Die weltweiten Aktienmärkte steuern auf ein Allzeithoch zu, auf den Anleihemärkten ist es verhältnismäßig ruhig und die Währungsvolatilität ist recht niedrig. Zumindest teilweise ist diese positive Gesamtsituation einer zuversichtlichen Einschätzung der US-Wirtschaft geschuldet. Außerdem lassen die Befürchtungen nach, dass der Populismus in Europa weiteren Auftrieb erhalten könnte.
Die Wähler in den Niederlanden erteilten der PVV, der Partei von Geert Wilders, eine Abfuhr und unterbrachen damit vorerst den politischen Rechtsruck, der in der britischen Entscheidung zum EU-Austritt und in der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten deutlich geworden war. In Reaktion auf diese Entwicklung verengten sich die Anleihespreads in Frankreich und Deutschland. Aber uns ist klar, dass im April die Wahlen in Frankreich anstehen, und sich die Wähler durchaus noch hinter Marine Le Pen und deren europafeindliches Wahlprogramm stellen könnten. Analysen deuten allerdings darauf hin, dass sie rund 10 Millionen Stimmen gewinnen müsste, um im ersten und im zweiten Wahlgang den Sieg zu erringen. Dennoch würden ein weiteres Abdriften in den Populismus und ein letztendlicher EU-Austritt Frankreichs („Frexit“) Risikoanlagen stark unter Druck setzen. Betroffen wären nicht zuletzt auch das europäische Finanzsystem und insbesondere der Bankensektor, dem es in vielen Bereichen an Kapital mangelt.
In den letzten Wochen standen für uns jedoch vor allem die USA im Mittelpunkt. Acht Monate lang, im Vorfeld der US-Wahlen und während der anschließenden Rally, vertraten wir eine neutrale Einstellung gegenüber US-amerikanischen Aktien. Die Rally beruhte zum Großteil auf politischen Versprechungen, die der Markt positiv bewertet. Dies gilt vor allem für Präsident Trumps Pläne einer Senkung der Unternehmenssteuer. Analysten schätzen, dass jede Senkung der Körperschaftsteuer um 5 % den Unternehmen im S&P 500 eine Gewinnsteigerung von 4,2 % bescheren würde. Das bedeutet, aus Donald Trumps Steuerplänen ergäbe sich dieses (und jedes darauffolgende) Jahr ein Plus von 17 % bei Gewinnen und Dividenden. Anfang März war der Markt bereits um 15,5 % gestiegen, obwohl Trump bislang keine der von ihm geplanten Maßnahmen umsetzen konnte. Inzwischen ist davon auszugehen, dass sämtliche seiner politischen Vorhaben mit positiver Marktwirkung auf 2018 verschoben oder womöglich niemals umgesetzt werden.
Nachteilige Auswirkungen der politischen Vorschläge des US-Präsidenten hatte der Markt offensichtlich ignoriert, und unserer Auffassung nach ist der S&P schneller gestiegen als sich durch solide Fundamental- und Konjunkturdaten begründen lässt. Somit erscheint der Index stärker als er ist. Zudem sind die Bewertungen von US-Aktien unseres Erachtens ausgereizt: Der S&P weist ein historisches KGV von 22 auf und liegt damit am oberen Ende der bis dato beobachteten Aufschläge gegenüber dem MSCI ACWI.
In den letzten Jahren waren die Renditen in erster Linie Neubewertungen zu verdanken. Wir sind jedoch nicht überzeugt, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzen kann – insbesondere wenn die US-Notenbank ihre Konjunkturanreize zurückfährt und die Zinsen weiter erhöht. Eine restriktivere Geldpolitik und der Wegfall erwarteter Konjunkturanreize bergen auch Risiken für die Aktienmärkte und hätten im Zusammenspiel wahrscheinlich negative Folgen. Im fiskalpolitischen Bereich dauert es offenbar länger als erhofft, die Vorschläge der neuen US-Regierung in Gesetzesform zu bringen. Insbesondere in der Frage der „Grenzausgleichssteuer“ (Border Adjustment Tax) vertreten Kongress und Senat durchaus unterschiedliche Auffassungen, und es wird auch über Unstimmigkeiten innerhalb des Stabs von Donald Trump berichtet.
Wenn die Löhne in den USA steigen, dürften die Unternehmensgewinne durch die höhere Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer geschmälert werden. Je nachdem, ob und wie die Abzugsfähigkeit von Zinsen umgesetzt wird, leidet möglicherweise auch die Wirtschaftlichkeit. Darüber hinaus ist angesichts der hohen Bewertung von US-Aktien von Bedeutung, ob in anderen Regionen – beispielsweise in Europa und Japan – nennenswerte Renditen erzielbar sind, denn diese Regionen konkurrieren mit den USA um Kapital.
Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren beschlossen wir Anfang März, US-Aktien von neutral wieder auf negativ herabzustufen, wobei wir unsere neutrale Haltung gegenüber Aktien an sich beibehalten (gegenwärtig bevorzugen wir Japan und Asien ex Japan). Eine Korrektur auf dem US-Aktienmarkt dürfte insgesamt eine positive Korrelation zu festverzinslichen Wertpapieren und insbesondere zu US-Staatsanleihen aufweisen. Hierbei ist allerdings anzumerken, dass die US-Notenbank mit ihrem jüngsten Zinsschritt zwar den Zeitpunkt der Zinsanhebungen vorgezogen hat, das Ausmaß ihrer künftigen Zinsschritte aber deshalb wohl nicht größer ausfallen wird.
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