AB: Diese Faktoren sollten Anleger bei europäischen High Yield ETFs berücksichtigen

Auch jetzt noch bieten europäische Hochzinsanleihen Chancen und Substanz. Doch wenn Anleger erwägen, diesen Markt über einen börsengehandelten Fonds (ETF) zu erschließen, sollten sie drei wichtige Punkte bedenken, warnen Jorgen Kjaersgaard, Head European Corporate Credit, Gershon Distenfeld, Director - High Yield, und Sahil Khan, Quantitative Analyst, vom Asset Manager AB. AllianceBernstein | 23.02.2017 09:17 Uhr
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Auch jetzt noch bieten europäische Hochzinsanleihen Chancen und Substanz. Doch wenn Sie erwägen, diesen Markt über einen Indexfonds (ETF) zu erschliessen, sollten sie das nochmals überdenken.

Das hat einen einfachen Grund: Europas grösster High-Yield-ETF hat konstant schlechter abgeschnitten als die besten 25 Prozent der aktiv gemanagten Europa-Hochzinsanleihenfonds, ganz gleich ob man die Wertentwicklung über ein, drei oder fünf Jahre zugrunde legt.

Das mag viele Anleger überraschen. Laut Thomson Reuters Lipper waren Anleihen-ETFs im vergangenen Jahr die Bestseller der europäischen ETF-Branche. ETFs für europäische Unternehmensanleihen verzeichneten gar Mittelzuflüsse von 5,5 Milliarden Euro.

Warum dieser Kaufrausch? Finanzberater sagen uns oft, dass ihre Kunden ETFs mögen, weil sie einen einfachen und kostengünstigen Zugang zum Anleihenmarkt bieten.

Das klingt zunächst einmal gut. Doch wenn man etwas genauer hinschaut, bemerkt man, dass High-Yield-ETFs keineswegs so günstig und effizient sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Und das ist ein wesentlicher Grund, warum ihre Erträge hinter jenen von aktiv gemanagten Fonds zurückblieben.

KOSTEN KÖNNEN SICH SCHNELL SUMMIEREN

Beginnen wir bei den Kosten. Die meisten ETFs bilden passiv einen Index nach. Theoretisch sollte das die Kosten niedrig halten. Doch das ist nicht immer der Fall. Ganz besonders in einem Markt wie jenem für Hochzinsanleihen, in dem es weitaus schwieriger – und kostspieliger – ist, einen Index nachzubilden als im Aktienmarkt.

Der Manager eines MSCI Europe-Aktien-ETFs etwa kann ganz einfach alle im Index enthaltenen Aktien kaufen, da die Umschlagquote innerhalb der Benchmark gering ist. Das hält Transaktionskosten und Gebühren niedrig.

Im Hochzinsbereich ist die Nachbildung einer Benchmark weit schwieriger. Neue Anleihen werden begeben und alte Anleihen werden fällig. Es gibt daher im Index ein ständiges Kommen und Gehen. Um Schritt zu halten, müssen ETF-Manager öfter handeln, oftmals zu erheblichen Kosten.

DIE FALLSTRICKE PASSIVER INVESTMENTS

Ein weiteres Problem: In Hochzinsanleihen über passive Vehikel zu investieren ist ineffizient und riskant. Es gibt aktuell durchaus gute Gründe, europäische Unternehmensanleihen in Erwägung zu ziehen. Dazu gehören attraktive Bewertungen, konservative Schuldenaufnahme und eine sehr unterstützende Geldpolitik. Das soll aber nicht heissen, dass Anleger unbedingt im kompletten Markt engagiert sein wollen.

Im Hochzinsbereich variiert die Bonität der Emittenten stark, und daher auch die damit verbundenen Risiken. Aktive Manager können auf ein detailliertes Kreditresearch zurückgreifen, um die relative Attraktivität verschiedener Schuldner und Sektoren einzuschätzen. Sie haben auch bessere Auswahlmöglichkeiten bei der Wiederanlage von Geldern aus fälligen Anleihen.

Passive ETF-Anleger hingegen händigen ihr Geld wahllos an jedes Unternehmen aus, das sich hoch genug verschuldet, um Bestandteil des Index zu werden. Je höher die Schulden, desto höher die Gewichtung in der Benchmark. Das kann zu ungewollten Engagements in überbewerteten oder riskanten Sektoren führen.

EIN HOHER PREIS FÜR LIQUIDITÄT

Ein weiterer Grund für die Popularität von ETFs ist deren Liquidität. Im Unterschied zu herkömmlichen Investmentfonds, deren Preisfeststellung nur einmal täglich erfolgt, können ETFs jederzeit gehandelt werden, ähnlich wie Aktien. Für Hochfrequenzhändler, die etwa den High-Yield-Markt für einige Tage leerverkaufen möchten, oder für professionelle Portfoliomanager, die ihr Engagement für einen kurzen Zeitraum absichern möchten, ist dies ein wichtiges Attribut.

Doch ein gewichtiger Teil der Käufer von High-Yield-ETFs sind keine Händler. Es sind oft auch Privatanleger, die für ihre Altersvorsorge oder den Kauf eines Eigenheims investieren. Um diese Ziele zu erreichen, benötigen sie ein langfristiges Engagement im Markt und eine flexible Strategie, die Chancen dann nutzt, wenn sie sich ergeben. Echtzeit-Liquidität gehört nicht zu den wirklichen Bedürfnissen dieser Anleger. Und wenn sie wüssten, was sie dafür bezahlen müssen, würden sie wohl gerne darauf verzichten. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Während einer akuten Marktkorrektur gibt es keinerlei Garantie, dass High-Yield-ETFs die versprochene Liquidität auch liefern können. Das liegt daran, dass sie durch ihre wachsende Beliebtheit dazu gezwungen sind, immer grössere Anteile an wenig liquiden Vermögenswerten zu halten. Sollten die Kurse stark fallen, würde die Suche nach Käufern eine echte Herausforderung, und zum Verkauf gezwungene Anleger könnten erhebliche Verluste erleiden.

ETFs haben zweifelsfrei eine Daseinsberechtigung, insbesondere für kurzfristig orientierte Händler und taktische Engagements im High-Yield-Markt. Doch für langfristige Investments sind sie eine schlechte Wahl. Anleger auf der Suche nach Einkommen und Substanz sind im europäischen Hochzinsanleihenmarkt auf der richtigen Spur. Doch sie sollten dafür keine ETFs verwenden.

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