Healthcare-Sektor: Wo Investoren Pharmaperlen finden können

AllianceBernstein | 30.10.2023 13:09 Uhr
Vinay Thapar, Co-Chief Investment Officer and Senior Research Analyst – US Growth Equities; Portfolio Manager – Global Healthcare bei AlllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein
Vinay Thapar, Co-Chief Investment Officer and Senior Research Analyst – US Growth Equities; Portfolio Manager – Global Healthcare bei AlllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein
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Pharmaunternehmen stehen oft im Rampenlicht des Gesundheitssektors. Von COVID-Impfstoffen bis zu Alzheimer-Behandlungen – bahnbrechende Pharmazeutika helfen dabei, Krankheiten zu heilen und die Lebensqualität von Menschen zu verbessern. Anleger lassen sich dabei nur zu gerne vom Potenzial eines Blockbuster-Medikaments beeindrucken, das eine unheilbare Krankheit ausrotten – und ihnen einen ordentlichen Gewinn bescheren soll.

Da große Pharmaunternehmen zu den Schwergewichten im Gesundheitswesen gehören, dominieren sie oft die Sektorpositionen in globalen Aktienportfolien oder eigenständigen Allokationen. Beschränkt sich der Fokus allerdings zu stark auf die Pharmaindustrie, könnte das das Potenzial eines Portfolios beeinträchtigen. Eine vertane Chance, denn auch außerhalb der Pharmaindustrie haben sich mittlerweile zahlreiche weitere Investitionsmöglichkeiten herauskristallisiert. So hat etwa die Bedeutung der Unternehmen, die Diagnostika, Technologien und Geräte zur Lösung der drängendsten medizinischen Probleme der Welt herstellen, zuletzt enorm zugenommen. Die Veränderungen der Gesundheits-Aktienindizes in den vergangenen zwei Jahrzehnten spiegeln diese Entwicklung wider. Die Gewichtung von Pharmaunternehmen im MSCI World Health Care Index ist von 82 Prozent im Jahr 2000 auf heute 41 Prozent gesunken (siehe Abbildung 1). Bei der Suche nach Investitionschancen lohnt es sich insbesondere folgende drei Themen im Blick zu behalten:

1. Diagnostik und biowissenschaftliche Instrumente und Dienstleistungen

Diese Bereiche sind für medizinische Prozesse ebenso wichtig wie die Behandlung selbst. Modernste Tests und bildgebende Verfahren können Medizinern helfen, Krankheiten in einem viel früheren Stadium zu erkennen. So verbessert sich die Wirksamkeit der Behandlung und die Heilungschancen. Und die Sequenzierung des menschlichen Genoms wird weitere neue Medikamente hervorbringen und die Früherkennung auf ein neues Niveau bringen. Ein Beispiel: Wenn Pharmaunternehmen Tests für neue Medikamente durchführen, vergeben sie in der Regel klinische Studien an Dritte. Eurofins Scientific ist eines der größten Diagnostikunternehmen und bietet eine Reihe von Dienstleistungen an, die von klinischen Versuchen bis hin zu Umwelt- und Lebensmitteltests reichen. Das japanische Unternehmen Synnex vertreibt Diagnosegeräte zur Analyse von Blut. Das Portfolio des Unternehmens reicht von einfachen Tests zur Bestimmung der Blutgruppe eines Patienten bis hin zu Flüssigbiopsien zur Krebs- und Alzheimererkennung.

Darüber hinaus haben sich in diesem Beriech einige Marktakteure hervorgetan, die mit ihren Technologien erheblich zur Vereinfachung von Prozessen und Senkung von Kosten beitragen. Bis zuletzt waren in der Biotech-Forschung und -Entwicklung beispielsweise innovative Verfahren zur Entwicklung von Medikamenten in Bereichen wie der Gentherapie oder dem mRNA-Impfstoff sehr kapitalintensiv. Biotech-Unternehmen benötigten viele Tanks und Behälter für die Herstellung biologischer Arzneimittel. Mit dem neuen wiederverwendbaren System vom Sartorius Stedim Biotech aus Deutschland, lassen sich bei Forschung und Entwicklung notwendige Investitionen dafür erheblich reduzieren.

