So würden britische Aktien mit deutlichen Abschlägen gegenüber ihren europäischen und US-amerikanischen Pendants gehandelt, was sie weitgehend gegen das unterstellte Elend absichere. „Betrachtet man verschiedene Bewertungskennzahlen, sei es die Dividendenrendite oder das Kurs-Gewinn-Verhältnis, sind britische Aktien im Vergleich zu anderen entwickelten Märkten billig“, schreibt Colwell. Auf Basis des Kurs-Buchwert-Verhältnisses hätten die Bewertungen im Vergleich zu den USA Tiefststände erreicht wie seit dem Höhepunkt der Telekom-, Medien- und Technologieblase im Jahr 2000 nicht mehr.
Columbia Threadneedle zufolge lässt sich kaum abschätzen, wie die Brexit-Verhandlungen vorankommen oder sich auf die Wirtschaft auswirken werden. In jedem Fall sei der britische Aktienmarkt der drittgrößte der Welt mit einer breiten Palette multinationaler Unternehmen, so dass er nicht nur die wirtschaftlichen Verhältnisse Großbritanniens widerspiegele. „Über 70 Prozent des Umsatzes der Unternehmen im FTSE 100 Index werden in anderen Ländern erzielt“, schreibt Colwell. Dennoch seien ganze Teilmärkte bei den Anlegern in Ungnade gefallen, entweder weil sie als Brexit-Opfer eingeschätzt würden oder weil man davon ausgehe, dass sie durch disruptive Technologien verdrängt würden.
Infolgedessen gibt es Columbia Threadneedle zufolge innerhalb des britischen Aktienmarkts zunehmend uneinheitliche Entwicklungen. 85 Titel aus dem FTSE 350 Index hätten vor kurzem ihre relativen 53-Wochen-Tiefs erreicht. „Einige Titel aus der Freizeit-, Einzelhandels- oder Medienbranche werden mit Bewertungen gehandelt, die seit der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 nicht mehr beobachtet wurden“, schreibt Colwell.
Angesichts dessen könnte man britische Aktien Columbia Threadneedle zufolge als „Each-Way-Wette“ für 2018 betrachten. „Falls die Aktienkurse weltweit steigen, dürften britische Aktien irgendwann ein Aufholgeschäft sein“, schreibt Colwell. „Wenn die Kurse globaler Aktien jedoch korrigieren, sollten britische Aktien aufgrund ihrer niedrigen Bewertungen und der Tatsache, dass es auf dem britischen Markt kein „heißes Geld“ gibt, widerstandsfähiger sein.“
Richard Colwell, Leiter für britische Aktien, Columbia Threadneedle