Warum sollte man sich trotz Trump mit defensiven Aktien beschäftigen?

Das Befolgen eines defensiven Aktienplans kann Anlegern helfen, sich auf die Marktvolatilität in einem Jahr erhöhter Unsicherheit vorzubereiten. AllianceBernstein | 21.02.2025 14:27 Uhr
Kent Hargis - Co-Chief Investment Officer - Strategic Core Equities bei AllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein
Kent Hargis - Co-Chief Investment Officer - Strategic Core Equities bei AllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein

Die Aktienmärkte sind im Jahr 2025 mit drei großen Volatilitätsquellen konfrontiert. Die Unsicherheit über die Politik der neuen US-Regierung sowie Herausforderungen durch künstliche Intelligenz (KI) und veränderte makroökonomische Bedingungen könnten zu Marktturbulenzen führen.

Risikoscheue Anleger sollten Aktien jedoch nicht aufgeben. Sorgfältig ausgewählte defensive Strategien können Anlegern helfen, sich auf mögliche Instabilitäten vorzubereiten und gleichzeitig das Ertragspotenzial von Unternehmen zu nutzen, die die bevorstehenden Hürden meistern können.

Trump 2.0: Was ist diesmal anders?

Einige Anleger könnten aus Trumps erster Amtszeit Trost schöpfen. Schließlich haben sich die Aktien von 2016 bis 2020 gut entwickelt und die Marktvolatilität war relativ gering.

Wir halten das für eine zu starke Vereinfachung. Zu Beginn von Trumps neuer Amtszeit sind die Marktbedingungen ganz anders als bei seinem Amtsantritt im Jahr 2016. Ende 2024 erreichte das Kurs-Gewinn-Verhältnis des US-Aktienmarkts 21,1 – rund 29% teurer als Ende 2016 (Abbildung).

Mittlerweile sind Wachstumsaktien im Vergleich zum Gesamtmarkt deutlich teurer als 2016. Gleichzeitig werden defensive Aktien – repräsentiert durch den MSCI USA Minimum Volatility Index – im Vergleich zum Gesamtmarkt zu relativ günstigen Bewertungen gehandelt.

Auch die makroökonomischen Bedingungen haben sich geändert: Die USA sind mit einer höheren Inflation als 2016 und einem dramatisch auf 6,7% gestiegenen Haushaltsdefizit konfrontiert.

Unserer Ansicht nach erfordern die aktuellen Markt- und Makrobedingungen Vorsicht seitens der Anleger und schaffen die Grundlage für mögliche Phasen der Marktvolatilität, insbesondere angesichts der sich abzeichnenden Risiken.

Risiko 1: Trumps politische Agenda birgt Unsicherheit

Präsident Donald Trumps wirtschaftsfreundliches Auftreten verdeckt viele politische Unsicherheiten. In seinen ersten Verfügungen hat Trump die Deregulierung der Energiebranche in Angriff genommen und wiederholte seine Versprechen, die Unternehmenssteuern zu senken und Zölle auf China, Kanada und Mexiko zu erheben. Maßnahmen wie diese zielen darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Unternehmen zu stärken.

Doch die Ausarbeitung der politischen Maßnahmen im Detail wird Zeit brauchen, und ihre Auswirkungen auf US-amerikanische und globale Unternehmen werden nicht über Nacht klar werden. Zölle beispielsweise zielen darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit von Importen in die USA zu verringern. Tatsächlich werden die Auswirkungen von Zöllen je nach Sektor, Branche und Unternehmen unterschiedlich ausfallen.

So sind laut unserer Analyse der MSCI World-Konstituenten beispielsweise die Umsätze von Warenherstellern stärker von möglichen Zöllen betroffen als die von Dienstleistungsunternehmen. Im Technologiesektor sind Halbleiter- und Hardwareunternehmen viel anfälliger für Zölle als Softwareunternehmen.

Da die Märkte die Auswirkungen der Zölle auf einzelne Unternehmen nur schwer analysieren können, erwarten wir eine Zunahme der Volatilität. Das könnte Chancen bei Unternehmen schaffen, die fälschlicherweise als Opfer von Zöllen gebrandmarkt werden (Abbildung). Ausgewählte Unternehmen, die in den letzten Jahren Maßnahmen zur Optimierung ihrer Lieferketten ergriffen haben, könnten das Zollrisiko überwinden und bei Gewinn und Ertrag positiv überraschen.

Andere politische Veränderungen, von Deregulierung bis zu Steuersenkungen, könnten Chancen für Anleger schaffen. Wir sind davon überzeugt, dass die Auswirkungen dieser politischen Veränderungen sich ungleichmäßig auf die einzelnen Sektoren, Branchen und Unternehmen auswirken werden und so zu Marktvolatilität führen werden.

