„Neben wachsender Staatsverschuldung könnte die Krise auch die wichtigsten säkularen Trends weiter befeuern: Populismus, Deglobalisierung und geopolitische Konflikte", warnt Williams.
Keine Erholung ohne Stimuli
Ohne weitere fiskalische Stützungsmaßnahmen dürfte die Erholung schwierig werden. „Zwar haben die Stimuli der US-Regierung dazu beigetragen, Einkommenseinbußen für die US-Bürger zu reduzieren; doch es handelte sich um einmalige Zahlungen – und um Einbrüche bei Einkommen abzufangen, müsste sich der Arbeitsmarkt schnell erholen", kommentiert Williams die Lage in den USA. „Wir erwarten einen schnellen Aufschwung, das Vorkrisenniveau wird die Wirtschaft jedoch nicht so schnell wieder erreichen."
Auch in der Eurozone haben sich die Indikatoren verbessert. Doch Vorsicht: „Das Ausmaß des Abschwungs war so groß, dass scheinbar starke Daten die zugrunde liegende Schwäche verschleiern könnten", so der Chefökonom. Er geht davon aus, dass die Wirtschaft der Eurozone in diesem Jahr um 10 Prozent schrumpfen wird, um 2021 um 5 Prozent zu wachsen. Zwar habe der Aufbaufonds der Europäischen Kommission eine positive Botschaft gesendet. Jedoch laste die Verantwortung, die Solvenz der schwächeren Staaten des Euroraums zu gewährleisten, fest auf den Schultern der Europäischen Zentralbank (EZB).
Zentralbanken haben keine Wahl
Angesichts dieser Lage können sich Investoren darauf einstellen, dass die Anleiherenditen niedrig bleiben. „Die Zentralbanken haben keine Wahl, als auch weiterhin auf breiter Basis Anleihen anzukaufen – nur so können die Staaten die Staatsschulden finanzieren, die nötig sind, um die Konjunktur wieder anzukurbeln", sagt Williams. „Ob wir damit die Saat für eine noch größere Schuldenkrise in der Zukunft sähen, wird sich herausstellen."