Die FAANGs im Fadenkreuz | Was Anleger beachten sollten

Den Tech-Giganten werden die Flügel gestutzt. Was sollten Anleger tun? Lei Qiu, Portfoliomanager - International Technology Fund bei AllianceBernstein, gibt einen Einblick in seine Erkenntnisse. AllianceBernstein | 15.10.2019 15:27 Uhr
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Die Generalstaatsanwälte der USA haben kürzlich ihre Prüfung der Geschäftspraktiken von „Big Tech“ verstärkt. Da die Mammutkonzerne wahrscheinlich noch einige Zeit im Fadenkreuz der Regulierungsbehörden stehen werden, sollten Aktienanleger überlegen, über die Titanen hinaus nach Chancen in diesem Sektor zu suchen.

Die Sorgen für „Big Tech“ vervielfachen sich: Neben den Generalstaatsanwälten verfolgen das US-Justizministerium, der Justizausschuss des Parlaments und die Bundeskommission für Handel Untersuchungen. Die Unternehmensrichtlinien zu Wettbewerb und Datenschutz stehen auf dem Prüfstand. Anleger sind mit größerer Unsicherheit konfrontiert, wenn über potenzielle Geldbußen hinaus neue Vorschriften das Geschäftsmodell von Unternehmen gefährden oder gar die Aufspaltung einiger Unternehmen erzwingen. Die Einschränkung der Möglichkeit für diese Unternehmen, Benutzerdaten plattformübergreifend zu nutzen, könnte ihren wichtigsten Geschäftsvorteil erheblich beeinträchtigen.

Die FAANGs im Fadenkreuz

Die Antworten auf diese Sorgen werden erst am Ende eines jahrelangen Prozesses kommen. Regierungsbehörden sind wie eine Blackbox für Aktienanalysten, was es schwierig macht, zuverlässige Informationen darüber zu erhalten, wohin der Prozess führt. Die regulatorische Unsicherheit trägt dazu bei, einen Teil der jüngsten Volatilität bei „Big Tech“-Aktien zu erklären und dürfte den Ausblick für die absehbare Zukunft trüben.

Was kann man also tun? Angesichts der Unsicherheit sind wir der Meinung, dass Anleger, die das Potenzial des technologischen Wachstums nutzen wollen, sich vor passiven börsengehandelten Fonds hüten sollten. Deren Benchmark-Indizes sind tendenziell stark auf Tech-Giganten fokussiert und rückwärtsorientiert (Abbildung).

Anleger sollten stattdessen einen proaktiven Ansatz für den Technologiesektor wählen. Viele haben bislang auf Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google – die FAANGs – gesetzt, um das Wachstum im Tech-Sektor zu nutzen. Wir glauben jedoch, dass es viele andere überzeugende Trends und Unternehmen in der Branche gibt, die Alpha generieren können und ein geringeres Regulierungsrisiko aufweisen als einige der größeren Akteure. Chancen finden sich nicht nur in Technologiezentren wie dem Silicon Valley, sondern auf der ganzen Welt.

SMID-Unternehmen: An der Schwelle zu stärkerem Wachstum

Über die FAANGs hinaus bieten kleine und mittelgroße (SMID, small and mid) Technologieunternehmen fruchtbaren Boden für Anleger. Start-ups und Risikokapitalgeber bezeichnen einen Börsengang (IPO) als „Exit“ – eine Gelegenheit, von spekulativen Seed-Investments zu profitieren. Aber aus unserer Sicht ist ein Börsengang oft nur ein Meilenstein auf einem noch nicht abgeschlossenen Weg – eine Gelegenheit, Kapital zu beschaffen, um zu expandieren und Wachstumspotenziale zu realisieren. Unserer Meinung nach gibt es noch viel Alpha zu ernten, indem wir kleine und mittelgroße Technologieunternehmen an der Schwelle zu einer schnellen Wachstumsphase durch Innovation identifizieren (Abbildung).

