Zyklische Aktien, zum Beispiel aus dem Industriesektor, waren zuletzt wieder stärker an der Börse gefragt. Wachstumsstarke Technologie-Aktien, die über Monate hinweg zu den großen Gewinnern der Coronakrise zählten, mussten jedoch Federn lassen. Wendet sich mit der Aussicht auf einen Impfstoff und ein mögliches Ende der Coronakrise das Blatt an der Börse? „Es gibt gute Gründe dafür, dass sich strukturell gesunde Unternehmen, die unter den Folgen der Pandemie gelitten haben, in den nächsten Monaten erholen und eine bessere Wertentwicklung aufweisen könnten als mancher bisheriger Krisengewinner“, sagt DWS-Fondsmanager Marcus Poppe. Insgesamt dürften sich die Bewertungsunterschiede zwischen Krisengewinnern und -verlierern mit den positiven Aussichten auf Impfstoffe verringern.
Strukturelles und zyklisches Wachstum
Poppe managt unter anderem den DWS Smart Industrial Technologies. Der Fonds investiert in klassische Industriewerte, aber auch in Aktien aus dem Technologiesektor. „Wir haben zuletzt auf digitale Geschäftsmodelle beziehungsweise auf Zulieferfirmen aus der Halbleiterbranche gesetzt. Das hat sich positiv ausgewirkt.“ Der Fondsmanager ist aber auch im Hinblick auf ein Comeback der Zykliker – den so genannten zyklischen Turnaround – gut positioniert: „Unser Schwerpunkt liegt auf Unternehmen mit intakten Geschäftsmodellen, die sowohl strukturelles als auch zyklisches Wachstum erzielen können.“ Poppe hat bereits über den Sommer hinweg stärker auf Zykliker gesetzt und sich stärker in der Luftfahrtbranche engagiert sowie vereinzelt Industrieunternehmen aufgestockt. „Diese Entscheidung hat sich im Zuge der positiven Nachrichten möglicher Impfstoffe ausgezahlt.“ Auch wenn weitere Schwankungen in naher Zukunft nicht ausgeschlossen sind: Poppe erwartet bei den Zyklikern auf Sicht von 12 Monaten noch Kurspotenzial.
Niedrige Zinsen unterstützen
Trotz der jüngsten Kursrücksetzer hält der Fondsmanager den Technologiesektor nach wie vor für aussichtsreich – vor allem auf lange Sicht. „Hier sind weiterhin hohe Wachstumsraten zu erwarten, vorausgesetzt das globale regulatorische Umfeld wird sich nicht grundlegend ändern.“ Die Bewertungen seien im historischen Kontext im Technologiesektor zwar relativ hoch, erklärt Poppe. Die niedrigen Zinsen unterstützen aber diese hohen Bewertungen. Eine Einschränkung macht er jedoch: „Sollten die Zinsen im Falle einer stärkeren wirtschaftlichen Erholung schneller steigen als aktuell von uns prognostiziert, ist dieser Sektor anfällig für Korrekturen.“ Industrieunternehmen dürften, ebenso wie Technologie-Unternehmen, von der Digitalisierung profitieren und haben somit ebenfalls gute Wachstumsaussichten. „Anders als im Technologiesektor sehe ich hier aktuell auch weniger die Gefahr einer stärkeren Regulierung“, so Poppe. Möglicher Bremsklotz könnte hier jedoch eine langsamer als derzeit erwartete konjunkturelle Erholung sein.