Trump 2.0: Warum europäische Aktien trotz „America First“-Agenda überzeugen können

Die europäischen Aktienmärkte könnten anfällig für die Auswirkungen der neuen US-Politik sein. In welche Branchen sich dennoch Chancen ergeben, beleuchtet Thorsten Winkelmann, Chief Investment Officer—European and Global Growth bei AllianceBernstein. AllianceBernstein | 23.01.2025 10:07 Uhr
Thorsten Winkelmann, Chief Investment Officer – European and Global Growth bei AllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein
Thorsten Winkelmann, Chief Investment Officer – European and Global Growth bei AllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein

US-Präsident Donald Trump hat versprochen, eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen, die Unternehmen auf der ganzen Welt das Leben schwer machen könnten. Es ist noch zu früh, zu beurteilen, inwiefern die angekündigte aggressivere Handelspolitik, reine Verhandlungstaktik oder ein tatsächlicher Teil der politischen Agenda sind. In seiner ersten Runde an Erlässen, die Trump unmittelbar nach seinem Amtsantritt unterzeichnete, hat sich der US-Präsident erstmal nicht für neue Zölle gegen Europa entschieden. Falls die Europäische Union jedoch kein US-Öl und -Gas kaufen mehr abnehmen würde, drohte er jedoch mit schärferen Handelssanktionen. Europäische Unternehmen sind sich dennoch bewusst, dass Trumps politische Agenda es viel schwieriger machen dürfte, mit US-amerikanischen Unternehmen zu konkurrieren.

Für Aktienanleger in Europa besteht die Herausforderung darin, Unternehmen zu identifizieren, die trotz der höheren Hürden wettbewerbsfähig bleiben. So sind beispielsweise Unternehmen mit starker Preissetzungsmacht und lokaler Präsenz viel weniger anfällig für potenzielle Zölle. Wenn sie sich bei der Suche klare Kriterien setzen, können Anleger hochwertige Wachstumsunternehmen identifizieren, die dem Pessimismus über die Notlage Europas trotzen und in der Lage sind, drohende politische Hindernisse zu überwinden.

Zölle und Handel: Warum europäische Unternehmen sogar profitieren könnten

Schon vor seinem Amtsantritt hat Trump deutlich gemacht, dass neben China auch Europa zu seinen Zielen für eine verschärfte Handelspolitik gehört. Es bleibt abzuwarten, ob die harten Ankündigungen tatsächlich in die Tat umgesetzt werden. Dennoch müssen sich Investoren auf die Möglichkeit vorbereiten, dass eine vereinte republikanische Regierung ihr Ziel, die Rückverlagerung der US-Fertigung zu fördern, angehen wird. Was bedeutet das für europäische Unternehmen? Europäische Unternehmen, die ihre Lieferketten bereits als Reaktion auf die Schocks während der COVID-19-Pandemie optimiert haben, werden deutlich besser in der Lage sein, auch mit einer härteren Zollpolitik Effizienz- und Gewinnwachstum zu erzielen. Auch Unternehmen mit robusten Geschäftsmodellen, die in ihrer Branche eine starke Position einnehmen, wird es leichter fallen, ihre Lieferketten zu optimieren, um die Kostenbelastung durch Zölle zu bewältigen.

Ein gutes Beispiel ist Adidas. In den vergangenen Jahren hat das deutsche Sportbekleidungsunternehmen einen Teil seiner Beschaffung aus China verlagert, um Zollrisiken und Störungen in der Lieferkette zu reduzieren. Mit einer weltweit vertrauenswürdigen Marke und einem hochwertigen Geschäftsmodell ist es Adidas gelungen, relativ schnell effektive Beziehungen zu neuen Lieferanten in Asien aufzubauen. Dies dürfte dem Unternehmen helfen, eine Strafe durch neue US-Zölle auf China oder Europa zu vermeiden. Einige europäische Unternehmen sind in den USA tätig und könnten sogar von den US-Zöllen profitieren, insbesondere im Industriesektor. So erwirtschaftet beispielsweise Diploma, ein in Großbritannien ansässiges diversifiziertes Industrieunternehmen, etwa die Hälfte seines Umsatzes in den USA, wobei 75 Prozent seiner Vorleistungen aus lokaler Produktion stammen. Mögliche Zölle sollten also keine Auswirkungen auf seine in den USA erzielten Einnahmen haben, während Konkurrenten, die aus China beziehen, weitaus anfälliger sind. Ähnlich verhält es sich mit Beijer Ref, einem industriellen Hersteller von Heiz- und Kühlsystemen, der in den USA ein starkes Wachstum verzeichnet und dort mit lokalen Zulieferern zusammenarbeitet, sodass Zölle keine Bedrohung darstellen.