Thema 1: Start-ups haben es immer leichter

Viele kleinere Technologieunternehmen treiben disruptive Innovationen voran. Durch die Entwicklung der Must-have-Anwendungen, die von New-Economy-Start-ups verwendet werden, sind ihre Produkte die Motoren der sich entfaltenden technologischen Revolution. Mit der zunehmenden Akzeptanz von cloudbasierten Infrastruktur- und Serviceangeboten auf Abonnementbasis haben sich die Eintrittsbarrieren für Unternehmer deutlich verringert. Das durchschnittliche Start-up einer mobilen App benötigt dank dieser Voraussetzungen nur 5 % des Kapitals eines Start-ups aus der Dotcom-Zeit.

Zendesk aus den USA bietet beispielsweise eine einfache und erschwingliche Produktsuite für Unternehmen an, um Kundendienstprobleme über Kanäle zu kommunizieren und zu bedienen, die den sich wandelnden Bedürfnissen von Unternehmen in einer digitalen und mobilen Welt gerecht werden. Atlassian mit operativem Sitz in Australien bietet kollaborative Software, die die Produktivität der Teams innerhalb eines Unternehmens verbessert. Und Shopify aus Kanada bietet einen One-Stop-Shop, der es Start-ups und herkömmlichen Betrieben ermöglicht, einen Online-Shop einzurichten.

Thema 2: Digitale Transformation ermöglichen

In einem zunehmend wettbewerbsintensiven Umfeld können sich Unternehmen, die Datenintelligenz extrahieren und verstehen, einen Vorteil gegenüber Wettbewerbern verschaffen. Viele Unternehmen befinden sich in der Anfangsphase des Übergangs zur digitalen Fertigung und der Automatisierung ihrer gesamten Abläufe. Technologieunternehmen, die die nötigen Werkzeuge zur Verfügung stellen, um Informationen zu nutzen und die Produktivität zu steigern, besitzen ein enormes Wachstumspotenzial.

Das französische Unternehmen Dassault Systèmes sieht beispielsweise eine robuste Perspektive in seiner Produktzyklus-Managementtechnologie „3DEXPERIENCE“, die Unternehmen dabei unterstützt, ihre Design- und Fertigungsprozesse digital zu optimieren. ANSYS aus den USA stellt Software her, die die Entwicklung autonomer Fahrsysteme beschleunigt, indem sie Millionen von Straßenverhältnissen simuliert und das Maschinenlernen verbessert. Halbleiterunternehmen wie NVIDIA stellen die erforderliche Rechenleistung zur Verfügung, um Computer darauf zu „trainieren“, menschliches Verhalten nachzuahmen, den ersten Schritt in der künstlichen Intelligenz.

Hausaufgabe: Fundamentale Analyse

Wir sind zwar zuversichtlich, was die Aussichten für weitere Technologieausgaben angeht, aber die Identifizierung vielversprechender Anlagekandidaten ist eine Herausforderung. Viele wachstumsstarke Technologieunternehmen sind bereits hoch bewertet, ihre Aktienkurse reflektieren die hohen Wachstumserwartungen für Umsatz und Gewinn. Die wachsende Bedeutung der Cloud-Infrastruktur und die Senkung der Eintrittsbarrieren führen dazu, dass sich das Innovationstempo beschleunigt. Nur eine begrenzte Anzahl von Unternehmen mit dauerhaften und differenzierten Geschäftsmodellen und einem großen adressierbaren Markt wird in der Lage sein, nachhaltiges Wachstum in Richtung Profitabilität zu erzielen. Das begünstigt aus unserer Sicht einen selektiven Ansatz und eine fundamentale Analyse.

Auch Technologiethemen können richtungsweisend sein. Im Zeitalter großer Datenmengen scheinen Unternehmen, die cloudbasierte Infrastruktur- und Servicefunktionen für die breite Wirtschaft bereitstellen, gut aufgestellt. Sie sind wie ein Stromnetz für die neue Wirtschaft – insbesondere jene Unternehmen, die Werkzeuge bereitstellen, die Unternehmen bei der Sammlung, Verarbeitung und dem Verständnis großer Datenmengen helfen, um so die Produktivität zu steigern. Anleger, die diese Unternehmen finden, können das Potenzial der technologischen Wachstumstrends mit einer gewissen Separation gegenüber dem regulatorischen Risiko, das über dem Sektor hängt, nutzen.

Lei Qiu ist Portfoliomanager - International Technology Fund bei AllianceBernstein

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