„Besonders jene Märkte, die empfindlich auf Veränderungen des globalen Handels reagieren und deren Raum für geldpolitische Stimuli ausgeschöpft ist, bereiten uns Sorgen“, sagt Williams. Zwar sei die Entspannung im Handelskonflikt zwischen China und den USA eine erfreuliche Nachricht. „Aber wir sind nicht überzeugt, dass sie eine Trendwende für die Weltwirtschaft darstellt“, so der Chefökonom, zumal es durchaus nicht ausgeschlossen sei, dass es zu einer weiteren Eskalation kommt. Zwar ist das Konsumentenvertrauen und die Beschäftigung in den USA noch solide; doch der Fertigungssektor und die Unternehmensinvestitionen schwächeln. „Dass diese Schwäche auf den Arbeitsmarkt übergreift, dürfte nicht allzu lange auf sich warten lassen und ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum in den USA zur Folge haben. Dann wird die Federal Reserve – entgegen ihrer eigenen Prognose – den geldpolitischen Entspannungszyklus wiederaufnehmen“, betont Williams.
Auch die Eurozone – Norwegen und Schweden ausgenommen – wird laut dem AB-Chefökonom die Erwartungen enttäuschen. „Wir gehen davon aus, dass die rezessiven Bedingungen im verarbeitenden Gewerbe allmählich in ein schwächeres Beschäftigungs- und Investitionswachstum übergehen“, so Williams. Laut seiner Prognose dürfte das Wirtschaftswachstum der Eurozone von 1,1 Prozent in diesem Jahr auf 0,3 Prozent in 2020 fallen. Damit sei die Europäische Zentralbank (EZB) mit Ihrer Erwartung eines Wirtschaftswachstums von 1,2 Prozent im kommenden Jahr zu optimistisch eingestimmt – zumal geldpolitische Maßnahmen sich laut Williams als unwirksam herausstellen dürften, um die Konjunktur zu stimulieren und die Inflation anzukurbeln.
Nicht viel besser ist Williams‘ Ausblick für Asien (ohne Japan): Die Verschlechterung des Welthandels, die Unsicherheit über den Technologiezyklus und geopolitische Risiken belasten weiterhin das Wachstum in den stärker vom Handel betroffenen Teilen der Region und dürften die meisten Staaten dazu veranlassen, ihre Geldpolitik zu lockern. Im Gegensatz zur Eurozone und Japan haben die Länder jedoch noch Spielraum für geldpolitische Stimuli. Besonders China habe noch ausreichend Munition für geld- und steuerpolitische Maßnahmen. „Der Schwerpunkt wird voraussichtlich auf Infrastrukturprojekten und der Lockerung der Regulierungen bei Immobilientransaktionen liegen – Maßnahmen, die am ehesten zur Stabilisierung der Wirtschaft beitragen werden“, betont Williams. „Sollte sich Chinas Wirtschaft stabilisieren – und davon gehen wir aus – sollte die chinesische Währung zu einem globalen Währungsstabilisator werden“, so der Experte.