- 2023 lässt der Preisdruck allmählich nach - Tempo der Zinserhöhungen verlangsamt sich
- leichte Rezession für die wichtigsten Volkswirtschaften erwartet
- allgemeine Aussichten für Märkte haben sich in den letzten Monaten verbessert - dieser Trend wird 2023 anhalten
Das Jahr 2022 war geprägt von der anhaltenden Inflation und der geld- und fiskalpolitischen Reaktion darauf. 2023 wird ein Übergangsjahr, in dem der Preisdruck allmählich nachlässt. Allerdings sind die Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft insgesamt trotzdem noch düster und die Inflation muss weiter bekämpft werden.
Die hohen Güterpreise, die zu einem Anstieg der Inflation geführt haben, werden 2023 zwar weiter fallen und somit auch in den kommenden Monaten dazu beitragen, dass die Inflation sinkt, weniger gut sieht es jedoch im Immobilien- und Dienstleistungssektor aus: Die Immobilieninflation hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Die gemessene Immobilieninflation liegt ca. 12 bis 15 Monate hinter der Entwicklung der Immobilienpreise, sodass der Inflationshöhepunkt vermutlich in den bevorstehenden Quartalen erreicht werden wird. Im Bereich der Dienstleistungen gibt es keine Anzeichen für eine bevorstehende Erleichterung. Der angespannte Arbeitsmarkt sorgt für steigende Löhne und die Inflation im Dienstleistungssektor wird dadurch weiter in die Höhe getrieben.
Weitere Zinserhöhungen sind daher zu erwarten. Die kumulativen Auswirkungen der Zinsschritte im vergangenen Jahr 2022 und Anfang des Jahres 2023 sollten jedoch ausreichen, um die Inflation zu senken, sodass sich das Tempo der Zinserhöhungen allgemein verlangsamt und diese in wenigen Monaten womöglich sogar beendet werden können. Das ermöglicht es politischen Entscheidungsträgern und Marktteilnehmern, einen ausgewogeneren Ansatz bei der Bewertung der Wachstums- und Inflationsdynamik zu verfolgen und damit die Marktvolatilität zu verringern und ein günstigeres Umfeld für Anleger zu schaffen.
Zudem wird 2023 nur eine leichte Rezession in den wichtigsten Volkswirtschaften erwartet, die durch ein BIP-Wachstum nahe Null in den USA und damit leicht unter dem in Großbritannien und im Euroraum gekennzeichnet ist. Zusätzlich gibt es zurzeit wenig Anzeichen für signifikante wirtschaftliche oder finanzielle Ungleichgewichte, wodurch keine Verschuldungs- oder Liquiditätsprobleme entstehen sollten. Ebenso gibt es keine Hinweise auf Vermögenspreisblasen in systemisch wichtigen Wirtschaftssektoren. Das Risiko, das von überhöhten Vermögenspreisen ausgeht, erscheint also ziemlich begrenzt.
Nicht nur die erwartete geringere Marktvolatilität, auch Länder wie Japan, China oder die Schwellenländer bieten Anlegern Chancen: Japan wird seine Geldpolitik weitaus weniger straffen als die westlichen Volkswirtschaften. Infolgedessen wird in Japan auch ein geringerer wirtschaftlicher Abschwung erwartet. China bewegt sich ebenfalls außerhalb des Zyklus der großen Volkswirtschaften, vor allem wegen der anhaltenden Wiedereröffnung nach der COVID-19-Pandemie. Zusammen mit fiskal- und geldpolitischen Unterstützungen sollte dies zu einer sequenziellen Beschleunigung des Wachstums in China beitragen. Schwellenländer haben die Geldpolitik früher und aggressiver gestrafft. Eine entsprechende frühere Lockerung erhöht die Wachstumserwartungen für diese Märkte.
Es ist wahrscheinlich, dass die Fahrt in den ersten Monaten des Jahres holprig bleiben wird, aber die allgemeinen Aussichten für die Märkte haben sich in den letzten Monaten deutlich verbessert, und wir erwarten, dass dieser Trend für 2023 anhalten wird.
Von Eric Winograd, Economist bei AllianceBernstein
Den vollständigen Makroausblick im englischen Original finden Sie hier.