„2022 könnte ein interessantes Jahr für den chinesischen Aktienmarkt werden. Die People's Bank of China (PBoC) signalisierte, geldpolitische Instrumente einzusetzen, um die Wirtschaft und das Wachstum anzukurbeln. Die USA und China werden eine gegenteilige Geldpolitik verfolgen – während die Fed strafft, leitet China einen Lockerungszyklus ein. Im vergangenen Jahr sorgte Chinas regulatorische Neuausrichtung für Schlagzeilen, ebenso wie die „Zero-Covid”-Politik und der Schuldenabbau im Immobiliensektor. Wir glauben jedoch, dass wir den schmerzlichsten Punkt bereits überschritten haben.
Wir denken, dass der Ende 2020 begonnene Regulierungszyklus mit Blick auf die Wahlen in diesem Jahr vorhersehbarer sein wird. Die Regierung setzt auf den Gedanken des allgemeinen Wohlstands. Daher glaubt das Team nicht daran, dass die Demontage des Privatsektors das Ziel der Regierung ist – immerhin macht dieser 60 % des chinesischen BIPs aus und beschäftigt 80 % der städtischen Bevölkerung [1]. Aus unserer Sicht stehen viele der politischen Ziele vielmehr auf der „Wunschliste” westlicher Volkswirtschaften, z. B. der Datenschutz und die Eindämmung monopolistischer Praktiken. Langfristig kann dies nur positiv sein, da eine verringerte Einkommensungleichheit und eine wachsende Mittelschicht die wirtschaftliche Neuausrichtung auf den Konsum beschleunigen dürften.
Zudem gibt es Anzeichen für ein Nachlassen der Maßnahmen zum Schuldenabbau im Immobiliensektor, wie z. B. die Lockerung der Verfügbarkeit von Hypotheken. Zukünftig erwarten wir eine kontinuierliche geld- und fiskalpolitische Lockerung. Einige dieser Maßnahmen haben wir jüngst bereits erlebt, als die PBoC Ende 2021 eine Senkung des Mindestreservesatzes und im Januar 2022 Zinssenkungen ankündigte.
Unser Schwerpunkt liegt auf Investitionen, die von der chinesischen Politik gestützt werden. Wir glauben, dass viele Sektoren von der Regierungsagenda profitieren werden, die sich auf Wohlstand und Produktivität konzentriert. Im Jahr 2020 erreichte das chinesische Pro-Kopf-BIP 10.000 USD, was einem Drittel des koreanischen Pro-Kopf-BIP von 31.000 USD und einem Sechstel des US-BIP pro Kopf von 63.000 USD entspricht [2]. Dieses Wachstumspotenzial bietet verschiedene Möglichkeiten für langfristig aktive Investoren.
In unseren Portfolios fokussieren wir uns hauptsächlich auf Dekarbonisierung – China will bis 2030 den Höhepunkt der Kohlenstoffemissionen erreichen und bis 2060 kohlenstoffneutral werden. Unser Team legt großen Wert auf verantwortungsvolle Investitionen, die im Jahr 2022 noch wichtiger werden. Wir investieren auch in mehreren Aktien aus den Bereichen Elektrofahrzeug-Lieferkette und erneuerbare Energien.
Wir glauben, dass strukturelle Wachstumschancen weiterhin den Kern unserer Portfolios bilden sollten. Daher verfolgen wir den Barbell-Ansatz mit hochwertigen zyklischen Wachstumsunternehmen. Viele Anleger konzentrieren sich zu sehr auf Top-Down-Erwägungen und übersehen dabei unternehmensspezifische fundamentale sowie ökologische, soziale und Governance-Faktoren; daher verbessern wir die Qualität der Aktien in unseren Portfolios kontinuierlich, indem wir Marktschwankungen nutzen.“
Jin Xu, Portfoliomanager für asiatische Aktien, Columbia Threadneedle
1 insight.factset.com
2 Weltbank, 28. Januar 2022, data.worldbank.org