Mit -0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal fiel das Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal genau wie von den Finanzmärkten erwartet aus. Obwohl die Wachstumsbeiträge noch nicht im Detail veröffentlicht wurden, stützen laut dem statistischen Bundesamt die private wie die staatliche Konsumnachfrage die Konjunktur, während der Außenbeitrag bremste.
Die deutsche Wirtschaft leidet aktuell unter ihrer hohen Abhängigkeit vom verarbeitenden Gewerbe. Dieses spielt für Deutschland eine deutlich größere Rolle als für viele andere Volkswirtschaften. Ein Blick auf Zahlen der Weltbank zeigt den überdurchschnittlichen Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der gesamten Volkswirtschaft in Deutschland: 21,1 Prozent im Jahr 2016 gegenüber 15,7 Prozent im globalen Schnitt. In den letzten Jahren war gegen den weltweiten Trend sogar noch eine Zunahme von 20,3 Prozent im Jahr 2004 auf 21,1 Prozent zu beobachten. In anderen Ländern ist der Anteil hingegen weiter gesunken, zum Beispiel in den Vereinigten Staaten von 13,1 Prozent auf 11,5 Prozent oder in Frankreich von 12,7 Prozent auf 10,3 Prozent.
Entsprechend stark konnte Deutschland in den vergangenen Jahren daher von der kräftigen globalen Nachfrage nach industriellen Gütern profitieren. Aktuell schwächelt die Nachfrage jedoch. So dürfte zum Beispiel der globale Autoabsatz seinen zyklischen Höhepunkt überschritten haben. Insofern tut sich die Konjunktur hierzulande im Augenblick schwerer als etwa die in Frankreich. Wichtige Stützen bleiben der Bau- und Dienstleistungssektor. Darüber hinaus profitiert die Konsumnachfrage weiterhin von der robusten Lage am Arbeitsmarkt. Aus diesen Gründen erwarten wir weiterhin, dass dem Land nach derzeitiger Lage eine Rezession erspart bleiben dürfte.
Johannes Müller, Head Macro Research, DWS