Im Westen wird gelegentlich die Nase darüber gerümpft, wie stark einzelne asiatische Staaten in ihre Wirtschaften eingreifen, etwa an den Beispielen China oder Japan. Schließlich würden freie Märkte mit begrenzten staatlichen Eingriffen längerfristig doch für mehr Wohlstand sorgen. Die Wirtschaftsgeschichte bestätigt diese Theorie weitgehend. Nicht bestätigt wird aber die Aussage, dass vor allem China stark in den Wirtschaftskreislauf eingreift, während andere westliche Industrieländer den Markt frei agieren lassen.
In der Coronakrise waren es bisher besonders Letztere, welche aktiv mit staatlichen Konjunkturprogrammen in die Wirtschaft eingriffen. Dies lässt sich zum Beispiel an der Entwicklung der strukturellen Budgetsaldos ablesen, wie sie vom Internationalen Währungsfonds publiziert werden. Wie aus unserem „Chart der Woche“ hervorgeht, waren es vor allem europäische Länder, allen voran Deutschland, die ihre Wirtschaft mit massiven Fiskalausgaben gestützt haben.
Nun haben wir in den dunkelsten Stunden der Corona-Pandemie sicherlich auch tief in den wirtschaftlichen Abgrund geblickt. Die Restriktionen für das Wirtschaftsleben, welche zur Bekämpfung der Pandemie eingeführt wurden, waren zumindest für Friedenszeiten einmalig. Insofern ist es verständlich, dass mittels Staatsausgaben die wirtschaftlichen und damit auch sozialen Kosten der Krise in Grenzen gehalten werden sollten.
Haben sich hier die chinesischen Wirtschaftslenker passiv verhalten? Keinesfalls, wie Elke Speidel-Walz, Chief Economist Emerging Markets bei der DWS, betont. Das Reich der Mitte hat in den letzten Jahren allerdings effiziente Instrumente entwickelt, um die Stimuli zielgerichtet auf einzelne Wirtschaftsbereiche zu lenken. Besonders hebt Speidel-Walz den verstärkten Fokus auf Investitionen hervor, die auf neue Technologien sowie die Bekämpfung des Klimawandels abzielen. Die Kehrseite für die Weltwirtschaft ist, dass die chinesischen Ausgaben zur Konjunkturstützung hauptsächlich der chinesischen Wirtschaft zugutekommen. Damit fällt weniger für den Rest der Welt ab. Was wiederum bedeutet, dass westliche Staaten bei Bedarf selbst tiefer in die Tasche greifen müssen. Wie es in der Coronakrise auch geschehen ist.