Finanzmarktexperten suchen gerne nach Korrelationen zwischen Anlageklassen, nicht nur um ihr Portfolio zu diversifizieren, sondern auch um ungewöhnliche Muster zu entdecken. Eine plötzliche Divergenz von hoch korrelierten Indikatoren kann auf eine neue Entwicklung deuten und nebenbei die Möglichkeit bieten, etwas Geld zu verdienen.
Eine solche Korrelation besteht in der Regel zwischen dem Verhältnis des stark zyklischen Transportsektors zu zinssensitiven Versorgertiteln im Vergleich zu den Renditen von US-Staatsanleihen. Seit Oktober ist dort eine Divergenz zu beobachten: Die Renditen für Staatsanleihen sind im Laufe des Jahres gestiegen, bei 10-jährigen Laufzeiten von unter 2,5 Prozent auf etwa 3,25 Prozent im November. Die relative Bewegung der Transport- versus Versorgeraktien vollzog über weite Strecken die Entwicklung der Renditen nach. Diese Korrelation brach im November, wie unser "Chart der Woche" zeigt.
Die Aktien des Transportsektors verzeichneten deutlich größere Kursverluste als Versorgertitel. Ein solches Verhalten weist typischerweise auf eingetrübte Konjunkturerwartungen hin. Die Anleiherenditen hingegen bewegten sich bis Ende November in einer Seitwärtsbewegung und fielen erst dann unter 3 Prozent, jedoch nicht annähernd so stark wie der zuvor beschriebene Aktienmarktindikator. Anders ausgedrückt zeichnet der US-Aktienmarkt derzeit ein viel düstereres Bild der US-Wirtschaft als der Rentenmarkt. Ein Blick auf die realen Renditen, die gemeinhin als noch besserer Maßstab für die Wachstumsprognosen der Finanzmärkte gelten, bestätigt diesen Eindruck: Trotz eines Rückgangs um 17 Basispunkte in jüngster Zeit, haben sich 10-jährige Realrenditen seit Jahresbeginn von 0,42 auf 0,97 Prozent verdoppelt.