DWS Chart der Woche: CO2-Preis ist nicht Schuld am hohen Strompreis

DWS | 11.10.2021 14:19 Uhr
© Photo by Marcin Jozwiak on Unsplash
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Die zyklischen Gaspreise sind Haupttreiber der steigenden Strompreise, nicht die eher strukturellen Kosten der CO2-Zertifikate.

Im Zuge der Erholung der europäischen Wirtschaft zieht auch die Stromnachfrage wieder an. In den letzten Wochen sind die Strompreise zusammen mit den Erdgas- und Kohlenstoffpreisen stark gestiegen. Trotz der beträchtlichen Erhöhung der EU-Preise für Kohlenstoffemissionen, die im September 2021 die Marke von 60 Euro je Tonne überschritten, hat der Erdgaspreis am stärksten zum Strompreisanstieg beigetragen, wie unser „Chart der Woche“ zeigt. Der Anstieg der Erdgaspreise ist auf eine Kombination von Ereignissen zurückzuführen, darunter der starke Anstieg der weltweiten Gasnachfrage, globale Engpässe bei der Versorgung mit verflüssigtem Erdgas (LNG) und geringer als erwartet ausgefallene Gasexporte aus Russland nach Europa, die zu einem verstärkten Wettbewerb um LNG zwischen Europa und Asien führen. Da die Gasnachfrage zum Heizen im Winter voraussichtlich steigen wird, die Lagerbestände unter ihrem historischen Durchschnitt liegen und es zu Versorgungsengpässen kommen dürfte, wird der Aufwärtsdruck auf die Strompreise in den kommenden Monaten wahrscheinlich anhalten. Der starke Preisanstieg hat bereits einige kleine britische Energiehändler in die Knie gezwungen, wovon etwa 1,2 Millionen britische Haushalte betroffen sind.

Erdgas spielt eine Schlüsselrolle im europäischen Strommix. Kombinierte Gas- und Dampfturbinen (GuD) sind aufgrund ihres vergleichsweise hohen Wirkungsgrads und ihrer Betriebsflexibilität die Standardtechnologie von Gaskraftwerken und setzen auf den meisten europäischen Strommärkten angesichts des steigenden Anteils an fluktuierenden1) erneuerbaren Energien den Grenzstrompreis. Daher spiegeln sich Änderungen der Erdgas- oder CO2-Preise weitgehend in einem Anstieg der Grundlaststrompreise wider. Dies verschafft den Betreibern von GuD-Anlagen eine inhärente Preisabsicherung, setzt jedoch die Endverbraucher der Volatilität der Strompreise aus. Weitere starke Erhöhungen der Erdgaspreise könnten dabei zu mehr Kohleverstromung führen, trotz der Dekarbonisierungspolitik und der Tatsache, dass Kohle für die gleiche Leistung rund doppelt so viel CO2 emittiert wie Erdgas.

Es wird erwartet, dass Erdgas im kommenden Jahrzehnt eine Schlüsselrolle als Übergangsenergie spielen wird. Auch wenn sich das derzeitige Ungleichgewicht zwischen Gasnachfrage und -angebot im Laufe des Jahres 2022 abschwächen dürfte, unterstreicht die derzeitige Strompreisdynamik den strategischen Bedarf an planbaren Gaslieferungen und -speichern, um die Strompreisvolatilität abzumildern. Die aktuelle Strompreisdynamik könnte auch zu einem schnelleren Übergang zu erneuerbaren Energien beitragen. Angesichts steigender Strompreise ist der Durchschnittspreis für 10-jährige Stromabnahmeverträge (Power Purchasing Agreement, PPA) in Europa kürzlich auf 55 €/MWh gestiegen, was einem Anstieg von 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht und die erneuerbaren Energien in Europa zunehmend ins Netz drängt. Langfristig könnte ein wesentlich höherer Anteil erneuerbarer Energien in Verbindung mit Strom und grünem Wasserstoff zur Senkung der Strompreise in ganz Europa beitragen, so unsere Einschätzung. Oder anders ausgedrückt: Die derzeit hohen Strompreise sind größtenteils das Ergebnis zyklischer (Gas) und nicht struktureller (CO2-Abgaben) Kräfte; Ersteres sollte sich unserer Meinung nach mittelfristig wieder normalisieren.

1) Wozu insbesondere die „nicht kontrollierbare“ Wind- und Sonnenenergie zählt.

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