Wirtschaftsausblick China: Covid-19 bremst Wachstum

Das Wiederaufflammen von COVID-19 in China hat Zweifel daran aufkommen lassen, ob die Regierung ihr Wachstumsziel von etwa 5,5 % im Jahr 2022 erreichen kann. Aufgrund des Ausbruchs haben wir unsere Wachstumsprognose für 2022 auf 5 % gesenkt. AllianceBernstein | 31.05.2022 15:00 Uhr
Zhennan Li, Chief China Economist—Greater China bei AllianceBernstein / © AllianceBernstein
Zhennan Li, Chief China Economist—Greater China bei AllianceBernstein / © AllianceBernstein
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Die Situation ist jedoch unklar, und die jüngsten Wachstumsprognosen können sich ändern, wenn sich der Pandemieausbruch verschlimmert. Vorerst halten wir jedoch an drei zentralen Annahmen fest: Erstens, dass die Regierung nach wie vor den festen Willen hat, ihr Wachstumsziel zu erreichen; zweitens, dass ihre politischen Maßnahmen ausreichend robust und rechtzeitig sind; und drittens, dass der Ausbruch rechtzeitig unter Kontrolle gebracht wird, damit sich die Wirtschaftstätigkeit für den Rest des Jahres kräftig erholen kann.

Chinas Machthaber setzen weiterhin auf Wachstum

Nachdem die chinesische Regierung im vergangenen Jahr eingegriffen hatte, um die ihrer Meinung nach exzessiven Entwicklungen in den Bereichen Technologie, privates Bildungswesen und Wohnungsbau einzudämmen, vertraten viele Anleger die Ansicht, dass die Regierung das Wachstum als politisches Ziel zurückgedrängt hatte, und stellten die Fähigkeit und Entschlossenheit der Regierung zur Erreichung des Ziels infrage. Der jüngste Ausbruch (Abbildung) hat die pessimistische Stimmung noch verstärkt.

Wiederaufflammen von COVID-19 in China 

Bestätigte und asymptomatische Fälle, 1. März bis 30. April 2022 

Stand: 30. April 2022 Quelle: Wind

Die Beibehaltung des Wachstumsziels ist jedoch notwendig, um Anreize für die lokalen Verwaltungen zu schaffen. Auf seiner Sitzung im April hat das Politbüro daher eine sehr starke wachstumsfördernde Botschaft ausgesandt und gleichzeitig die Herausforderungen für die Wirtschaft anerkannt. So versprach es beispielsweise, „die Makropolitik zu verstärken und die wirtschaftlichen Ziele zu erreichen“ sowie „schrittweise politische Instrumente“ rechtzeitig zu planen.

Maßnahmen müssen umfassend und erheblich sein

Um wirksam zu sein, müssen diese Maßnahmen ausreichend umfangreich und schnell sein. China hat in dieser Hinsicht eine gute Erfolgsbilanz vorzuweisen: Als die Exporte während der globalen Finanzkrise einbrachen, legte die Regierung beispielsweise ein Konjunkturpaket im Wert von 4 Billionen RMB¥ (entspricht heute 610 Milliarden US-Dollar) auf. Das Ergebnis war ein starker, rascher, vom Baugewerbe getragener Wiederanstieg des BIP-Wachstums.

Auch wenn die heutigen Umstände keine so dramatische Reaktion rechtfertigen, so erfordern sie doch Maßnahmen. Unter dem Druck des Virus und der Lockdowns haben sich die Aussichten für den Privatkonsum verschlechtert, sodass unsere revidierte Prognose eine noch stärkere fiskalische Unterstützung vorsieht. Dementsprechend wurde auf der Tagung des Politbüros und einer weiteren hochrangigen Konferenz die Notwendigkeit von mehr Infrastrukturausgaben betont.

Die Geld- und Kreditpolitik, die bereits unterstützend wirkt, wird unserer Ansicht nach zusätzliche Unterstützung bieten müssen. Die Aufrechterhaltung eines wünschenswerten Kreditwachstums ist ein wichtiges Ziel für die People’s Bank of China (PBOC), und die Zentralbank verfügt über mehrere Instrumente, die sie einsetzen kann. Es könnte eine weitere Senkung der Leitzinsen um 0,10 % geben.

Es besteht jedoch die Sorge, dass sich eine Zinssenkung negativ auf die Kapitalströme und die Devisenkurse auswirken könnte. Der Renminbi ist in letzter Zeit unter Druck geraten, weil sich die Aufwertung des handelsgewichteten US-Dollar-Index beschleunigt hat, die Exporte durch den COVID-Ausbruch beeinträchtigt wurden und sich Abwertungserwartungen aufgebaut haben. Zwar könnte der Abwertungsdruck kurzfristig bestehen bleiben, doch sehen wir wenig Spielraum für eine umfangreiche und anhaltende Abwertung. Die PBOC könnte jedoch auf ein geeignetes Zeitfenster auf dem Devisenmarkt warten, bevor sie die Kreditnachfrage ankurbelt.

Wir können eine Senkung der Mindestreservesätze der Banken nicht ausschließen, wenngleich der Spielraum für weitere Senkungen begrenzt ist. Im lokalen Wohnungsbau erwarten wir eine Ausweitung der Maßnahmen, wie die Lockerung der Kaufbeschränkungen, niedrigere Hypothekenzinsen und höhere Beleihungsquoten, um zur Stabilisierung des Sektors beizutragen, ohne Möglichkeiten für Spekulationen zu schaffen.

Kommende zwei Monate sind entscheidend

Damit unser revidiertes Wachstumsziel erreicht werden kann, muss der COVID-Ausbruch bald unter Kontrolle gebracht werden. Dieses Risiko ist schwer einzuschätzen, da die wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID nicht nur direkt vom Virus abhängen, sondern auch davon, wie die Behörden reagieren und ob die Abriegelungsmaßnahmen gelockert oder verschärft werden.

Sollten sich COVID und die Abriegelungsmaßnahmen in den nächsten Monaten schlechter entwickeln als von uns angenommen und zu einer sehr niedrigen Wachstumsrate im zweiten Quartal 2022 führen, wird die Regierung unserer Ansicht nach kaum in der Lage sein, in diesem Jahr ein Wachstum von mehr als 5 % zu erzielen. Der Einkaufsmanagerindex und die Daten für Logistik und Lieferketten sind im April gegenüber dem Vormonat weiter stark zurückgegangen.

Die Risiken sind unseres Erachtens überwiegend abwärts gerichtet. Sollte das Wachstum im zweiten Quartal enttäuschen, werden mit ziemlicher Sicherheit weitere Konjunkturmaßnahmen erforderlich sein. Neben den Schritten zur Nachfragebelebung könnten diese auch Maßnahmen zur Entlastung der Unternehmen und Haushalte umfassen, die mit Gewinn- und Einkommenseinbußen zu kämpfen haben.

Für Anleger, die die Situation beobachten, wird das wichtigste Ereignis die Sitzung des Politbüros im Juli sein, auf der die Daten für das zweite Quartal geprüft werden. Wie sich COVID-19 und die Wirtschaft bis dahin entwickeln, wird entscheidend sein.

Zhennan Li, Chief China Economist—Greater China bei AllianceBernstein

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