Sinkende Marktkapitalisierung: Altersvorsorge für privates Beteiligungskapital mehr öffnen?

Anzahl börsennotierter Unternehmen seit 2007 um fast 40 Prozent gesunken | Der Rückgang börsennotierter Unternehmen in Deutschland und weltweit könnte sich für Sparer beim Vermögensaufbau und der Altersvorsorge negativ auswirken. Gleichzeitig steigt die Bedeutung privater Beteiligungsformen. Das CFA Institute bringt daher eine neue Studie in den Diskurs ein, die der Frage nachgeht, inwieweit Altersvorsorgesysteme für Private Assets weiter geöffnet werden könnten. CFA Society Germany | 18.03.2020 12:16 Uhr
© Photo by Dayne Topkin on Unsplash
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Steigende Bedeutung von Private Assets
Für den Report Capital Formation - Pensions and Private Markets, der an die Vorgängerstudie aus dem Jahr 2018 anknüpft, hat das CFA Institute unterschiedliche Altersvorsorgesysteme in ausgewählten europäischen Märkten untersucht. Europaweit ist seit der Finanzkrise 2007/2008 eine steigende Bedeutung von Finanzierungsformen feststellbar, die nicht über öffentlich zugängliche Handelsplätze zustande kommen. So ist gemäß Weltbank die Zahl börsennotierter Unternehmen in Deutschland in den Jahren 2007 bis 2018 von 761 auf 465 um fast 40 Prozent gesunken. Die entsprechende Marktkapitalisierung als Anteil am Bruttoninlandsprodukt (BIP) fiel im selben Betrachtungszeitraum von 61,5 Prozent auf 44,5 Prozent. Im Gegentrend hat sich die Zahl außerbörslicher Finanzierungen in Deutschland, inklusive Private Equity, im genannten Zeitraum nach Schätzungen verfünffacht.

Herausforderung für Altersvorsorge und Vermögensaufbau
Die Rentensysteme stehen vor dem Hintergrund von Niedrigzins und demografischem Wandel aktuell vor erheblichen Herausforderungen. Der Bericht des CFA Institute stößt daher eine Diskussion an, inwieweit Privatanleger an privaten Märkten und einem breiteren Anlageuniversum partizipieren sollten, um potenzielle Renditechancen wahrzunehmen. Untersuchungsschwerpunkt ist dabei unter anderem die betriebliche Altersversorgung (bAV), die in Deutschland gemeinsam mit der privaten Altersvorsorge rund 25 Prozent des Gesamt-Beitragsaufkommens innerhalb des 3-Säulenmodells ausmacht (75 Prozent der Bruttorenten entfallen auf die gesetzliche Rentenversicherung). Die Deckungsmittel der bAV in Höhe von circa 613 Milliarden Euro verteilen sich in Deutschland auf die fünf Durchführungswege Direktzusage (ca. 49,5 Prozent) und Pensionskasse (ca. 27,5 Prozent) sowie auf Direktversicherungen, Unterstützungskassen und Pensionsfonds.

Der CFA Institute Report analysiert im Folgenden, inwieweit leistungsorientierte Pensionspläne, die ein garantiertes Renteneinkommen bieten (sogenannte Defined Benefit, DB), weltweit zunehmend von beitragsbezogenen Plänen (sogenannte Defined Contribution, DC) verdrängt werden, und welche Chancen und Risiken dabei die Einbindung außerbörslicher Kapitalanlagen (Private Assets) bietet.

In Deutschland ist das DC-Modell seit Einführung des Betriebsrentenstärkungsgesetzes (2017) möglich, verzeichnet jedoch aufgrund des Festhaltens an bekannten Garantien bisher nur einen sehr kleinen Marktanteil. Der Einsatz von Private Assets, etwa in Form von Private Equity- oder Infrastrukturfonds, ist dagegen bei deutschen Pensionskassen und Lebensversicherern im internationalen Vergleich - vornehmlich aufgrund regulatorischer Vorgaben und damit verbunden der Schonung von Solvenzkapital - schon recht ausgeprägt.

Empfehlungen für die weitere Ausgestaltung
Die Studie des CFA Institute nennt abschließend vier wesentliche Aktionsfelder, die für eine weitere Diskussion und Ausgestaltung adressiert werden sollten:

  1. Kosten: Wenn private Märkte zunehmend in Altersvorsorgeprodukte einfließen, müssen mit Kosten verbundene Fragen, und die entsprechende Sicht der Regulierungsbehörden darauf, beantwortet werden. In Deutschland sind Verwaltung, Vertrieb und Garantien die größten Kostenblöcke.
  2. Anlageuniversum: Aufsichtsrechtlich bestehen in Deutschland bereits Möglichkeiten für eine recht breite Palette an Asset-Klassen. Überprüft werden müssen Fragen nach einer weiteren Verdrängung von Garantie-Modellen und einer Beteiligung von DC-Programmen an Private Assets.
  3. Transparenz: Die Offenlegung von Kosten, Gebühren und Leistungen innerhalb der Private-Asset-Landschaft dürfte noch verbesserungswürdig sein, um sich für die Einbindung in Altersvorsorgesysteme zu qualifizieren.
  4. Bündelung: Ein Pooling kleinerer Anbieter an privaten Märkten könnte notwendig sein, um eine ausreichende Größenordnung zu gewährleisten.

Sviatoslav Rosov, CFA, Studienautor und Direktor Kapitalmarktpolitik EMEA des CFA Institute: „DC-Programme und deren Investitionen in private Märkte sind angesichts der Herausforderungen der Rentensysteme aktuelle Themen. Allerdings müssen insbesondere Liquiditätsaspekte und Gebührenstrukturen, die für hochregulierte Pensionssysteme von Bedeutung sind, genauer durchleuchtet werden“.

Peter Nies, CFA, Arbeitsgruppe Altersvorsorge der CFA Society Germany: „Die Abhängigkeit von staatlichen Rentenleistungen liegt in Deutschland fast 15 Prozentpunkte über dem OECD-Mittel. Die gesetzliche Rente muss immer mehr durch die betriebliche und private Altersvorsorge ergänzt werden. Dabei gewinnen beitragsorientierte Systeme in der bAV an Bedeutung. Ein Blick über den Tellerrand ist wichtig, um Anregungen für Gestaltungsoptionen in der Altersversorgung aus dem Ausland zu gewinnen“.

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