Risiko 2: Der prekäre Weg der KI

Künstliche Intelligenz (KI) war in den letzten zwei Jahren wohl das einflussreichste Wirtschaftsthema für die Aktienmärkte. Das Versprechen einer revolutionären Technologie, die die Produktivität steigern könnte, hat die Fantasie der Anleger beflügelt und den sogenannten „Glorreichen Sieben“ – den US-amerikanischen Mega-Cap-Aktien – zu Rekordgewinnen und Marktdominanz verholfen.

Doch der Weg von disruptiver Technologie zu nachhaltigem Wachstum ist mit Risiken behaftet. Zwar finden sich unter den Glorreichen Sieben Qualitätsunternehmen, die von einer lockereren Regulierung unter Trump profitieren könnten. Doch die hohen Bewertungen werfen Fragen auf, ob sie die langfristigen Erwartungen hinsichtlich des Gewinnwachstums erfüllen können. Aus unserer Sicht sind passive US-amerikanische und globale Portfolios, die stark auf Mega-Caps konzentriert sind, anfällig für einen Stimmungsumschwung, der auch die Marktvolatilität anheizen könnte. Tatsächlich stürzten die Technologieaktien am 27. Januar ab und vernichteten mehr als eine Billion Dollar an Marktwert, da die schnellen KI-Fortschritte des chinesischen Unternehmens DeepSeek Fragen hinsichtlich künftiger Ausgaben aufwarfen.

Die gute Nachricht? Es gibt Möglichkeiten für Anleger, in den KI-Bereich einzusteigen und gleichzeitig eine defensive Denkweise beizubehalten .

Halbleiterunternehmen sind gemessen an ihrem Kurs/Free-Cashflow-Verhältnis relativ teuer. Software- und Hardware-Aktien werden jedoch zu angemesseneren Bewertungen gehandelt (Abbildung), und in diesen Branchen können Anleger Qualitätsunternehmen finden, die von KI profitieren und diese vorantreiben. Diese Strategie kann eine defensive Aktienportfoliostrategie mit Zugang zur KI-Story bieten und gleichzeitig einige der Risiken abmildern, die mit dem Halten großer Anteile an den Schwergewichten einhergehen.

Risiko 3: Divergierende Dynamiken in der Weltwirtschaft

Makroökonomische Risiken beeinflussen die Aktienmärkte immer. Doch in diesem Jahr glauben wir, dass die dramatischen politischen Veränderungen in den USA angesichts divergierender globaler Konjunkturumfelder akute Marktvolatilität auslösen könnten.

Einige von Trumps Maßnahmen gelten als wachstumsfördernd, verstärken jedoch auch die Sorgen um die fiskalische Nachhaltigkeit und wirken sich wahrscheinlich inflationär aus, was die US-Notenbank dazu veranlassen könnte, das Tempo der Zinssenkungen zu drosseln. Angesichts der politischen Unsicherheiten ist die Bandbreite möglicher Entwicklungen groß. Die AB-Volkswirte prognostizieren für dieses Jahr eine Rezessionswahrscheinlichkeit von nur 20 Prozent.

Auch weltweit könnten wir eine stärkere wirtschaftliche Divergenz erleben. Trumps Zölle könnten China und Europa belasten, Regionen, die bereits mit einem schwachen Wirtschaftswachstum zu kämpfen haben. Potenzielle chinesische Konjunkturprogramme sind schwer abzuschätzen. In Europa, wo die Inflation auf den Zielwert zusteuert, sollte die Europäische Zentralbank in der Lage sein, die Zinssenkungen das ganze Jahr über fortzusetzen.

Um diesen Risiken zu begegnen, sollten defensive Anleger unserer Meinung nach versuchen, makroresistente Aktienportfolios aufzubauen. Unserer Ansicht nach erfordert dies die Nutzung von Fundamentalanalysen, um sich auf Qualitätsunternehmen zu konzentrieren, die nicht an makroökonomische Ergebnisse gebunden sind.

Aktien haben im Laufe der Zeit eine gute Erfolgsbilanz bei der Erzielung solider realer Erträge – über der Inflationsrate – erreicht. Wir glauben, dass Aktien von qualitativ hochwertigen Unternehmen mit stabilen Handelspreisen und attraktiven Bewertungen – was wir als Qualität, Stabilität und Preis bezeichnen – das Rückgrat einer effektiven Verteidigungsstrategie für die heutigen unbeständigen Markt- und Makrobedingungen bilden können.

Die Allokation in Aktien, die dazu beitragen, Portfolios in Abschwungphasen abzufedern, kann Anlegern mit geringerer Risikobereitschaft helfen, in einer Welt politisch bedingter Instabilität, die die Märkte auf unvorhersehbare Weise erschüttern könnte, den Kurs zu halten.

Von Kent Hargis - Co-Chief Investment Officer - Strategic Core Equities bei AllianceBernstein

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.