Schaufeln im Goldrausch: Keine KI ohne Mikrochips

Columbia Threadneedle Investments | 27.04.2023 13:30 Uhr
Harry Waight, Portfolio Manager, Global Equities bei Columbia Threadneedle Investments / © e-fundresearch.com / Columbia Threadneedle Investments
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  • Künstliche Intelligenz ist mit Tools wie ChatGPT in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückt und dürfte sich als bedeutendste Technologie der nächsten zehn Jahre erweisen.
  • Für Anleger ist es jedoch nur sehr schwer möglich einzuschätzen, welche Start-ups in Zukunft erfolgreich sein werden.
  • Ebenso wie man im Goldrausch mit dem Verkauf von Schaufeln reich werden kann, egal, ob letztlich Gold gefunden wird, bilden Chips das Rückgrat des KI-Booms: Nur sie gewährleisten die nötige Rechenleistung.
  • Ein spannendes Unternehmen im Bereich der Chipfertigung ist der Halbleiterhersteller TSMC. Dieser ist einer der führenden Anbieter und dürfte vom Boom bei künstlicher Intelligenz profitieren. 
  • Ein weiterer interessanter Akteur ist ASML, dessen Lithografiesysteme für die Miniaturisierung von Halbleitern unverzichtbar sind. ASML ist in diesem Bereich nahezu konkurrenzlos und hat zudem einen enormen Vorsprung in Sachen Forschung und Entwicklung.

Künstliche Intelligenz (KI) gibt es schon seit Jahrzehnten, doch erst in den letzten eineinhalb Jahren hat sie ihr Schattendasein allmählich hinter sich gelassen – und dürfte zur bedeutendsten Technologie der nächsten zehn Jahre werden. Aktuell ziehen verbraucherorientierte sprachgenerierende KI-Tools wie ChatGPT die Öffentlichkeit in ihren Bann. Innerhalb von zwei Monaten nach ihrer Einführung hatte ChatGPT 100 Millionen Nutzer und ist damit die am schnellsten wachsende Anwendung aller Zeiten. Zum Vergleich: Um solche Nutzerzahlen zu erreichen, benötigte TikTok neun Monate und Instagram geschlagene zweieinhalb Jahre.

ChatGPT wurde mit Unmengen an Daten aus dem Internet trainiert und wurde jetzt durch die Interaktion mit ebendiesen Millionen von Nutzern verfeinert – jetzt kann das Programm Bücher und Gedichte schreiben, Fragen beantworten, E-Mails und Pitches verfassen, Urlaub planen, juristische Präzedenzfälle zusammenfassen und anspruchsvollen Code schreiben. Der Chatbot kann sogar Witze erzählen – deren Qualität liegt jedoch im Auge des Betrachters.

KI wird Entscheidungsprozesse und kreatives Arbeiten noch stärker automatisieren, als Robotersysteme dies mit körperlichen Tätigkeiten tun – Ihren Klempner wird es also vielleicht noch viel länger geben als Ihren Steuerberater. Im Prinzip kann KI die Arbeit der meisten Büroangestellten fast kostenfrei übernehmen. Aus diesem Grund sind gerade viele Investoren auf der Suche nach jenen Unternehmen, die in diesem Bereich zu den Gewinnern gehören werden. Es gibt bereits über 500 Start-ups für sprachgenerierende KI, und diese konnten binnen kürzester Zeit mehr als 11 Milliarden US-Dollar an Beteiligungskapital von Investoren ansammeln, die verzweifelt nach einem lukrativen neuen Hype suchen.  Die 10 Milliarden US Dollar, die Microsoft in OpenAI investiert hat, sind hier nicht mitgerechnet.

Im Goldrausch soll man Schaufeln kaufen

Aus Investorensicht ist es jedoch unglaublich schwer einzuschätzen, welche dieser Start-ups künftig die großen Player sein werden und welche sang- und klanglos untergehen – oder ob die KI-Technologie letztlich zum allgegenwärtigen Standard wird, ohne dass sich damit Profit erzielen ließe. Wie bei jedem Goldrausch kann man aber auch mit dem Verkauf von Schaufeln reich werden, selbst wenn am Ende gar kein Gold gefunden wird. Im KI-Goldrausch heißen die Schaufeln „Chips“: Sie werden die notwendige Rechenleistung liefern, damit Maschinen für uns denken können.

