigt, ist Indien in der Lage, sein Wachstum mit einer Rate von nahezu 6 Prozent fortzusetzen, was das Entstehen von Qualitätsunternehmen unter der Leitung begabter Unternehmer begünstigt. Und schließlich dürfen wir China nicht vergessen, den großen Gewinner des Rückzugs der USA, der vor allem seinen Technologieunternehmen einen noch nie dagewesenen Aufschwung beschert.

Während der Zerfall des amerikanischen Imperiums zweifellos Anlass zur Sorge gibt und sicherlich einen holprigen Weg mit sich bringen wird, wird das Entstehen einer neuen Weltordnung viele attraktive Chancen bieten, die wir ergreifen sollten.

In diesem Sinne grüße ich Sie ganz herzlich,

Edouard Carmignac

Paris, den 11. April 2025

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