Investieren in einer post-globalen Welt

Krieg und Krisen läuten das Ende der Globalisierung ein. In seinem Kommentar erläutert Inigo Fraser Jenkins, Co-Head of Institutional Solutions bei AllianceBernstein, welche Dynamiken Anleger im Auge behalten sollten. Die Deglobalisierung birgt Gefahren, aber auch Chancen. AllianceBernstein | 14.11.2022 09:31 Uhr
Inigo Fraser Jenkins, Co-Head of Institutional Solutions, AllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein
Inigo Fraser Jenkins, Co-Head of Institutional Solutions, AllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein
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  • Die Deglobalisierung ist ein dauerhafter Trend
  • Auswirkungen der Deglobalisierung werden bisher in Portfolios kaum berücksichtigt
  • ESG: Fortschritt bei sozialer Komponente könnte inflationär wirken

Zwei wesentliche Kräfte sind zurzeit am Werk, die dazu beitragen, dass die Deglobalisierung ein anhaltender Trend ist: Die eine ist die Geopolitik, vor allem die Spannungen zwischen China und den USA. Die zweite ist der Widerstand in den Industrieländern gegen die Globalisierung aufgrund der weit verbreiteten Auffassung, die Profite der Globalisierung würden nicht gerecht geteilt.

Eine wesentliche Erkenntnis aus AllianceBernstein-Analysen ist, dass die Deglobalisierung die Inflation vorantreibt. Sie begrenzt den globalen Arbeitskräftepool und beseitigt damit eines der wesentlichen Hebel, die Unternehmen bisher hatten, um Löhne zu drücken. Gleichzeitig sorgt sie auch für Veränderungen in den Lieferketten, was zusätzlich inflationär wirkt.

Gesellschaftliche Trends begleiten die Deglobalisierung

Große Trends wie die Deglobalisierung spielen sich nicht in einem Vakuum ab. Um die Auswirkungen auf die Kapitalmärkte zu prognostizieren, gilt es, das Gesamtbild zu betrachten. Zwei begleitende Entwicklungen sind der demographische Wandel und der Nachhaltigkeitstrend:

Bedingt durch die Demographie wird das weltweite Arbeitskräftepotenzial – mit Ausnahme von Afrika – von nun an abnehmen. Unter sonst gleichen Bedingungen führt das zu einer besseren Verhandlungsposition für die Arbeitnehmer. Es besteht zwar die Möglichkeit, dass dieser Effekt durch die Automatisierung ausgeglichen wird, darüber wird aber noch lebhaft debattiert.

Zusätzlich wirkt der gesellschaftliche Trend zu ESG-konformem Handeln inflationär. Wird ESG mit Inflation in Verbindung gebracht, liegt der Schluss nahe, dass es um Energiepreise und die Kosten der Energiewende geht. Tatsächlich wird das in den kommenden Jahren von Bedeutung sein. Vor dem Hintergrund eines weiter gefassten Zeithorizonts, wird aber vor allem das „S“, also das Soziale, als inflationäre Kraft an Bedeutung gewinnen, da es höhere Lohnsteigerungen mit sich bringt.

Mit der Deglobalisierung kommt ein höheres Inflationsniveau

Im Allgemeinen sind es nicht einzelne Länder, die als Gewinner der Globalisierung gelten sollten, auch wenn einige wie Deutschland hervorstechen. Der größere Gewinner ist das Kapital beziehungsweise die Investoren. Die Deglobalisierung sorgt in Verbindung mit den anderen beschriebenen Kräften für eine Verschiebung des Kräfteverhältnisses zwischen Kapital und Arbeit und zu einem höheren Gleichgewichtsniveau der Inflation. Daher dürfte die Inflation in den USA in zehn Jahren bei fast drei Prozent liegen. 

Die Deglobalisierung hat noch weitere Auswirkungen. Eine davon ist, dass die Anleger ein viel stärkeres staatliches Eingreifen in der Wirtschaft erwarten sollten, zum Beispiel um die Sicherheit der Lieferketten zu gewährleisten.

Die Deglobalisierung bietet auch Chancen

Die Beobachtungen zeigen, dass der Inflationsschutz langfristig ein wichtiges Anliegen bleiben muss. Sie deuten daraufhin, dass sorgfältige regionale Investments zur Diversifizierung beitragen können. Portfolios sollten so strukturiert sein, dass sie diesen Vorteil der Deglobalisierung nutzen und so die verlorene Diversifikation zwischen Aktien und Anleihen ausgleichen.

Aus der Deglobalisierung ergeben sich darüber hinaus weitere Chancen: Zum Beispiel bedeutet der Prozess der Produktionsverlagerung einen langfristigen Rückenwind für die Automatisierung. Sie sind besonders interessant, weil die in diesem Bereich tätigen Unternehmen aufgrund ihres wachstumsorientierten Charakters in letzter Zeit niedriger bewertet wurden.

„Deglobalisierung wird zum Merkmal unserer Welt“

Diese Aussichten stellen die verbreitete Annahme in Frage, dass die internationalen Märkte langfristig besser abschneiden als jene in den USA. Trotz der Entdollarisierung gehen wir davon aus, dass die Vereinigten Staaten vielen dieser strategischen Risiken relativ gering ausgesetzt sind. Allerdings werden die Mega-Cap-Unternehmen ihren Vorsprung verlieren, da sie in hohem Maße davon profitiert haben, dass sie weltweit verkaufen und Kosten und Steuern über verschiedene Regionen verteilen konnten.

Die Deglobalisierung wird ein anhaltendes Merkmal unserer Welt sein, das viele der Anlagetrends seit den frühen 80er Jahren hinfällig macht oder abschwächt. Das hat Auswirkungen auf die strategische Allokation, die bisher in vielen Portfolios nicht berücksichtigt werden.

Von Inigo Fraser Jenkins, Co-Head of Institutional Solutions bei AllianceBernstein

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