Eine Möglichkeit, um als Anleger an dieser Entwicklung teilzuhaben, ist TSMC. TSMC ist der weltweit führende Halbleiterhersteller mit einem globalen Marktanteil von weit über 50 Prozent im Bereich Chipfertigung. Die von TSMC hergestellten Chips kommen überall zum Einsatz: von Smartphones über Fahrzeuge bis hin zu Hardware im Gesundheitswesen. Sie tragen dazu bei, Rechenleistung und die Nutzung von Speicherplatz zu verbessern und gleichzeitig billiger zu machen, wodurch solche Technologien noch viel mehr Menschen rund um den Globus zugänglich werden. Dabei ist jedes der 7 Milliarden Smartphones, die 85 Prozent der Weltbevölkerung mit sich herumtragen, exponentiell leistungsfähiger als der Computer, mit dem die NASA Apollo 11 steuerte. 

Bessere KI wird wir immer mehr Rechenleistung benötigen, sodass auch der Bedarf an Chips immer weiter zunehmen wird. Untersuchungen von OpenAI zufolge hat sich die Rechenleistung, die für das Training der größten KI-Modelle erforderlich ist, seit 2012 alle 3,4 Monate verdoppelt – ein atemberaubender Anstieg. Nvidia, Google, Apple und andere Unternehmen werden massiv in die Entwicklung hochmoderner Chips investieren, um dem Bedarf an immer höherer Rechenleistung gerecht zu werden – und natürlich werden sie diese Chips von TSMC herstellen lassen. Applied Materials geht davon aus, dass der Umsatz der Chipindustrie im „KI-Zeitalter“ von 500 Milliarden US-Dollar pro Jahr auf 1 Billion US-Dollar anwachsen wird. TSMC und Nvidia, deren Grafikprozessoren (GPUs) im Bereich der KI den Ton angeben, werden dieses Wachstum am stärksten zu spüren bekommen. Dabei spielt es keine Rolle, welches verbraucherorientierte KI-Unternehmen am Ende die Nase vorn hat.

Ein weiteres unserer Investments ist das Unternehmen ASML. Dieses steht weiter oben in der Lieferkette und ist einer der weltweit führenden Anbieter von Lithografiesystemen, welche mithilfe von Licht Schaltkreise auf Siliziumwafer strukturieren. Diese Strukturierungssysteme sind für die Miniaturisierung von Halbleitern unverzichtbar. ASML hat über einen Zeitraum von 17 Jahren mehrere Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung investiert und sich so einen Weltmarktanteil von 100 Prozent in der Extrem-Ultraviolett-Lithografie (EUV) aufgebaut. Mit dieser Methode werden besonders fein strukturierte Schaltkreise auf Chips angebracht. Zur Generierung dieses EUV-Lichts strahlt ein CO2-Laser zwei separate Laserpulse auf einen sich schnell bewegenden Zinntropfen, wodurch das Zinn verdampft und EUV-Licht erzeugt wird. Dies geschieht bis zu 50.000 mal pro Sekunde.

Jede dieser EUV-Anlagen kostet hunderte Millionen Dollar und es dauert 12 bis 18 Monate, um sie herzustellen, unter anderem, weil buchstäblich Tausende von Zulieferern beteiligt sind. Jede an TSMC, Intel und Samsung ausgelieferte Anlage wiegt sage und schreibe 180 Tonnen, weshalb sie zerlegt und in 40 Containern mit mehreren Flugzeugen transportiert werden muss. Ist sie beim Chiphersteller angekommen, muss sich ein Team von ASML vor Ort um die Wartung kümmern. Die Firma hat in Sachen Forschung und Entwicklung einen enormen Vorsprung gegenüber ihren Konkurrenten und einen Auftragsbestand in zweistelliger Milliarden-Dollar-Höhe. Die überaus hochentwickelten Maschinen sind theoretisch so präzise, dass sie vom Mond aus Ihren Daumen mit einem Laserpointer treffen könnten.

Strukturelle Nachfrage nach Chips

Der Siegeszug der künstlichen Intelligenz in der Wirtschaft und der Welt wird sich gewiss als bemerkenswerter, umwälzender und vielleicht auch nervenaufreibender Prozess erweisen. Im Zuge dessen dürften etliche Unternehmen neu entstehen. Andere wiederum werden vom Markt verschwinden und ganze Arbeitsweisen werden sich für immer verändern. Eines ist aber so gut wie sicher: Der Bedarf an Rechenleistung wird stetig zunehmen und Chips werden hier Abhilfe schaffen. Aus unserer Sicht sind TSMC und ASML die zwei Unternehmen mit der besten Marktstellung weltweit und bilden das Rückgrat des Booms bei der Chipherstellung.

Von Harry Waight, Portfolio Manager, Global Equities bei Columbia Threadneedle Investments

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