Wettbewerbsposition und Preismacht entscheidend

Zölle können zwar zu einem drastischen Anstieg der Kosten führen, die oft an die Kunden weitergegeben werden. Das heißt aber nicht, dass jedes europäische Unternehmen unmittelbar einen Nachfragerückgang erleiden wird. Die Auswirkungen hängen von vielen Faktoren ab, darunter die Wettbewerbsposition und die Preissetzungsmacht eines Unternehmens. Unternehmen, die eine marktbeherrschende Stellung in Nischenmärkten einnehmen, werden in der Lage sein, ein gewisses Zollniveau auszugleichen. Das dänische Unternehmen Coloplast stellt beispielsweise medizinische Produkte wie Katheter und Kolostomiebeutel her und verfügt über einen festen Kundenstamm, der möglicherweise bereit ist, für diese Spezialprodukte mehr zu zahlen, anstatt die Marke zu wechseln.

Gegenwind für die europäische Wirtschaft?

Natürlich ist für die europäische Wirtschaft mit Gegenwind aufgrund der neuen US-Politik zu rechnen. Für einige Unternehmen bedeutet ein europäischer Sitz jedoch nicht unbedingt ein höheres Risiko für regionale Risiken. Der Industriesektor ist ein typisches Beispiel. Nehmen wir Atlas Copco, einen schwedischen multinationalen Konzern, der Werkzeuge, Geräte und Dienstleistungen für Branchen wie die Fertigungsindustrie, den Bergbau und Bauunternehmen anbietet. Mehr als 70 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen außerhalb Europas, damit ist Atlas Copco nicht übermäßig von regionalen wirtschaftlichen Herausforderungen betroffen. Dank seiner dezentralen Struktur – mit mehr als 450 Servicezentren in über 180 Ländern – hat das Unternehmen viele Möglichkeiten, um ungünstigen Bedingungen in einem bestimmten Markt entgegenzuwirken. Die starke Erfolgsbilanz in Bezug auf eine beständige Rentabilität bietet einen weiteren Puffer gegen potenzielle wirtschaftliche Schwäche.

Gewinnwachstum Treiber für langfristige Aktienrenditen

Unternehmen wie diese bieten Anlegern Quellen für Gewinnwachstum, die nicht an Makrotrends gebunden sind. Untersuchungen zeigen, dass ein beständiges Gewinnwachstum in den meisten Sektoren in Europa der zuverlässigste Treiber für langfristige Aktienrenditen ist (Abbildung 1). Natürlich steht Europa in dieser Zeit des politischen Wandels vor großen Herausforderungen – neben der politischen Instabilität von innen. Aber die Entwicklung von Politik, Wirtschaftswachstum und Geschäftsergebnissen verläuft selten parallel. Für Anleger in europäische Aktien sollte sich das Vorgehen bei der Suche nach widerstandsfähigen Unternehmen nicht ändern, auch wenn Markt, Makroökonomie und politische Variablen durcheinandergeraten. Vielmehr sollten sie bei der Suche nach Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen diszipliniert bleiben und die Auswirkungen von politischen Veränderungen im Auge behalten. Europäische Unternehmen, die sich über politische Ereignisse hinwegsetzen können, dürften auch in einer volatilen Zeit ein unterschätztes Renditepotenzial bieten.

Abbildung 1: Das Gewinnwachstum ist in der Regel ein starker Indikator für das Renditepotenzial von Aktien

(Quelle: FactSet, MSCI and AllianceBernstein)

Von Thorsten Winkelmann, Chief Investment Officer – European and Global Growth bei AllianceBernstein

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