Auf der Weltnaturkonferenz COP15 in Montreal hat eine Gruppe institutioneller Investoren die Gründung von „Nature Action 100“ angekündigt. Die globale Initiative will über den kritischen Dialog Portfoliounternehmen den dringenden Handlungsbedarf in Bezug naturbezogener Risiken und deren Wechselwirkungen aufzeigen und damit das Global Biodiversity Framework der Vereinten Nationen ergänzen. Unternehmen sollen mehr Verantwortung für den Biodiversitätsverlust übernehmen und der Entwicklung stärker gegensteuern. Die Initiative wird von Ceres und der Institutional Investors Group on Climate Change unterstützt und auf der technischen Seite von der Finance for Biodiversity Foundation und von Planet Tracker beraten.
Wesentliche finanzielle Risiken durch Biodiversitätsverlust
Columbia Threadneedle Investments gehört zu den elf Investmenthäusern der ersten Stunde von Nature Action 100. In einem aktuellen Kommentar erläutern die beiden Responsible-Investment-Analysten Harry Ashman und Joe Horrocks-Taylor, warum Investoren sich dringend mit dem Thema Biodiversität auseinandersetzen müssen und wie man die Risiken auf Unternehmensseite identifizieren und adressieren kann: „Die Biodiversität sinkt rapide. Unternehmen sind für diesen Verlust mitverantwortlich, und gleichzeitig erhöhen sich dadurch ihre Geschäftsrisiken.“ Die Zerstörung der Natur, die auch eng mit dem Klimawandel zusammenhänge, berge den beiden Experten von Columbia Threadneedle zufolge auch wesentliche finanziellen Risiken für Vermögensverwalter.
Vielfältige Bedrohung der natürlichen Vielfalt
Drei Viertel der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen mit einem Wert von 2,4 Billionen US-Dollar werden auf natürliche Weise bestäubt. Schätzungen zufolge hängen insgesamt zwischen 44 und 150 Billionen US-Dollar der globalen Wirtschaftsleistung von Natursystemleistungen ab. „Mit dem Raubbau an der Natur gehen auch massive ökonomische Risiken einher“, so Ashman und Horrocks-Taylor. So sei der durch die Landwirtschaft versursachte Verlust an Habitaten größtenteils dafür verantwortlich, dass über 24.000 Arten vom Aussterben bedroht sind. „Nahezu ein Drittel der UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten sind durch Bergbau, Öl- oder Gasförderung bedroht, und 27% des gesamten Verlusts an Ökosystemleistung gehen auf chemische Verunreinigungen zurück.“ Die Biodiversität wird durch den fortschreitenden Klimawandel, Landnutzung, Verschmutzung, Rohstoffabbau und invasive Arten vorangetrieben. Ein Großteil davon geht auf wirtschaftliche Aktivitäten und Unternehmen zurück.
Unternehmen besser verstehen und zum Handeln bewegen
Auch wenn die Einflussfaktoren im Hinblick auf Biodiversität im Vergleich zum Klimawandel viel komplexer sind, ist Columbia Threadneedle bis einschließlich Oktober 2022 mit 391 Emittenten bzw. Unternehmen in den kritischen Dialog über naturrelevante Themen wie biologische Vielfalt, Landnutzung und Entwaldung, Wassermanagement etc. getreten. „Bei 61% dieser Engagements haben wir gleichzeitig über Klimathemen gesprochen. Die beiden Themen sind eng miteinander verwoben. Über die Nature Action 100 Initiative wollen wir gemeinsam mit anderen Investoren noch effektiver auf die Unternehmen mit dem größten Anteil an der Naturzerstörung oder den größten Abhängigkeiten einwirken“, schreiben die Investmentexperten. „Unserer Analyse zufolge sind der Nahrungsmittel- und Getränkesektor sowie Tabak am stärksten von der Natur abhängig. Der Energiesektor hat jedoch die größten Auswirkungen auf die Biodiversität.“
Den kompletten englischsprachigen Report mit Details über den Engagement-Ansatz von Columbia Threadneedle Investments sowie Best-Practice-Beispielen finden Sie hier.
Die offizielle Gründung von Nature Action 100 ist für das Frühjahr 2023 geplant. Mehr Informationen zur Initiative finden Sie hier.