2. Technologie und Künstliche Intelligenz (KI)

Im Vergleich zu anderen Sektoren war das Gesundheitswesen technologisch bisher ein Nachzügler, wenn es um KI geht. Doch das ändert sich jetzt. Unternehmen, die neue Technologien erfolgreich implementieren, können etwa die Art und Weise, wie Pflege angeboten und erbracht wird, drastisch verändern. Einsatzmöglichkeiten sind in verschiedenen Bereichen des Healthcare-Sektors zu finden:

Von einigen Unternehmen wie etwa Veeva Systems aus den USA und dem irischen Unternehmen ICON wird KI bereits in kommerziellen Anwendungen eingesetzt. Veeva bietet gemeinsam mit 3M etwa eine Reihe von Software-Dienstleistungen an, die von klinischen Studien über die Gesundheitsüberwachung zu Hause bis hin zu Marketing-Software für den Pharmavertrieb reichen. 

3. Ausrüstung und Zubehör

Innovative Geräte, die bei lebensrettenden Verfahren eingesetzt werden, können die Behandlungsergebnisse für Patienten erheblich verbessern. Ein Beispiel dafür ist Edwards Lifesciences, der Hersteller eines Transkatheter-Aortenklappenersatzes (TAVR), der mit einem minimalinvasiven Verfahren ein schweres Herzleiden beheben kann. Der Weltmarkt für TAVR-Geräte wird nach Unternehmensangaben von 7 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 auf 10 Milliarden US-Dollar im Jahr 2028 anwachsen. Auch darüber hinaus bahnt sich für Chirurgen derzeit eine technologische Revolution an. Bei immer mehr Eingriffen kommen heute Roboter zum Einsatz, die es ermöglichen, über hochpräzise, minimalinvasive Schnitte bei Operationen an schwer zugängliche Stellen im Körper zu gelangen, bei weniger Komplikationen und kürzeren Erholungszeiten. Ein Beispiel ist das robotergestützte Chirurgiesystem des US-amerikanische Unternehmens Intuitive Surgical.

Drei Eigenschaften definieren gesundes Wachstum

Sicherlich sollten Pharmaunternehmen, die die Anforderungen an ein intaktes Gesundheitsnetzwerk erfüllen, in einer diversifizierten Allokation von Gesundheitsaktien enthalten sein. Die genannten Beispiele zeigen jedoch, dass das Gesundheitssystem auch darüber hinaus vielfältige Investitionsmöglichkeiten bietet. Bei der Suche geeigneter Akteure lohnt es sich für Anleger auf folgende drei Kriterien zu achten:

  • Sie sollten nach Produkten und Dienstleistungen Ausschau halten, die die Ergebnisse der Gesundheitsversorgung für Patienten verbessern.
  • Attraktiv sind auch Unternehmen, die den finanzschwachen Gesundheitssystemen helfen können, Kosten zu sparen. Diese werden am ehesten von einer starken Nachfrage profitieren.
  • Die Produkte, die die Behandlungsergebnisse verbessern und Kosten sparen, sollten auch in der Lage sein, einen Gewinn für das Unternehmen zu erwirtschaften.

Unternehmen, die diese drei Eigenschaften aufweisen, befinden sich in einer günstigen Ausgangslage. Sie sind die Grundlage dafür, dass Unternehmen Cashflows gewinnbringend reinvestieren können, was im Laufe der Zeit zu einem beständigen Gewinnwachstum beiträgt. Aktienanleger sollten sich bei der Auswahl von Gesundheitsaktien stets auf die Fundamentaldaten konzentrieren, anstatt zu versuchen, die wissenschaftliche Entwicklung vorherzusagen, was äußerst selten gelingt. Es lohnt sich, die Augen offen zu halten und anstatt Arzneimittelhersteller als Anker eines Gesundheitsportfolios zu betrachten, nach qualitativ hochwertigen Geschäftsmodellen Ausschau zu halten – wo auch immer sie im Bereich medizinischer Produkte und Dienstleistungen zu finden sind.

Von Vinay Thapar, Co-Chief Investment Officer and Senior Research Analyst – US Growth Equities; Portfolio Manager – Global Healthcare bei AlllianceBernstein

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