Die Nachfrage nach Strategien für verantwortungsvolles Investieren („Responsible In-vestment“) hat in den letzten Jahren stetig zugenommen und dürfte 2018 weiter steigen. Eine Reihe von Faktoren sorgt jedoch weiterhin für Skepsis und verhindert die Akzeptanz von Responsible Investment (RI) als Mainstream-Anlageform. Zu diesen Faktoren gehören die Verwirrung rund um die geläufige RI-Terminologie, Bedenken hinsichtlich der Verlässlichkeit der entsprechenden Performance-Daten sowie das Fehlen geeigneter Analyse-Tools. Um RI zum Durchbruch zu verhelfen, muss die gesamte Branche ihre Bemühungen verstärken und Struktur und Transparenz ihres Angebots verbessern.
Die Argumente für verantwortungsvolles Investieren liegen auf der Hand: Gut geführte bzw. an Verbesserungen arbeitende zukunftsorientierte Unternehmen liefern auf lange Sicht eher höhere, nachhaltigere Renditen. Es wird häufig behauptet, es stehe mittlerweile außer Frage, dass durch RI bzw. die Berücksichtigung ökologischer, sozialer oder Unternehmensführungsfaktoren (ESG) bei Investitionen eine bessere Performance erzielt werden könne – und daher jeder angebotene Ansatz auf Zuspruch treffe. Doch die immense Vielfalt an Ansätzen, die unter dem Label RI angewandt werden, hat ein Klima der Unsicherheit und Skepsis hinsichtlich der Performance-Vorteile hervorgerufen, das sich eher noch weiter ausbreitet.
Es ist daher längst überfällig, zu überdenken, was RI eigentlich ist und welche Auswirkungen es mit sich bringt – sowohl um sicherzustellen, dass den Bedürfnissen der neuen Generation verantwortungsbewusster Anleger entsprochen werden kann, als auch um der verbreiteten Skepsis bezüglich des Performance-Beitrags von RI-Strategien zu begegnen.
Auch wenn viele Anleger noch davon überzeugt werden müssen, dass RI-Anlagen in ihrem Portfolio der Performance nicht abträglich sind, ist die Nachfrage nach RI-Strategien gleichwohl weiter steigend. Gemäß der europäischen RI-Studie von Eurosif aus dem Jahr 2016 ist das in ein breites Spektrum von RI-Strategien investierte Vermögen zwischen 2013 und 2015 von 9,9 Billionen EUR (Eurosif: Europäische SRI-Studie 2014 - Europäische Datentabelle) auf 11 Billionen EUR (Eurosif: Europäische SRI-Studie 2016 - Europäische Datentabelle) gestiegen. Das entspricht einem Plus von 11 %. Dieser Anstieg hat sich seitdem fortgesetzt und wird voraussichtlich weiter anhalten. Er macht sich sowohl auf Nachfrage- als auch auf Angebotsseite bemerkbar. So wird beispielsweise mit einer Ausweitung des Marktes für grüne, soziale und nachhaltige Anleihen um 30 % gerechnet (Gemäß Angaben von Crédit Agricole).
Die zunehmende Fokussierung auf Nachhaltigkeit trägt ebenfalls zum Wachstum bei. Unternehmen sowie Anleger sind zunehmend bestrebt, ein Bewusstsein für ihre Fähigkeit, ihren Teil zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele leisten zu können, erkennen zu lassen. Dies führt zu Veränderungen bei der Kapitalallokation mit dem Ziel, sozialen Nutzen und nachhaltige positive Ergebnisse zu generieren.
In einer aktuellen Umfrage von HSBC gaben 59 % der befragten Unternehmen an, dass sie Investitionen zur Verbesserung ihrer operativen Nachhaltigkeit planten. 73 % der Anleger beabsichtigten laut der Umfrage, verstärkt in Anlagen mit sozialen Auswirkungen zu investieren (HSBC „Surveying corporate issuer and investor attitudes to sustainable finance“ (2017)). Auch der Klimawandel steht trotz des Skeptikers im Weißen Haus weiterhin hoch oben auf der Agenda: Die HSBC-Umfrage ergab, dass 68 % der Anleger vorhaben, mehr Kapital in klimabezogene und kohlenstoffarme Anlagen zu investieren. Diese Tendenz spiegelt sich auch auf politischer Ebene wider. Gemäß Artikel 173 des französischen Energiewende-Gesetzes für grünes Wachstum, das 2015 (dem Jahr, in dem das Pariser Klimaübereinkommen geschlossen wurde) verabschiedet wurde, sind französische Anleger verpflichtet, offenzulegen, inwiefern sie ESG- und Klimafaktoren in ihre Anlagestrategie einbeziehen. Dies regt die Debatte um die EU-weite Einführung entsprechender Grundsätze an.
Insgesamt rechnen wir damit, dass zunehmend Wert auf RI und ergebnisorientiertes RI gelegt werden wird. Das Thema Integration von ESG-Faktoren und die anhaltende Skepsis, ob diese zu einer Verbesserung der Risiko- und Performance-Eigenschaften von Portfolios führt, stellen jedoch weiterhin eine Herausforderung dar.
Iain Richards, Leiter für Responsible Investment, Columbia Threadneedle
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