In den Weltraum investieren - Zeit, nach den Sternen zu greifen?

Innovation by BNY Mellon | Ein neues Weltraumzeitalter beginnt. Auch Jeff Bezos hat kürzlich angekündigt, noch dieses Jahr ins All liegen zu wollen. Dem Fachblatt Spaceflight Now zufolge hat es 2020 die höchste Zahl versuchter Orbitalflüge weltweit seit 1990 gegeben. Wir finden diese erhöhte Startkadenz aus Investmentperspektive interessant. BNY Investments | 25.06.2021 07:07 Uhr
© Photo by Adam Miller on Unsplash
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Ein neues Weltraumzeitalter beginnt. Dem Fachblatt Spaceflight Now zufolge hat es 2020 wie schon 2018 mit 114 Starts die höchste Zahl versuchter Orbitalflüge weltweit seit 1990 gegeben, als die Militärbudgets der Ära des Kalten Krieges noch mehr Weltraummissionen hergaben.

Der globale Investmentstratege George Saffaye von BNY Mellon findet diese erhöhte Startkadenz aus Investmentperspektive interessant. „Wir rechnen für die Raumfahrtindustrie in den nächsten Jahrzehnten mit einem Wachstum von mindestens 6 bis 8 %, da die Startkosten rapide zurückgehen, insbesondere im Zuge der Kommerzialisierung der Raumfahrt, wenn private oder börsennotierte Unternehmen stärker mitmischen”, meint er. „Die wachsende Nachfrage wird eine Plattform für Entwickler wiederverwendbarer Raketen abgeben, um ihre Produkte kontinuierlich zu verbessern und die Kosten weiter zu senken.”

Im Laufe der Zeit dürfte billigerer Zugang zum Weltraum auch anderen Projekten Erfolg bescheren, wie Saffeye vermutet. Schätzungen zufolge könnte die globale Raumfahrtbranche 2040 über 1 Bio. US-Dollar Umsatz erwirtschaften.

Heute sind es 350 Mrd. US-Dollar. (1) „In den nächsten Jahren werden sich die Investitionen über die nationale Verteidigung hinaus auf satellitengestützten Internetzugang für unterversorgte Bevölkerungsgruppen und Regionen ausweiten”, kommentiert Saffaye.

Welche Bereiche bieten sich also für Anleger an? Laut Saffaye gibt es drei Schwerpunkte für kommerzielle Innovationen: Starttechnologie, Tourismus und Überschall.

Starttechnologie: auf und davon

Je allgegenwärtiger die Technologie, so Saffaye, desto größer unsere Abhängigkeit von Satelliten, da wir diese Systeme für alles nutzen, von der Landwirtschaft über den Internetzugang bis hin zu den Lieferkettendaten, aber auch für Umweltüberwachung und vieles mehr.

Gleichzeitig bedeuten die verringerten Kosten der Satelliten selbst sowie die sinkenden Startkosten, dass immer mehr Unternehmen die Entwicklung eigener Satellitennetze und -konstellationen ins Auge fassen. Dazu Saffaye: „Der Start und die Instandhaltung von Satelliten und Netzen ist nur ein Teil der Chance. Wir rechnen mit zunehmenden Gelegenheiten bei florierenden Support-Ökosystemen, von Zulieferern für Werkstoffe und Geräte bis hin zu weltraumgestützten Daten und Analysen.”

Urlaub an der Sonne

Weltraumtourismus ist ein weiterer Bereich, der nach Ansicht Saffayes potenzielle Chancen bietet. Dabei könnte es in erster Linie um orbitale und suborbitale Flüge oder Mondtourismus gehen. Bislang bot nur Russland solche Dienste an – nämlich der International Space Station (ISS) für 20 bis 25 Mio. US-Dollar pro Kosmonaut. Diese Praxis wurde 2010 eingestellt, weil die ISS größere Mannschaften erforderte und insgesamt Bedarf an größeren Expeditionsbesatzungen bestand.

Heute stehen Suborbitalflüge bei mehreren Unternehmen im Fokus, deren Pläne zum Teil schon weit gediehen sind. Die Kosten könnten bei mehr als 200.000 US-Dollar pro Passagier liegen, und es wird mit jahrelangen Wartezeiten gerechnet, sobald die ersten Flüge stattfinden.

Schneller als eine Gewehrkugel

Der letzte von Saffaye angesprochene Innovationsbereich ist der Überschall. Hier könnte die Entwicklung neuer Flugzeuge zur Wiedereinführung regelmäßiger kommerzieller Überschallflüge führen.

„Das war mit dem Ausrangieren der Concorde vor über zehn Jahren weitgehend vorbei, doch inzwischen gibt es fortschrittlichere Technologien, vom Design bis zum Bau, und wesentliche Probleme wie der Überschallknall sind gelöst”, weiß Saffaye. „Das bedeutet, die Startbahn ist frei für Überschallflüge, die den Reiseverkehr weiter verändern werden, da die Flugdauer drastisch sinkt und Zeit dadurch effizienter genutzt werden kann.”

(1) Morgan Stanley: ‚Space: Investing in the Final Frontier’, 24. Juli 2020

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