„Der unverantwortliche Haushaltsplan von Kwasi Kwarteng mit seinen Steuersenkungen (und der Streichung von Steuererhöhungen) ist vom Tisch. Der neue Schatzkanzler hat unserer Ansicht nach gute Chancen, ein gewisses Maß an Vertrauen in Großbritannien und seine Finanzinstitute wiederherzustellen. Doch nationale und internationale Gegebenheiten haben die Bedingungen für die Leitzinsen und die Wirtschaft radikal verändert.
In den USA sind die Zinserwartungen stark gestiegen. Noch im Juli schien sich der US-Arbeitsmarkt zu entspannen. Die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung nahmen zu. Die Märkte erwarteten von der US-Notenbank eine Wende hin zu einer lockeren Geldpolitik, und man rechnete mit einer Senkung des Leitzinses ab dem nächsten Frühjahr. Doch das war eine Fehlannahme. Die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung wurden wieder weniger, und die Inflationsängste in den USA nahmen zu.
Der für Mitte nächsten Jahres erwartete Zinssatz ist in den USA um fast zwei Prozentpunkte gestiegen. Die europäischen Zinssätze sind zwar niedriger, aber auch sie haben sich im gleichen Zeitraum um zwei Prozentpunkte erhöht. All dies führt zu einem Aufwärtsdruck auf die britischen Zinssätze und zu einem Abwärtsdruck auf das britische Pfund.
Angesichts der drohenden Rezession in Großbritannien infolge des Anstiegs der Energiepreise gingen viele davon aus, darunter auch die Bank of England, dass dies den Inflationsdruck dämpfen würde, sodass die Leitzinsen nur geringfügig steigen müssten. Der Plan von Liz Truss, die Energiepreise zu deckeln, änderte dies. Zusammen mit dem Vertrauensverlust aufgrund der verfehlten Finanzpolitik haben die Märkte nun beschlossen, dass die britischen Leitzinsen noch schneller steigen müssen als die Zinssätze in Europa und den USA.
Kurz nach Bekanntgabe des Haushaltplans von Kwasi Kwarteng, wurde erwartet, dass die Leitzinsen im nächsten Frühjahr auf 6,25 Prozent steigen. Inzwischen ist dieser Wert auf etwas über 5 Prozent gesunken. Das sind immer noch schlechte Nachrichten für den bereits geschwächten Immobilienmarkt. Die durch den Haushaltsplan ausgelösten Marktturbulenzen führten zu geplatzten Verkäufen und künftig sinkenden Hauspreisen.
Durch die Begrenzung der Energiepreise hat Liz Truss eine schwere Rezession über den Winter abgewendet. Ich begrüße diese Politik. Aber es handelt sich um eine massive, unbefristete Subvention, und der damit verbundene Anstieg der Zinssätze bedeutet, dass eine Rezession immer noch unser Hauptszenario ist.
In normalen Zeiten würden höhere britische Zinssätze das Pfund stärken. Doch Großbritannien hat ein massives Leistungsbilanzdefizit, das Vertrauen in das Land ist erschüttert und die Zinsen in Übersee steigen. Trotz der Erholung von den Tiefstständen vor drei Wochen bin ich nach wie vor negativ gegenüber dem britischen Pfund eingestellt und erwarte, dass es in diesem Winter unter die Parität mit dem US-Dollar fällt.“
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