Unternehmenskultur: Erfolgsrezept für Wachstum

Anleger schenken der Unternehmenskultur oft wenig Aufmerksamkeit, dabei kann sie den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. AllianceBernstein | 02.10.2020 12:04 Uhr
© Foto von Ivan Rebic von Pexels
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Anleger schenken der Unternehmenskultur bei der Bewertung des Geschäfts- und Ertragspotenzials oft wenig Aufmerksamkeit. Kulturelle Normen können jedoch den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen, insbesondere für Wachstumsunternehmen, die von Innovationen leben und flexibel sein müssen, um sich an veränderte Geschäftstrends anzupassen.

Unternehmensberichte sagen nicht viel über Kultur aus. Im Gegensatz zu Gewinn-und-Verlust-Rechnung, Bilanzen und Geschäftsupdates, die einen Quartalsbericht dominieren, verändern die internen Verhaltensmerkmale eines Unternehmens in der Regel keine Aktienkurse. Dennoch glauben wir, dass Kultur eigentlich das Geheimrezept für nachhaltiges Wachstum ist, denn in einer wissensbasierten Wirtschaft ist die Pflege des Humankapitals für den Aufbau eines Unternehmens mit Durchhaltevermögen unerlässlich. Und für Anleger, die sich auf Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsthemen konzentrieren, ist dieses Bewusstsein der Schlüssel für eine effektivere Zusammenarbeit mit dem Management und den Interessengruppen und für die Integration des Research über die Kultur eines Unternehmens mit seinen Geschäftsaussichten.

Beste Wachstumsunternehmen haben dynamische Kultur 

Sehen Sie sich nur die Spitzenunternehmen im Russell 1000 Growth Index an (wichtigste Benchmark für US-Wachstumsunternehmen). Facebook, heute eines der fünf größten Unternehmen gemessen an der Marktkapitalisierung, gab es im Jahr 2000 noch nicht, während Google und Amazon im Grunde genommen noch Start-ups waren. Apple, Microsoft und Amazon.com – die im Jahr 2000 existierten – haben sich ständig neu erfunden, um an der Spitze zu bleiben. Alle fünf bauten auf der Grundlage neuer Ideen und der Bereitschaft, kalkulierte Risiken einzugehen, außergewöhnliche Unternehmen auf. Im Gegensatz dazu verfügten die Top-Wachstumsunternehmen in den USA im Jahr 2000 zu diesem Zeitpunkt über deutlich mehr Ressourcen, aber mit Ausnahme von Microsoft konnten sie das Wachstumstempo nicht mitgehen und wurden schließlich überholt (Abbildung).

Merkmale einer gesunden Kultur 

Was definiert die Unternehmenskultur? Eine gesunde Kultur legt Wert auf Lernen, Entdecken, Experimentieren und vor allem auf Vertrauen und Verantwortlichkeit. Kulturen, die eine unerbittliche Bewertung schätzen, können es vermeiden, in die Gruppen-Denkfalle zu tappen, wenn stark vertretene Ansichten und Praktiken blind verteidigt werden. Wir glauben, dass diese drei Bausteine eine blühende Wachstumskultur schaffen:

  • Visionäres Management – Die Führungsspitze gibt den Ton für das alltägliche Verhalten und die langfristige Zielsetzung vor. Es ist keine Überraschung, dass Ikonen der Unternehmenskultur oft charismatische, einflussreiche und visionäre CEOs sind.
  • Teamorientierte Flexibilität – Hochleistungsfähige Wachstumskulturen sind teamorientiert, aber flexibel. Jeff Bezos prägte den Begriff vom „Zwei-Pizza-Team“ – wenn ein Team nicht mit zwei Pizzas gesättigt werden konnte, war es zu groß. Arbeitsgruppen müssen klein, vielfältig und transparent sein. Sie fühlen sich wohl dabei, ehrliches Feedback zu geben und zu erhalten, und sie verstehen, dass sich ihr Beitrag ständig ändern muss, um Innovationen zu fördern.
  • Motivierende Vergütung – Wie jeder Anleger weiß, sind vergangene Leistungen keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Ebenso ist die Vergütung für vergangene Leistungen weniger effektiv als die Schaffung von Anreizen für die zukünftige Entwicklung der Mitarbeiter, was eine Motivation für den Erfolg darstellt.

Viele Unternehmen bleiben in diesen Bereichen hinter den Erwartungen zurück. Sie nehmen inkrementelle, reaktive Änderungen vor, während sie gleichzeitig das kurzfristige Risiko minimieren, um die Gewinnerwartungen zu erfüllen, und damit das Risiko erhöhen, die Leistung durch kurzfristige Anreizvergütungen beeinflussen zu lassen. Und allzu oft gelingt es den Unternehmen nicht, die volle Kreativität ihrer Mitarbeiter freizusetzen.

Fünf wichtige Fragen

Wenn Kreativität erstickt wird, halten Unternehmen nur den Status quo aufrecht, anstatt vorauszudenken, wie sich die Welt verändert. Unternehmen, denen es nicht gelingt, innovativ zu sein, ihre Effizienz zu verbessern oder die richtigen Talente zu fördern, sind nicht in der Lage, Margen und Erträge zu sichern. Wie also können Anleger Unternehmen mit einer dynamischen Kultur identifizieren? Diese fünf Fragen sind ein guter Ausgangspunkt, um die Unternehmen zu finden, die im Jahr 2040 Marktführer sein könnten.

1. Welche Art von Innovation wird unterstützt? Die meisten Unternehmen investieren in Innovation, aber oft geht es dabei nur um „Ich auch“-Produkte. Sehen Sie genau hin, wo das Geld hingeht.

2. Vertuscht Kostenkontrolle mangelnde Kreativität? Kosten zu senken ist ein relativ einfacher Weg zur Erhöhung der Profitabilität, zumindest für eine Weile. Sie erfordert weniger Kreativität – und in der Regel auch weniger Risiko – als die Investition in eine spekulative neue Idee. Laufende Kostensenkungen können ein Zeichen dafür sein, dass ein Unternehmen weder die Vision noch den Mut hat, vielversprechende neue Geschäftsmöglichkeiten zu erkennen und in sie zu investieren.

3. Wie gut ist die Pipeline gefüllt? Wenn das Management die Messlatte für die Finanzierung neuer Ideen höher legt, verengt es den Trichter für neue Produkte oder Dienstleistungen. Lassen Sie sich nicht von solider Profitabilität täuschen, wenn das organische Wachstum schwach ist. Weniger Ideen bedeuten, dass die Kosten des Scheiterns höher sind, wenn ein Unternehmen die falschen Wetten eingeht.

4. Akquiriert ein Unternehmen zu viel? Hüten Sie sich vor Unternehmen, die wichtige Technologiezukäufe direkt in ihrem Kerngeschäft tätigen. Das ist häufig ein Zeichen für frühere Unterinvestitionen und eine schwache Wachstumskultur.

5. Was lernen wir aus Mitarbeiterstimmung und -anreizen? Die Stimmung in der Mitte kann bei der Beurteilung der Unternehmenskultur genauso wichtig sein wie der Ton an der Spitze. Umfang und Struktur der Vergütung, Engagement und Entwicklung, kulturelle Vielfalt des Personals, Teamorientierung, Fluktuationsraten und Zufriedenheit – all das kann und sollte überprüft werden. Durch die Einbeziehung von Unternehmen und Interessengruppen oder durch die Nutzung von Drittanbietern wie Glassdoor oder LinkedIn können Anleger einen Eindruck davon gewinnen, wie die Menschen innerhalb eines Unternehmens denken und fühlen.

Motivation auch in der Krise aufrechterhalten 

Unabhängig von der Unternehmensgröße haben diejenigen mit den richtigen kulturellen Eigenschaften eine bessere Chance, Krisen wie die Coronavirus-Pandemie erfolgreich zu meistern. Unternehmen, die ihren Mitarbeitern vertrauen, sind besser gerüstet, um nahtlos in ein Heimarbeitsumfeld zu wechseln. Die Motivation der Mitarbeiter in einer Krise aufrechtzuerhalten ist viel einfacher, wenn ein Unternehmen das Wohlergehen der Mitarbeiter in guten und schlechten Zeiten schätzt. Unserer Ansicht nach stellt COVID-19 einen echten Test dar, bei dem Unternehmen mit einer wirklich innovativen Kultur einen starken Vorteil haben werden, um die Krise zu überstehen.

Selbst in guten Zeiten ist es nicht einfach, echtes Wachstumspotenzial zu finden. Viele Unternehmen, die neue Ideen verfolgen, haben nicht genug Größe erreicht, um wirklich profitabel zu sein. Doch Unternehmen mit einer Kultur, die kurzfristige Flexibilität mit langfristigen strategischen Zielen in Einklang bringt, sind unserer Ansicht nach oft gut gerüstet, um nachhaltiges Wachstum zu erzielen. Wenn Anleger die Kultur als integralen Bestandteil des Fundamentalresearch betrachten und sich regelmäßig mit dem Management austauschen, können sie Einblick in vielversprechende Wachstumsunternehmen gewinnen, bevor sich deren Potenzial in den Aktienbewertungen niederschlägt.

Frank Caruso ist Chief Investment Officer für US Growth Equities bei AllianceBernstein (AB).

Chris Kotowicz ist Senior Research Analyst für US Growth Equities bei AllianceBernstein (AB).

Ryan Oden ist Aktien-Researchanalyst bei AllianceBernstein (AB).

In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden. AllianceBernstein Limited ist von der Financial Conduct Authority im Vereinigten Königreich zugelassen und wird durch diese Behörde reguliert. 

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