Der Dax versucht erneut, alte Widerstände zu überwinden und neue Rekorde zu erklimmen. Nein, wir reden nicht von den 13.525 Punkten, die der deutsche Aktienleitindex vergangenen November erstmals knackte und in dessen Nähe er jetzt wieder rückt. Sondern wir reden von den ebenfalls vergangenen November erreichten 6.388 Punkten, die der weniger bekannte kleine Bruder des Dax, der Dax Kursindex (Kurs-Dax) jetzt wieder im Visier hat.
Der gebräuchliche Dax ist bekanntlich ein Performanceindex, der unter der Prämisse berechnet wird, dass sämtliche Ausschüttungen in den Index reinvestiert werden. Damit nimmt er unter den großen Aktienindizes eine Außenseiterrolle ein. Was ihm regelmäßig beim überhasteten und nicht bereinigten Vergleich schmeichelt, sobald der Betrachtungszeitraum etwas länger wird. Wie groß die Diskrepanz über den Zeitablauf werden kann – aus dem Zinseszins wird hier die Dividendendividende – zeigen eben die unterschiedlichen Rekordmarken des Kurs- und des Performance-Dax. Denn mit den knapp über 13.000 Punkten liegt der Dax rund 60 Prozent über seinem Hoch vom März 2000, während der Kurs-Dax gerade mal wieder an seinem damaligen Niveau angelangt ist und somit jetzt zum dritten Mal diese Marke testet. Damit hat er sich zwar im Einklang mit dem Stoxx 600 geschlagen, liegt aber weit abgeschlagen hinter dem S&P 500, der sich seitdem verdoppelt hat.
Letzteres reicht natürlich nicht, um unsere derzeitige Präferenz für den Dax gegenüber US-Aktien zu erklären. Dazu muss man schon die rekordhohen Stimmungsindikatoren in Deutschland, die vollen Auftragsbücher deutscher Firmen sowie die hohe Zuversicht in den Chefetagen und letztlich die dafür noch akzeptable Bewertung heranziehen. Und vielleicht einen weiteren historischen Vergleich: Gegenüber dem Jahr 2000 verdienen die Dax-Firmen heute mehr als dreimal so viel und schütten mehr als das Doppelte aus.