Veränderungen im Gesundheitssektor: Welche Firmen profitieren?

Innovation by BNY Mellon | 70% der Gesundheitsdienstleister haben auf dem Höhepunkt von Covid-19 Patienten mithilfe der Telemedizin betreut. Und auch wenn die Pharmafirmen von der Herstellung von Impfstoffen gegen die Pandemie profitierten, sind es die Life-Sciences-Firmen, welche die Rohstoffe für die Herstellung der Impfstoffe liefern, welche künftig die grossen Gewinne einfahren werden. BNY Investments | 09.07.2021 09:30 Uhr
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  • In jüngster Zeit wurden 57% aller psychiatrischen Termine und fast 20% aller Besuche in der Primärversorgung werden heute per Telemedizin durchgeführt.
  • Fernüberwachung von Patienten ist ein weiterer Trend, beim dem mit Hilfe von Biosensoren über ein cloudbasiertes System Vitaldaten von Patienten in Echtzeit an Pflegekräfte gesendet werden.
  • Nicht die Pharmaunternehmen, sondern die Life-Sciences-Firmen, welche die Rohstoffe für die Herstellung der Impfstoffe liefern, werden wohl die grössen Gewinne einfahren.

Mit den Lockdowns, die ab dem ersten Quartal 2020 verhängt wurden, musste sich das übliche Geschäft der Primärversorgung ändern, und die Bedürfnisse der an COVID-19 Erkrankten traten in den Vordergrund.

In vielen Ländern der Welt führte dies zu Verzögerungen bei den meisten geplanten, d.h. nicht dringenden, Operationen, um eine weitere Überlastung der Krankenhäuser zu vermeiden. Das Gleiche galt auch für geplante Routineuntersuchungen. In den USA gingen die Arztuntersuchungen und geplanten Operationen im Durchschnitt um die Hälfte zurück und erreichten Anfang Mai 2020 einen Tiefpunkt1.

„Es ist schwer zu sagen, wie viele Todesfälle dadurch entstanden sind oder bei wie vielen Patienten sich das Krankheitsbild deshalb verschlechtert hat. Damals gab es eine Debatte darüber, was „geplant“ eigentlich bedeutet. Zum Beispiel gilt ein Kniegelenkersatz als geplante OP, aber in den USA ging auch die Zahl der OP wegen Herzklappenersatz um etwa 40% zurück.“

Telemedizin in Zahlen:

  • 10%: Der Prozentsatz der Gesundheitsdienstleister, die vor COVID-19 Patienten mithilfe der Telemedizin betreut haben.
  • 70%: Der Prozentsatz der Gesundheitsdienstleister, die auf dem Höhepunkt der Pandemie im Jahr 2020 angaben, dass sie Patienten mithilfe der Telemedizin betreuen.

Quelle: Ipsos Covid-19 HCP Impact Studie April 2020.

Beschleunigte Trends aufgrund von COVID-19:

  • Telemedizin
  • Fernüberwachung von Patienten
  • Häusliche Versorgung
  • Gentechnologien
Die Zukunft ist jetzt

In diese Lücke aus abgesagten Terminen, verschobenen Kontrolluntersuchungen und verpassten Diagnosen trat das relativ neue Phänomen der Telemedizin. Mit ihr können Patienten anstelle von persönlichen Besuchen bei Ärzten und im Krankenhaus durch den Einsatz von Technologie aus der Ferne untersucht und in einigen Fällen auch behandelt werden.

In jüngster Zeit wurden 57% aller psychiatrischen Termine per Telemedizin durchgeführt – und dies wird sehr wohl in der Zukunft erhalten bleiben“, so Jenkin. „Fast 20% aller Besuche in der Primärversorgung werden heute per Telemedizin durchgeführt, nachdem sie Anfang Mai 2020 mit 38% ihren Höhepunkt erreicht hatten. Und das alles im Vergleich zu einem 2%igen Grundwert der Telemedizin vor der Krise, folglich haben sich die Dinge eindeutig geändert.“

In der Vergangenheit gab es zahlreiche Hürden bei der Einführung der Telemedizin – nicht nur das fehlende Verständnis der Patienten für die Fähigkeit der Ärzte, Krankheiten aus der Ferne zu diagnostizieren, sondern auch die Frage, wie das mit der Abrechnung aussehen könnte. Doch zumindest in den USA, so Jenkin, haben sich die Regierung und die privaten Wirtschaftsteilnehmer auf Erstattungssätze geeinigt. Langfristig, so glaubt er, wird die Infrastruktur effizient sein und vielleicht sogar zu einer Kostenersparnis führen. In der Zwischenzeit haben sich die Patienten immer mehr an die Telemedizin gewöhnt, da ihre Nutzung normal geworden ist.

