"Es gibt viele Möglichkeiten, ein nachhaltiges Portfolio aufzubauen. Einige Anleger entscheiden sich einfach für den Ausschluss von schädlichen Unternehmen, von Waffenherstellern bis hin zu Tabakherstellern. Wir bevorzugen einen proaktiven Ansatz, der sich an Unternehmen richtet, die Gutes für Gesellschaft und Umwelt tun und gleichzeitig ein hohes Ertragspotenzial bieten.
Die SDGs können Anlegern dabei helfen, eine solche Agenda zu verfolgen. Mit 17 Zielen und 169 Teilzielen sind die SDGs ein ehrgeiziges Programm mit großem Umfang. Sie befassen sich mit Bereichen, die für die Menschheit von entscheidender Bedeutung sind, einschließlich der Beseitigung von Armut und Hunger, der Verbesserung des Zugangs zu Bildung und Gesundheitsversorgung und der Bekämpfung der negativen Auswirkungen des Klimawandels. Die von 193 Nationen unterzeichneten SDGs versuchen, auf den früheren Millenniums-Entwicklungszielen aufzubauen, indem sie den Fokus über die Entwicklungsländer hinaus erweitern und explizit eine Rolle für den Privatsektor in Betracht ziehen. Diese wichtigen Änderungen machen die SDGs zu einem nützlicheren Instrument für Aktienanleger.
Es wäre jedoch kaum praktikabel, sich gleichermaßen auf alle 17 Ziele zu konzentrieren, da die Investitionsmöglichkeiten für den Privatsektor nicht gleichmäßig auf die SDGs verteilt sind. Stattdessen sollte man unserer Überzeugung nach die besten investierbaren Möglichkeiten identifizieren, um diese spezifischen Bereiche anzusprechen. Dieser thematische Ansatz ermöglicht es einem Anleger auch Fachwissen zu entwickeln, das eine effektive Kapitalallokation unterstützt.
Das Potenzial der SDGs nutzen
Um einen Rahmen zu entwerfen, der die SDGs mit dem Privatsektor verbindet, ist es wichtig, weiter zu gehen als die 17 SDGs selbst. Die SDGs sind leicht verständlich sind, aber unserer Meinung nach nicht detailliert genug sind, um als Anlagegrundlage zu dienen. Stattdessen haben wir die unter den 17 Hauptzielen angeordneten 169 SDG-Teilziele ausgewertet. Diese Teilziele sind viel detaillierter und aus unserer Sicht der Schlüssel zur Erschließung des Anlagepotenzials der SDGs.
Nach sorgfältiger Bewertung der einzelnen Teilziele wird im nächsten Schritt jedes einzelne in eine von zwei Kategorien eingeteilt: Politik oder Privatsektor. Unsere Untersuchung ergab, dass 106 der Ziele Chancen für den privaten Sektor boten, der Rest eher im Bereich der Politik (Abbildung unten links).
Für die Privatsektorgruppe haben wir dann die spezifischen Produkte und Dienstleistungen identifiziert, die zur Erreichung dieser Teilziele beitragen. Das erforderte eine durchdachte und gründliche Analyse, ist jedoch entscheidend für die Entwicklung einer Anlagestrategie.
Das UN-SDG-Ziel 7.2 fordert beispielsweise eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien weltweit. Wir haben 12 verschiedene Produktgruppen vorgestellt, darunter Batterien, Baumaterialien und Energieerzeugungsanlagen, die alle zur Erreichung dieses Ziels beitragen (Abbildung unten rechts).
Dieser Schritt ermöglicht auch ein weiteres wichtiges Element eines nachhaltigen Anlageplans: Ausschlüsse. Er ermöglicht den Anlegern, Produkte zu identifizieren, die nicht mit den SDGs übereinstimmen, in Branchen wie Tabak, Waffen, Pornografie oder Glücksspiel. In der Regel werden solche Produkte automatisch aus einem nachhaltigen Portfolio ausgeschlossen.
Vom Produkt zum Anlagethema
Sobald wir festgestellt haben, welche Produkte für die Erreichung der SDGs relevant sind, können wir diese Produkte logisch in verständlichere Themen gruppieren. Themen können eine Organisationsstruktur für die Durchführung laufender Recherchen bilden, können bei der Portfoliokonstruktion verwendet werden und können auch die Kundenkommunikation erleichtern.
Um die Anlageagenda zu vereinfachen, haben wir drei Hauptthemen entwickelt: Gesundheit, Förderung und Klima (Abbildung). Wir haben auch 15 Unterthemen innerhalb jeder dieser Kategorien identifiziert, um die Investitionsmöglichkeiten der SDGs weiter zu präzisieren. Teilthemen innerhalb des Klimas sind etwa kohlenstoffarme Energieerzeugung, Energieeffizienz und sauberer Verkehr.
Nach der Identifizierung von Produkten, die auf die SDGs abgestimmt sind, können Anleger nach börsennotierten Unternehmen suchen, die mit diesen Produkten Einnahmen erzielen. Natürlich ist das nur die halbe Miete. Um positive Anlageerträge zu erzielen, muss jedes SDG-orientierte Unternehmen durch eine Fundamentalanalyse bewertet werden, die darauf abzielt, starke Geschäftsmodellen zu finden und Aktien mit attraktiven Chance-Risiko-Profilen auszuwählen.
Das ist das wichtigste Bindeglied zwischen den SDGs und der Aktienanlage. Durch die Verbindung dieser Punkte können Anleger ihren Fokus auf diejenigen Unternehmen richten, die die SDGs unterstützen und wichtige Treiber für einen positiven Wandel sind."
Dan Roarty ist Chief Investment Officer—Thematic and Sustainable Equities bei AllianceBernstein (AB).
In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden.