„Unser globaler Ausblick ist trotz des alles andere als sonnigen Jahresanfangs durchaus positiv und wir erwarten, dass sich die globale Konjunktur nach einem schwierigen ersten Quartal kräftig erholt. Ein Aufschwung könnte zwar die Weichen für einen Regimewechsel stellen – dennoch dürfte die Inflation in diesem Jahr weiterhin niedrig bleiben, da die Produktionslücken groß und die Inflationserwartungen gedämpft sind.
5 Prozent Wirtschaftswachstum in den USA
Je nachdem, ob Fortschritte bei Impfungen eine Öffnung der Volkswirtschaft ermöglichen, erwarten wir ein anziehendes Wirtschaftswachstum über mehrere Quartale hinweg. Mit den Demokraten im Senat und im Repräsentantenhaus ist auch die Sicherheit zurückgekehrt, dass die Regierung weitere steuerpolitische Stützmaßnahmen in die Wege leiten wird. Diese haben bisher verhindert, dass Einkommen zu drastisch weggebrochen sind. Auch die aufgestaute Nachfrage in Sektoren, die während der Krise in Bedrängnis geraten sind, sollte dem Wachstum starken Schub verleihen. Das hat uns dazu veranlasst, unseren Ausblick für das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA auf fast 5 Prozent Zuwachs heraufzusetzen.
Abgesehen von einer erneuten Verschlimmerung der Pandemie, die der Volkswirtschaft einen permanenten Schaden zufügen könnte, haben wir jedoch noch eine weitere Sorge: Die Staatsverschuldung. Diese ist dank der niedrigen Zinsen im Moment noch günstig zu bedienen. Irgendwann werden die Zinsen jedoch angehoben werden müssen, da es sonst zu Blasen an den Finanzmärkten kommen könnte. Zwar wird dies weder 2021 noch 2022 zum Problem werden – doch ausufernde Staatsschulden werden das langfristige Wirtschaftswachstum zweifellos beeinträchtigen.
Eurozone erholt sich erst 2022
Für Europas Wirtschaft ist der Ausblick dagegen weniger erfreulich. Wir erwarten im ersten Quartal einen weiteren Rückgang des Wirtschaftswachstums und haben unsere Wachstumsprognose für 2021 von 4 Prozent auf 2,4 Prozent gesenkt. Für 2022 rechnen wir aber mit einem Aufschwung und Wachstum von 5,5 Prozent. Die schwache Konjunktur, zusammen mit der ausbleibenden Inflation und dem anhaltenden Bedarf an Stützungsmaßnahmen, veranlassen uns nicht zum Optimismus, dass sich der geldpolitische Kurs in absehbarer Zukunft ändert. Die Geldpolitik bleibt extrem locker.
China bleibt Stabilitätsanker
Nachdem Chinas Wirtschaft das Jahr 2020 auf einem unerwartet niedrigen Niveau abgeschlossen hatte, dürfte sich die Volkswirtschaft erholen und das reale BIP-Wachstum auf etwa 8,2 Prozent ansteigen. Denn wir halten die schwache Wirtschaftsaktivität für lediglich vorübergehend, verursacht durch einen besonders kalten Winter und vereinzelte Ausbrüche des Coronavirus und daraus folgende regionale Maßnahmen zur Eindämmung.
Unserer Meinung nach bleibt China auch 2021 eine Quelle der Stabilität für die globale Wirtschaft. Denn nicht nur sind angesichts des vierzehnten Fünfjahresplans und des hundertjährigen Jubiläums der Kommunistischen Partei anhaltende geld- und steuerpolitische Lockerungsmaßnahmen so gut wir garantiert. Auch verzeichnet das Land dank seiner traditionellen Impftechnologie und seines fortschrittlichen Logistiksystems vielversprechende Erfolge bei der Immunisierung gegen COVID-19.
Darren Williams, Chefvolkswirt beim Asset Manager AllianceBernstein (AB)