Fernüberwachung in Echtzeit

Neben der Telemedizin ist ein weiterer Trend, den Jenkin aufmerksam beobachtet, die Fernüberwachung von Patienten. Dabei werden mit Hilfe von Biosensoren über ein cloudbasiertes System Vitaldaten von Patienten in Echtzeit an Pflegekräfte, Krankenpfleger, Ärzte und Familienmitglieder übertragen. Derzeit wird diese Methode für die Herz-, Sauerstoff-, Blutzucker- und Schlafüberwachung eingesetzt, um die Vitalwerte zu überprüfen und den Krankheitsverlauf zu überwachen.

„Wir waren schon vor der Pandemie von der rosigen Zukunft der Biosensoren überzeugt, aber jetzt sehen wir eine weit verbreitete und schnellere Akzeptanz dieser Technologien, um Krankheiten wie Herzrhythmusstörungen und Diabetes zu überwachen“, so Jenkin: „Diese Technologien reduzieren die Zahl der stationären Aufenthalte und persönlichen Besuche und, was am wichtigsten ist, wir glauben, dass sie weitere negative Folgen verhindern werden“ so Jenkin.

Gewinnpotenzial?

Und wie sieht es jenseits der Telemedizin mit den Pharmafirmen aus – insbesondere mit denjenigen, die zur Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19 beigetragen haben? Wird es ihnen gelingen, ihr Engagement in Gewinne umzumünzen?

Im Gegensatz zu dem, was manche glauben, sind es nicht unbedingt die Hersteller von Impfstoffen, die Pharmaunternehmen, die das größte Gewinnpotenzial haben, so Jenkin. Die globale Preisgestaltung pro Impfstoffdosis begann Mitte 2020, als ein großes US-Pharmaunternehmen einen Vertrag mit der US-Regierung im Bereich von 20 USD pro Dosis abschloss2. Spätere US-Verträge deuten jedoch auf einen Preis im Bereich von 10 USD hin, wobei einige Preise sogar noch niedriger sind3, und Jenkin schätzt, dass die Herstellungskosten für jede Dosis wahrscheinlich im Bereich von 5 bis 7 USD liegen.

„Meiner Meinung nach werden die Gewinne der Hersteller wahrscheinlich dramatisch unter den Erwartungen liegen“, sagt Jenkin.

Die Life-Sciences-Firmen, die die Rohstoffe für die Herstellung der Impfstoffe liefern, werden höchstwahrscheinlich den eigentlichen Gewinn einfahren, fügt er hinzu. Mit dem weltweit größten Biomanufacturing-Projekt spielen die Firmen dieses Bereichs eine große Rolle bei der Produktion von Impfstoffen. Der Preis pro Dosis, den sie erhalten, dürfte im Vergleich zu den Pharmaunternehmen weit über ihren Kosten liegen.

Jenkin kommt deshalb zu folgender Schlussfolgerung: „Ich denke, dass Life-Sciences-Unternehmen die Möglichkeit haben werden, während der Pandemiephase des Virus Gewinne zu machen, aber auch bei einem saisonalen Wiederauftreten wie bei Erkältungskrankheiten, von denen man annimmt, dass sie zu 25% ebenfalls auf Coronaviren zurückgehen.“

1 CNBC: Doctors worry the coronavirus is keeping patients away from US hospitals as ER visits drop: ‘Heart attacks don’t stop’. 14. April 2020.
2 NPR: Prices For COVID-19 Vaccines Are Starting To Come Into Focus. 6. August 2020.
3 Ibid

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