- Zentralbanksitzungen, die Veröffentlichung wichtiger Wirtschaftsdaten und die Bekanntgabe von Unternehmensgewinnen versprechen für die Finanzmärkte eine ereignisreiche Woche.
- In Europa sind die Erdgaspreise kurzfristig auf das Niveau von vor dem Ukraine-Konflikt gesunken und könnten weiter fallen. Für Inflation und Wachstum ist das ein gutes Zeichen.
- Zu Beginn des Frühlings dürfte sich das Verbrauchervertrauen in Europa erholen, und die Ausgaben dürften der Wirtschaft Auftrieb verleihen.
- Ein ähnlicher Trend ist auch im Vereinigten Königreich zu beobachten. Allerdings belasten dort gestiegene Hypothekenzinsen die Kaufkraft und die Stimmung der Verbraucher.
Nachdem er seine Prognose bereits nach oben korrigiert hatte, geht Steven Bell auch weiterhin davon aus, dass die wirtschaftliche Entwicklung angenehm überrascht. Die aktuelle Woche sei für die Märkte wichtig: Die drei der großen Zentralbanken tagen, wichtige Wirtschaftsdaten werden veröffentlicht und nicht weniger als 143 Unternehmen des S&P 500 werden ihre Gewinne bekannt geben. „Das finanzielle Umfeld könnte nächste Woche um diese Zeit bereits ganz anders aussehen als heute“, so der Ökonom. Und im Frühjahr und Sommer könnten die europäischen Volkswirtschaften, einschließlich des angeschlagenen Vereinigten Königreichs, sogar ein viel gesünderes Bild abgeben.
Gaspreise dürften sinken
Entscheidend seien die Erdgaspreise: Obwohl der schreckliche Konflikt in der Ukraine anhält, haben die Kräfte von Angebot und Nachfrage in Verbindung mit dem günstigen Wetter zu einem starken Rückgang der Erdgaspreise in Europa geführt. Die Futures-Preise für kurzfristige Lieferungen sind auf das Vorkriegsniveau zurückgefallen, und selbst die Preise für den nächsten Winter sind seit dem Höchststand im letzten Herbst deutlich gesunken. „Es ist davon auszugehen, dass die Gaspreise weiter sinken werden. Das bedeutet eine niedrigere Inflation und ein besseres Wachstum“, so der Experte.
Im Vereinigten Königreich wird die staatliche Energiepreisgarantie von derzeit 2.500 Pfund im April auf 3.000 Pfund steigen. Allerdings werde Schatzkanzler Jeremy Hunt die Erhöhung wieder zurücknehmen. Die entscheidende Neuigkeit für den Columbia-Threadneedle-Chefvolkswirt ist jedoch, dass die Obergrenze von 2.500 Pfund in der zweiten Jahreshälfte möglicherweise überhaupt nicht mehr erreicht wird und die tatsächlichen Kosten eher bei ungefähr 2.000 Pfund pro Haushalt liegen könnten. In Europa dürfte sich ein ähnliches Bild ergeben, auch wenn jedes Land über unterschiedliche Fördersysteme verfüge.
Sinkender Energieverbrauch hebt Verbrauchervertrauen
Hinzu kommt laut Steven Bell noch eine wichtige und offensichtliche Tatsache: „Wärmeres Wetter und längere Tage bedeuten, dass das Volumen des Energieverbrauchs sinken wird. Das Ergebnis ist, dass die schwer gebeutelten europäischen Verbraucher einen positiven Impuls erhalten“. In dem Maße, wie sich ihr Vertrauen verbessert, werden sie wahrscheinlich beginnen, ihre „Sparschweine“ zu plündern. Im Gegensatz zu ihren Vettern in den USA seien die europäischen Verbraucher bisher zu nervös gewesen, um ihre Ersparnisse auszugeben. „Aber das könnte sich ändern“, so der Chefökonom.
Zwar dürfe die Verbesserung nicht überbewertet werden. Es gebe immer noch große Probleme in Europa, und das Vereinigte Königreich habe mit der Last der gestiegenen Hypothekenzinsen zu kämpfen. „Aber angesichts des vorherrschenden Pessimismus und der schwachen Daten, die im Zusammenhang mit dem Winter veröffentlicht werden dürften, lohnt es sich, an der Aussicht auf ein besseres Frühjahr und einen besseren Sommer festzuhalten“, so Bells Fazit.