Die meisten Firmen sollten diesen Weg meistern. „Aber es ist ungewiss, wie die Gewinnprofile dieser Firmen in drei bis fünf Jahren aussehen werden. Unserer Schätzung nach betrifft dies etwa 40 Prozent des chinesischen Aktienmarktes. Infolgedessen dürften die Bewertungsaufschläge, die Investoren zu zahlen bereit sind, künftig niedriger ausfallen.“ Vor diesem Hintergrund habe sich Columbia Threadneedle beispielsweise komplett von seinen Positionen im Technologieunternehmen Tencent getrennt.
Gleichzeitig weist die Fondsgesellschaft darauf hin, dass Anleger die momentanen regulatorischen Initiativen nicht gleichsetzen sollten mit dem, was die Behörden kürzlich im Online-Bildungsbereich unternommen haben. Ende Juli hatte die chinesische Regierung eine Reform des privaten Bildungssektors angekündigt. Unter anderem sollen Firmen aus diesem Sektor künftig nur gemeinnützig agieren und keine Gewinne mehr ausweisen oder an die Börse gehen. Columbia Threadneedle zufolge dürfte die Lage mit Blick auf die Technologiebranche anders sein: „Im Fall Big Tech ist es sehr wahrscheinlich, dass die chinesische Regierung erkennt, dass sie profitorientierte Unternehmen braucht, um ein weiteres politisches Ziel zu erreichen: größere technologische Unabhängigkeit.“ Dieses Ziel sei angesichts des Verhältnisses zu den USA seit 2018 noch wichtiger geworden. Daher ist Ebtehadj überzeugt: „Peking hat nach wie vor ein Interesse daran, dass Technologiefirmen sich gut entwickeln, aber eher so, dass es den politischen Zielen entspricht.“
Für eine Antwort auf die Frage, ob die neuen Regulierungsbemühungen in China das Land als Ziel für Anleger uninteressant machen könnten, ist es Columbia Threadneedle zufolge zu früh. „Denn jüngste Äußerungen von Regierungsvertretern legen nahe, dass die chinesische Regierung sich nach wie vor zu den Prinzipien des Marktes bekennt“, schreibt Ebtehadj. „Extreme Verbote hinsichtlich der Gewinnorientierung von Unternehmen dürften sich auf den Bildungsbereich beschränken.“
Gleichzeitig bleibe China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, so dass sich weiterhin Anlagechancen böten. „Wir halten einige Unternehmen mit signifikantem China-Geschäft, die anderswo gelistet sind. Und wir sind optimistisch, was die Wachstumsaussichten dieser Firmen angeht – insbesondere, wenn ihre Geschäftsmodelle in Einklang mit den politischen Zielen stehen.“ Beispielsweise dürften Chinas Pläne zur Dekarbonisierung Herstellern von Elektrofahrzeugen und deren Zulieferern Rückenwind bescheren, etwa TE Connectivity. Zudem sei die chancenreiche Kehrseite der Regulierung im Bildungsbereich, dass die Regierung sportliche Aktivität fördern wolle. Davon könne unter anderem der Sportartikelhersteller Adidas profitieren.