Vor diesem Hintergrund werde der Präsident alles tun, um eine durch Handelsspannungen und schwache Unternehmensinvestitionen verschärfte Konjunkturabschwächung in den USA zu verhindern. „Angesichts des großen Haushaltsdefizits und des Verlusts seiner Kontrolle über den Kongress wird er Mühe haben, weitere Konjunkturimpulse durchzusetzen“, sagt William Davies, globaler Aktien-Chef bei Columbia Threadneedle. „Eine wesentlich freiere Hand hat er aber bei den Handelsgesprächen mit China. Meiner Meinung nach wird er auf diesem Weg versuchen, die US-Wirtschaft zu stimulieren.“
Obwohl der aktuelle Konjunkturzyklus in den USA theoretisch bald zu Ende gehen müsste, ist ein Abschwung in den nächsten Jahren nach Ansicht von Columbia Threadneedle nicht die wahrscheinlichste Entwicklung – und zwar aufgrund der mit der Wiederwahl verbundenen Erfordernisse. „Wahrscheinlicher ist vielmehr, dass die US-Wirtschaft nach der jüngsten leichten Wachstumsverlangsamung bis zu den US-Wahlen Ende 2020 boomen wird“, sagt Davies. „Ein stärkerer Abschwung ist wohl nach den US-Wahlen wahrscheinlicher.“
Gemäß dieser Interpretation der Ereignisse erscheint es dem Experten plausibel, dass die Aktienmärkte ausgehend von ihren Tiefstständen Ende 2018 haussierten, auch wenn die Erholung stärker ausfiel als von ihm erwartet. „Doch selbst nach dieser Erholung erscheinen die großen Aktienmärkte zurzeit nicht hoch bewertet.“ Da sich die Weltwirtschaft dem Ende dieses Zyklus nähere, sollten Anleger allerdings mit allmählich sinkenden Notierungen an den Aktienmärkten rechnen. „Denn wenn der Zyklus schließlich seinen Höhepunkt überschreitet, dürften die Gewinne sinken“, sagt Davies.
Als Wermutstropfen könnte sich Columbia Threadneedle zufolge erweisen, dass der Markt die Wahrscheinlichkeit einer Leitzinserhöhung in den USA unterschätzt. Davies verweist darauf, dass für den US-Leitzins in diesem Jahr keine Änderung erwartet wird, manche rechneten sogar mit einer Zinssenkung im Jahr 2020. „Das erscheint mir allerdings unwahrscheinlich, wenn sich die US-Wirtschaft vor den Wahlen so entwickelt wie von mir erwartet.“