„Die anstehende ,Lame Duck Session‘ des Kongresses bietet jetzt eine Chance, weitere, gezielte Hilfen zu beschließen.“ Dass das zweite Stimuluspaket angesichts der größeren Wahrscheinlichkeit eines geteilten Kongresses vermutlich kleiner ausfallen dürfte als das erste, werde wohl kein Problem sein. Die genauen Auswirkungen des Wahlausgangs seien von Branche zu Branche unterschiedlich, wobei der Ausblick vor allem für die Gesundheitsbranche eher positiv ausfallen könnte.
Columbia Threadneedle hält das aktuell wahrscheinliche Wahlergebnis einer ,geteilten Regierung‘ für das aus Anlegersicht bevorzugte Resultat. Denn so sei es schwerer, extremere Ideen umzusetzen. Moore: „Wenn demzufolge Biden mit einem republikanischen Senat ins Präsidentenamt kommt, werden seine Vorschläge, die Steuern für Unternehmen und wohlhabendere Amerikaner zu erhöhen oder einen größeren Schwerpunkt auf Regulierung zu setzen, entsprechend schwieriger umzusetzen sein.“ Das heiße aber nicht, dass beispielsweise die Unternehmenssteuern nicht steigen würden. „Durch einen erforderlichen Kompromiss könnte die Erhöhung mit vielleicht 25 Prozent anstatt der geplanten 28 Prozent aber moderater ausfallen.“ Die Experten vermuten, dass eine geteilte Regierung auch Auswirkungen auf die Vorschläge einer möglichen Biden-Administration zur Finanztransaktionssteuer, zur Erbschaftssteuer und zur Sozialversicherungssteuer haben wird.
Aus Branchensicht ist das Wahlergebnis Columbia Threadneedle zufolge unterschiedlich zu bewerten. Für das Gesundheitswesen sei es eher positiv. „Eine geteilte Regierung bedeutet, dass einige der Vorschläge mit Auswirkungen auf die Einschreibung beim Krankenversicherungsprogramm Medicare vom Tisch sind, und sie bedeutet, dass der Affordable Care Act weiterhin mit Fragezeichen behaftet bleibt“, schreibt Moore. „Mit einer republikanischen Mehrheit im Senat dürften sich auch die Sorgen um die Preisgestaltung bei Arzneimitteln legen.“
Der Ausblick für die Finanzbranche sei gemischt. „Die Wahrscheinlichkeit höherer Unternehmenssteuern ist jetzt geringer, was positiv für den Sektor wäre. Auf der anderen Seite könnten neue, strengere Regulierungsinitiativen die Branche bremsen.“
Mit Blick auf die Energiebranche vermindere eine geteilte Regierung die Chancen auf einen umfassenden Green New Deal. Zudem dürfte es schwieriger werden, neue Genehmigungen für Fracking-Anlagen auf zentralstaatlichen Ländereien zu verbieten. Moore: „Die Trump-Administration hat für Öl- und Gas- sowie Bohr- und Pipelineunternehmen viel Bürokratie abgebaut; dies könnte teilweise wieder rückgängig gemacht werden – auch mit einem republikanischen Senat.“
Der Trend zur Erzeugung von saubererem Strom dürfte sich nach Ansicht von Columbia Threadneedle fortsetzen und dabei regulierten Versorgungsunternehmen zugutekommen, selbst wenn die Republikaner im Senat das Sagen haben. „Eine geteilte Regierung erschwert das Umfeld für Steuerreformen“, schreibt Moore. „Regulierte Versorger würden aus einem Szenario mit höheren Unternehmenssteuersätzen als relative Gewinner hervorgehen, da sie diese an ihre Kunden weitergeben können.“
Den gesamten Kommentar von Colin Moore finden interessierte LeserInnen hier als PDF-Dokument.