Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte ihre Anleihenkäufe im Rahmen des PEPP-Notfallprogramms gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie jetzt reduzieren, meint die Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments. „Die EZB muss das Tempo ihrer Anleihenkäufe ohnehin zurückfahren, wenn sie den Rahmen des PEPP nicht deutlich vor dem angedachten Ende des Programms im März 2022 ausschöpfen will“, sagt Adrian Hilton, Leiter globale Zinsen bei Columbia Threadneedle Investments. „Dies beim kommenden Meeting einzuleiten, wäre sehr sinnvoll.“
Die Notenbank habe das Tempo der Käufe im März erhöht, um schärferen Finanzierungsbedingungen am Kapitalmarkt vorzubeugen. Hilton sieht dieses Ziel als erreicht an: „Auch wenn die Renditen kürzlich wegen der Äußerungen einiger Falken im EZB-Rat leicht gestiegen sind, sind die Bedingungen deutlich günstiger als vor sechs Monaten.“ Zudem werde die Notenbank mit hoher Wahrscheinlichkeit ihre Wachstums- und Inflationsprognosen nach oben korrigieren. „Das würde ihr helfen, ein geringeres Tempo bei den Anleihenkäufen zu erklären.“
Columbia Threadneedle erwartet, dass die Europäische Zentralbank das PEPP-Programm über März 2022 hinaus verlängern wird. Dafür sprächen die Wichtigkeit, welche die EZB ihrer Forward Guidance beimesse, und die Rolle von Quantitative Easing (QE) als Teil des geldpolitischen Instrumentariums. Alternativ könne die EZB ihr generelles Anleihenkaufprogramm (Asset Purchase Programme) erweitern, um die Fiskalpolitik zu unterstützen. „Unserer Ansicht nach ist es aber zu früh dafür, dass die EZB dies beim anstehenden Meeting ankündigt“, sagt Hilton.
Vor diesem Hintergrund geht Columbia Threadneedle für die kommenden Monate von geringen Kursbewegungen bei europäischen Staatsanleihen aus. „Wir erwarten, dass die Renditen sich in ziemlich engen Bandbreiten bewegen werden.“ Eines der Kernrisiken sei die Wahl zum Deutschen Bundestag am 26. September 2021. Ein linksgerichtetes Regierungsbündnis könne versucht sein, die verfassungsrechtliche Schuldenbremse abzuschaffen, um dauerhaft höhere Fiskalausgaben zu ermöglichen. Dies würde vermutlich Aufwärtsdruck auf die Anleihenrenditen ausüben. „Für viele höher verschuldete Länder ist das Bekenntnis der EZB, günstige Finanzierungsbedingungen in der Eurozone aufrecht zu erhalten, unserer Ansicht nach eine Rückversicherung gegen signifikant höhere Risikoaufschläge – auch bei einem geringeren Tempo der PEPP-Käufe.“