„Sollte die Türkei über Nacht zahlungsunfähig werden, dürfte das bei den spanischen Banken mit den größten Engagements wahrscheinlich gerade mal die Gewinne eines Jahres ausradieren.“
Mit anderen Schwellenländern ist die Lage in der Türkei den Experten zufolge schwer vergleichbar, sie sei in gewisser Weise einzigartig. „Zwar gibt es in vielen Ländern großen Finanzierungsbedarf. Die Türkei sticht jedoch mit ihren unbesonnenen kurzfristigen, externen Schulden hervor, mit denen das Land sein breites Bilanzdefizit finanziert, während es gleichzeitig an einer extrem lockeren Geldpolitik festhält“, begründet Bhandari die besondere Situation. „Was die Türkei zu einem systematischen Problem für die Schwellenländer machen könnte, sind Kapitalkontrollen, die zu umfangreichen Verkäufen bei Schwellenländerfonds führen könnten.“
Kapitalverkehrskontrollen hält Columbia Threadneedle jedoch zumindest kurzfristig für unwahrscheinlich. „Angesichts der Abhängigkeit der Türkei von externer Finanzierung ist es wahrscheinlich, dass die Politiker Kapitalverkehrskontrollen zumindest momentan vermeiden werden“, schreibt Zara Kazaryan, Portfoliomanagerin für Schwellenländeranleihen bei Columbia Threadneedle, in einem aktuellen Kommentar. „Zahlungsschwierigkeiten und ein Bank Run sind in Anbetracht der unorthodoxen Politik der Entscheidungsträger aber nicht auszuschließen.“ Kazaryan verweist in diesem Zusammenhang vor allem auf eine mangelnde Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Zentralbank. Betroffen seien vor allem die türkische Energie-, Immobilien- und Baubranche, die sich zu einem großen Teil über Dollaranleihen finanziert hätten. In der Folge könnten türkische Banken unter Druck geraten.
Maya Bhandari, Multi-Asset-Portfoliomanagerin, Columbia Threadneedle Investments
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