„Die EZB verabschiedete sich heute endgültig von den seit acht Jahren geltenden Negativzinsen und beschloss, den angekündigten Umfang der ersten Zinserhöhung zu verdoppeln, wobei sie sich auf die aktualisierte Einschätzung der Inflationsrisiken durch den EZB-Rat berief. Die Erwartungen waren in den letzten Tagen gestiegen, nachdem "Quellen" angedeutet hatten, dass eine Erhöhung um 50 Basispunkte in Betracht gezogen wurde. Durch diesen ersten größeren Schritt kann der EZB-Rat nun den künftigen Zinspfad von Sitzung zu Sitzung bewerten. Die Märkte erwarten bis zum Jahresende weitere 140 Basispunkte an Zinserhöhungen, was auf einen stetigen Pfad von halbprozentigen Schritten pro Sitzung hindeutet. Eine Verschlechterung der Wirtschaftslage in den kommenden Monaten könnte jedoch zu einer vorzeitigen Beendigung des Straffungszyklus führen.“
„Das Scheitern der italienischen Regierungskoalition und der Rücktritt des italienischen Regierungschefs Mario Draghi haben zu einer abrupten Ausweitung der Renditespannen zwischen italienischen und deutschen Bundesanleihen geführt, was sich als Hindernis für eine reibungslose Übertragung der Geldpolitik erweisen könnte. Auf wiederholte Nachfragen während der Pressekonferenz wollte Präsidentin Lagarde jedoch nicht verraten, ob eine Verschärfung der finanziellen Bedingungen, die durch eine selbstzerstörerische Innenpolitik verursacht wird, die Anwendung des neuen Transmissionsschutzinstruments (Transmission Protection Instrument, TPI) rechtfertigen würde. Zum jetzigen Zeitpunkt glauben wir nicht, dass dies der Fall ist, da es keine Ansteckungsgefahr für andere Peripherierenditen gibt.“
Dave Chappell, Fixed Income Senior Portfolio Manager at Columbia Threadneedle Investments