Bei Investitionen in Hochzinsanleihen ist die Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments zuletzt vorsichtiger geworden. „Der Markt hat sich in den vergangenen Monaten erwartungsgemäß gut entwickelt. Dementsprechend sind die Risikoaufschläge auf historisch betrachtet niedrige Niveaus gesunken, sprich bei der Bewertung ist nicht mehr allzu viel Luft nach oben“, sagt Roman Gaiser, Leiter des Bereichs Anleihen in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) bei Columbia Threadneedle und Fondsmanager des Threadneedle (Lux) European High Yield Bond. Daher hat der Experte seine Portfolios zuletzt etwas vorsichtiger ausgerichtet. „Unsere Risikopositionierung liegt nun im neutralen Bereich, nachdem wir im Frühjahr und über weite Strecken des Sommers 2021 risikofreudiger als üblich waren.“
Aus regionaler Sicht findet Gaiser Chancen momentan eher in Europa als in den USA. „Denn europäische Unternehmensanleihen sind etwas günstiger bewertet als US-Titel.“ Beispielsweise lägen die Risikoaufschläge (Spreads) von Papieren mit der Ratingnote B in Europa aktuell bei rund 430 Basispunkten, in den USA hingegen nur bei rund 390 Basispunkten.
Zudem machten auf dem europäischen Markt Papiere mit BB-Ratings, sprich der besten Bewertung im Hochzinssegment, einen Großteil des Marktes aus.“ Gerade in diesem BB-Bereich sieht der Experte noch Luft nach oben. Ein wichtiger Grund dafür sei die Aussicht darauf, dass einige Unternehmen, die vor einiger Zeit ihren Investmentgrade-Status verloren haben, auf absehbare Zeit wieder heraufgestuft werden könnten. „Diese sogenannten Fallen Angels können sich also zu Rising Stars wandeln, woraus sich Anlagechancen ergeben“, sagt Gaiser. Denn mit besseren Ratings werden die Papiere wieder für mehr Investoren interessant. Mögliche Rising Stars sind aus seiner Sicht etwa Faurecia, Lufthansa, ZF Friedrichshafen, Iqvia und Thyssenkrupp.
Für Heraufstufungen zurück auf den Investmentgrade-Status gibt es Gaiser zufolge aktuell verschiedene Gründe. „Die Ertragskraft vieler Unternehmen hat sich wieder auf das Niveau von 2019 erholt. Einige Unternehmen haben sich sogar noch besser entwickelt, als es die positiven Erwartungen vermuten ließen – beispielsweise in der Automobilbranche. Zudem hat der Kapitalmarkt den Firmen in den vergangenen Monaten ermöglicht, sich finanzielle Polster zuzulegen. Insofern ist keine Insolvenzwelle zu erwarten.“
Auch wenn die Risikoaufschläge in den vergangenen Monaten zurückgegangen sind, findet Columbia Threadneedle bei Hochzinsanleihen nach wie vor interessante Gelegenheiten. Gaiser: „Mit einer Rendite von 255 Basispunkten bietet der europäische Hochzinsmarkt durchaus Chancen, auch wenn meines Erachtens nicht mehr viel Luft nach oben bleibt.“