In den vergangenen beiden Jahren wurden die Marktrenditen überwiegend von den zehn größten US-Aktien dominiert. Nun, da sich eine Verschiebung in den Renditemustern abzeichnet, sollten sich Anleger eingehender mit den Entwicklungen befassen, die in der Vergangenheit auf Phasen mit hoher Marktkonzentration folgten.
Die US-Märkte haben seit Anfang 2023 einen kräftigen Aufschwung erlebt, angetrieben von der Begeisterung für künstliche Intelligenz und der Stärke der Sektoren Technologie und Nicht-Basiskonsumgüter. Die zehn größten Titel im S&P 500 erzielten von Januar 2023 bis Juni 2024 eine atemberaubende Rendite von 104,6% – mehr als das Doppelte der Rendite des Index in seiner Gesamtheit (Abbildung). Seit Juli verzeichnete der S&P 500 als Ganzes jedoch einen Anstieg von 5,9% und übertraf damit die Rendite der Top 10-Titel, die im dritten Quartal stark auseinanderdrifteten.
Niemand weiß, ob dieser Trend anhalten wird. Es ist jedoch nicht zu früh, um aus ähnlichen Entwicklungen in der Vergangenheit zu lernen.
Drei Phasen der Marktkonzentration in der Vergangenheit
Wir haben drei Zeiträume in den letzten drei Jahrzehnten unter die Lupe genommen, in denen die 10 größten US-Aktien außergewöhnlich gut abgeschnitten haben. Im Jahr 1996 waren Technologie- und Gesundheitsunternehmen stark in den zehn Spitzentiteln vertreten, was auf günstige Wirtschafts- und Marktbedingungen zurückzuführen ist. Drei Jahre später sorgte der Dotcom-Hype für überdurchschnittliche Renditen bei den 10 größten Unternehmen, die erneut zu einem großen Teil im Technologiesektor tätig waren. Springen wir weiter zum Jahr 2020: Auch hier waren Tech-Aktien wieder auf dem Vormarsch, wenngleich unter gänzlich anderen Voraussetzungen. Diesmal war es die Corona-Pandemie, die zu einer verstärkten Nutzung digitaler Dienstleistungen, des Online-Handels, der Telearbeit und des Cloud-Computing führte.
Was geschah danach? In dem mit Mai 1997 beginnenden Zwölfmonatszeitraum boomten die US-Aktien stark; in den Jahren 2000–2001 und 2022 war die Folge unterdessen ein Bärenmarkt. Es gab jedoch eine Gemeinsamkeit: In jedem dieser Zeiträume übertraf der breite Markt die zehn größten Titel. Im Zuge des Marktrückgangs gab der S&P 500 als Ganzes wesentlich weniger nach als die zehn Schwergewichte des Index.
Diese Phasen veranschaulichen, warum es insbesondere nach einem solch starken Aufschwung riskant ist, die gesamte Gruppe entsprechend ihrer Gewichtung im Index zu halten. Auch wenn großartige Unternehmen darunter sind, sind wir der Ansicht, dass Portfoliomanager jeden Titel entsprechend der Philosophie der jeweiligen Strategie halten und die Gewichtungen sorgfältig abwägen sollten.
Aktive Positionierung für den Wandel
Historisch gesehen war die Marktkonzentration der vergangenen zwei Jahre außergewöhnlich. Demzufolge ist eine passive Positionierung auf den Aktienmärkten unserer Ansicht nach nicht der beste Weg, um sich auf die Zukunft vorzubereiten. Angesichts der gestiegenen makroökonomischen und geopolitischen Risiken ist es nun unseres Erachtens besonders wichtig, eine aktive Positionierung der Portfolios vorzunehmen, die sich auf eine Fundamentalanalyse des Risiko-Ertrags-Verhältnisses stützt. Eine stärkere Diversifizierung über Sektoren und Branchen hinweg kann dazu beitragen, der im dritten Quartal beobachteten Ausweitung Rechnung zu tragen.
Aktuell gibt es eine Vielzahl an verborgenen Chancen. Viele Qualitätsunternehmen aus verschiedensten Branchen wurden in den letzten zwei Jahren vernachlässigt und werden nun zu attraktiven Bewertungen gehandelt. Verschiedene Portfoliotypen bieten auf unterschiedliche Weise Zugang zu diesen Unternehmen – sei es über eine Ausrichtung auf Wachstums- oder Substanzaktien, themenbezogene Portfolios oder über defensive Strategien, die auf eine Eindämmung der Volatilität abzielen. Auch wenn sich die Philosophien und Prozesse unterscheiden mögen, sollte das strategische Ziel darin bestehen, das langfristige Renditepotenzial auf den Märkten zu nutzen. Diese könnten künftig von völlig anderen Kräften angetrieben werden als in der jüngeren Vergangenheit.